Porträt

laut.de-Biographie

Schmyt

Wo sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere. Mit der Auflösung der Band Rakede und dem Start seiner Solo-Karriere beginnt ein neuer Abschnitt im Leben des Julian Schmit. Sieben Jahre lang hatte er als "Triebwerk 1", zuständig für Gesang und Gitarre, in der 2006 gegründeten Band fungiert. Unter seiner Mitwirkung entstanden sind dabei zwei Alben und zwei EPs. Ob die Rakede abgestürzt ist oder die Triebwerke einfach nur eingerostet sind, lässt sich von außen schwer beurteilen. Die Bekanntgabe der Auflösung im Juni 2020 auf Instagram klingt jedenfalls wie folgt: "Ihr habt gefragt, ihr habt's geahnt: Die Rakede hört auf. Das Mutterschiff wird zurückgelassen. Die Triebwerke laufen alleine weiter".

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Für Schmyt fällt der Startschuss der Solokarriere schon Monate zuvor. Im Februar 2020 erscheint zunächst eine Zusammenarbeit mit Yassin für den Soundtrack des Romans "Taubenleben" von Paulina Czienskowski und im April mit "Monoton" eine weitere Kollaboration von Schmyt mit Megaloh und Majan auf dessen EP "BOI". "Monoton", auf dem besonders Megaloh seine Stärke ausspielt, schlägt voll ein und erzielt innerhalb eines Jahres mehrere Millionen Streams auf Spotify.

Einen Namen für sich selbst macht sich Schmyt allerdings erst mit der Veröffentlichung seiner ersten beiden Solo-Singles. "Niemand" erscheint am 17. April 2020 und gibt eindrucksvoll Auskunft darüber, was von diesem (damaligen) Geheimtipp zu erwarten ist. Zu diesem Zeitpunkt viel bekannter als er selbst ist hingegen der Produzent, der sowohl für die erste Single "Niemand" als auch die zweite Single "Taximann" verantwortlich ist: Bazzazian. Richtig, der Mann, der dem Liebling des Feuilletons Haftbefehl seinen Sound über seit vielen Jahre quasi auf den Leib schneidert. Doch während Bazzazians kompromisslose Drums und dunkle 808s bei Haftbefehls Liedern für die Härte der Straße, die Perspektivlosigkeit und die Depressionen im Ghetto stehen, untermalen sie in den Stücken von Schmyt zunächst den Schwermut eines von Liebeskummer vergifteten und hoffnungslos verliebten Ex-Freundes.

Doch wie ist diese Kombination eigentlich zustande gekommen ist? Im Interview mit Puls Musik berichtet Schmyt, Bazzazian hätte seine selbst produzierte und laut Schmyt "ziemlich beschissen" klingende Demoversion von "Taximann" gehört und "gefühlt". Sie habe ihn so sehr interessiert, dass sie beiden daraufhin zusammengekommen sind: "Es ist schwer zu überhören, dass wir beide offenbar eine ähnliche Melancholie und Schwere in der Musik suchen und deswegen funktioniert das". So einfach kann es manchmal gehen. Auch bei der Produktion der beiden Videos für die Singles setzt Schmyt auf Konstanz: Sowohl "Niemand" als auch "Taximann" werden von Valentin Hansen gedreht, der ebenfalls aus Berlin stammt und selbst melancholische und aufwändig produzierte Musik macht.

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Das trojanische Pferd der Deutschpop-Gefühlsduselei.
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Nach außen hin wird es nach der Veröffentlichung von "Niemand" und "Taximann" zunächst sehr ruhig um Schmyt. Hinter den Kulissen arbeitet er aber mit Hochdruck an diversen Projekten. Obwohl Schmyt erst so kurze Zeit als Solokünstler unterwegs ist, hat die Liste der Kollaborateure und der sonstigen Künstler, mit denen er in Verbindung gebracht wird, bereits Rang und Namen: Till Lindemann (höchstwahrscheinlich durch "Aller Tage Ist Kein Sonntag" mit David Garrett und Bazzazian), Haftbefehl, RIN, Tua, Samy Deluxe, Seeed, LEA und Tim Bendzko. Für die letztgenannten hat Schmyt in der Vergangenheit bereits Songs geschrieben oder zumindest daran mitgewirkt. Sein eigener Pop, wenn man seinen Sound so nennen will, hat allerdings gänzlich wenig mit Lea oder Tim Bendzko zu tun. Auch vom Stil seiner ehemaligen Band stellt Schmyts Musik eine Abkehr dar. Das deuteten die Singles "Niemand" und "Taximann" an und zeigt sich schließlich noch stärker mit der Veröffentlichung seiner ersten EP "Gift".

Ohne lange Vorankündigung erscheint "Gift" im April 2021 über das Label Division, also ein Jahr nach "Niemand" und kurz nach dem Release der dritten Singe "Gift" mit dem Rapper RIN. Qualitativ extrem hochwertige Produktion, ungewöhnliches Songwriting, poetische Texte, Melancholie, unerwartete Akkordfolgen und Tonart-Wechsel: Schmyts erstes Solo-Projekt klingt vielversprechend, auch wenn von mancher Seite gefordert wird, er könne noch mehr Facetten seines musikalischen Charakters zeigen. Zahlreiche Kollegen und Kolleginnen im Musikgeschäft beglückwünschen Schmyt zu diesem Projekt, und es gelingt ihm, alte Fans zurück und neue dazu zu gewinnen. Musikjournalisten wie Alex Barbian bezeichnen Schmyt bereits mit Mine und Danger Dan als Vorreiter der "Neuen Deutschen Ballade", einer Mischform aus Pop und Hip-Hop.

Wer Privates über Schmyt erfahren möchte, wird enttäuscht, denn Interviews sind eher rar gesät und befassen sich vornehmlich mit Musik. Stöbert man in älteren Interviews, die der Künstler als Mitglied der Band Rakede gegeben hat, so stellt man fest, dass er Frank Ocean und David Bowie als seine musikalischen Helden nennt. Den Einfluss von Frank Ocean, insbesondere seines Werkes "Channel Orange", hört man der Debüt-EP "Gift" sogar teilweise heraus.

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Kurz nach der gefeierten Veröffentlichung von "Gift" geht es Schlag auf Schlag weiter: Universal Music Publishing gibt das Signing des sicherlich von mehreren Labels umworbenen Künstlers bekannt. Schmyt wird als "echtes Ausnahmetalent, das eine neue Generation von Songwritern prägen wird", bezeichnet. Zudem steuert Schmyt gemeinsam mit Bausa Vocals für die Kollaboration "Leuchtreklame" bei und ist damit auf dem "Schwarzen Album" von Haftbefehl vertreten. Allerdings ist er in diesem Fall nur die zweite Wahl: Eigentlich hatte sich Haftbefehl den legendären Udo Lindenberg für diesen Song gewünscht.

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Schmyt - Gift: Album-Cover
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  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2021 Gift

Kritik von Florian Düker

Bazzazian-808s and Heartbreak. (0 Kommentare)

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    Geht ab wie Schmyts Katze.

    https://www.instagram.com/derschmyt/?hl=en

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