laut.de-Kritik

Beständig und stilistisch breit aufgestellt wie eh und je.

Review von

2005 gelang Oliver Koletzki mit dem Track "Der Mückenschwarm" der Durchbruch. Im selben Jahr gründete der Wahlberliner das Label Stil vor Talent, auf dem auch, abgesehen von "I Am OK" für Universal, sämtliche seiner Longplayer erschienen sind. Nun veröffentlicht der 49-jährige mit "Trip To Sanity" sein zehntes Studioalbum auf Vinyl und als Download, wobei beide Formate eine unterschiedliche Trackanordnung besitzen.

In "My Last Attempt", das die Vinylversion einleitet, setzt er noch auf vertraute Tech House-Klänge, pendelnd zwischen Melancholie und Euphorie. Aber schon mit "Oliver's Silly Jam", das zusammen mit Oliver Klostermann entstand, schlägt er mit jazzigen Rhythmen eine ganz andere Richtung ein. In "Get On The Bus" nimmt er dann eine kurze Abfahrt in Richtung Disco. "Stay Until The Light" mit Niko Schwind feat. Talmirage bietet wiederum kühle Electro Pop-Töne, während es in "Heart On Hold" zusammen mit Fritz Kalkbrenner in soulige Techno-Gefilde geht. "Mind Games" mit Natascha Polké durchziehen dagegen robustere Techno-Sounds.

Leider ignoriert Koletzki auf der Platte so ziemlich alle elektronischen Trends der letzten Jahre. Im Grunde hat man so gut wie sämtliches Material in den 00er- und in den 10er-Jahren trotz aller Vielfalt schon einmal in ähnlicher Form gehört. Letzten Endes hätte man sich, wie auch sonst, wieder einmal gewünscht, dass der gebürtige Braunschweiger endlich mal den Mut gehabt hätte, sich ganz neu zu erfinden, obwohl zumindest die letzten Longplayer mit ihren Tribal- und Folk-Elementen den Sound mal etwas auflockerten. Da erweist sich "Trip To Sanity" schon eher als Rückschritt denn als Weiterentwicklung, worüber die vielen Gäste nicht hinwegtäuschen können.

Aber erstmal geht es in der Mitte mit instrumentalen und samplelastigen Tracks technoid weiter. Etwas Abwechslung kommt anschließend wieder in "Elevation" mit Hidden Empire ins Spiel, das in Richtung Electro schielt. "Mantra For Bora" lebt danach von einem Goa Trance-artigen, weiblichen Gesangssample, während in "Chasing Holes" 90er Jahre-Filter House-Sounds auf wilde Trommeltöne treffen. Im letzten Drittel bekommt man es schließlich wieder mit ein paar mehr Gastbeiträgen zu tun.

Besonders der Gute Laune-Track "Sonne Geht Auf" mit den Vocals von Loly stellt sich mit seiner Mischung aus urbanen R'n'B-Klängen und Electroswing-Rhythmen als ziemlicher Ausreißer heraus. Auch in "Midnight Reggae", das neben Reggae auch balearische Einflüsse besitzt, nimmt sich Koletzki eine Auszeit von House und Techno. Mit "Don't Ever Wake Me Up" klingt die Vinylversion mit zurückgenommenen Dancebeats und säuselndem Gesang von Marlena Dae melancholisch aus.

Jedenfalls dürfte das Album vor allem diejenigen ansprechen, die Koletzkis Beständigkeit und große stilistische Bandbreite auch abseits von House und Techno zu schätzen wissen. Mittlerweile geht es dem Wahlberliner wohl ohnehin nicht mehr darum, Umsatz zu machen und im Gespräch zu bleiben, da er wohl schon alles "gemacht" hat, "was" er "machen wollte", wie er in einem Interview für egoFM erzählt. Frischere Impulse dürfen dagegen seine Talente auf seinem eigenen Label setzen.

Trackliste

  1. 1. My Last Attempt
  2. 2. Oliver's Silly Jam
  3. 3. Get On The Bus
  4. 4. Stay Until The Light
  5. 5. Heart On Hold
  6. 6. Mind Games
  7. 7. Space Papi
  8. 8. Candyflip
  9. 9. Pleasure Of The Very First Time
  10. 10. Elevation
  11. 11. Mantra For Bora
  12. 12. Chasing Holes
  13. 13. Branka
  14. 14. Hasenheide
  15. 15. Is It Real
  16. 16. Sonne Geht Auf
  17. 17. Midnight Reggae
  18. 18. Don't Ever Wake Me Up

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