laut.de-Kritik

Alles fließt, die Qualität bleibt.

Review von

In sieben Jahren Dool hat sich einiges getan. Darauf nimmt die Band gleich mit den eröffnenden Zeilen ihres dritten Albums Bezug. "Seven years of wildness / Seven years of warmth / A burden to your cycle / And seven years gone", singt Raven van Dorst zum Einstieg. Für "The Shape Of Fluidity" wandelten die Niederländer:innen ihren Schaffensprozess grundlegend, festigten dabei dennoch ihre Identität. Das Ergebnis klingt eindeutig nach Dool, das Niveau bleibt enorm hoch.

Anders als bei den vorhergegangenen Werken "Here Now, There Then" und "Summerland" schrieb van Dorst nicht mehr den Großteil des Materials allein. Wegen eines der Covid-19-Pandemie geschuldeten kreativen Durchhängers ergriffen zunächst Nick Polak und Omar Iskandr die Initiative und traten van Dorst mit neuen Riffs in den Allerwertesten. Zu dritt gestaltete das Gitarrengespann "The Shape Of Fluidity" aus, was laut Band bis hin zu den Aufnahmen mit Produzent Magnus Lindberg (Cult Of Luna) für eine offenere Arbeitsatmosphäre sorgte.

Man könnte denken, das führe zu einem stilistisch ausgefransteren Ergebnis, doch das Gegenteil ist der Fall: Im Gegensatz zum recht breitgefächerten "Summerland" klingt "The Shape Of Fluidity" – wertfrei gemeint – verengter. Dool konzentrieren sich auf die härteren, wuchtigen Elemente ihres Sounds und perfektionieren diese. Im Gegensatz zu früher drängen sich seltener offensichtliche Vergleiche mit anderen Acts auf. Dool klingen mehr denn je vor allem nach Dool. Und das auch im deutlich hervorstechenden, weil sehr ruhigen "House Of A Thousand Dreams", wo van Dorst und Iskandr erstmals im Duett singen und Streicher das Arrangement aufwerten.

Zwar weniger Einfluss auf das Songwriting, sehr wohl aber auf das Feeling des Albums hatte der Wechsel am Schlagzeug. Der ehemalige The Devil's Blood-Drummer Micha Haring entschied auf persönlichen Gründen, sich aus der Band zurückzuziehen. Für ihn stieß 2022 Vincent Kreyder zum Lineup und prägt nun "The Shape Of Fluidity" an mehreren Stellen entscheidend. Besonders auffällig kommt sein aufbrausender, verspielter Trommelstil in "Self-Dissect" zur Geltung, wo er die Band während der ersten Hälfte beständig antreibt und in der zweiten nach kurzer Verschnaufpause zum ekstatischen Höhepunkt wirbelt. "Micha spielt sehr laid-back, bedrohlich und düster – er bremst eher und lässt andere ihm folgen statt umgekehrt", erklärt van Dorst den Unterschied zwischen den beiden Rhythmusgebern. "Vincent dagegen wirkt wie ein Jazz-Drummer, der keinen Jazz spielt: Geschmackvolle Details, mal explosiv, mal zurückhaltend."

Immer wieder hängen bleibt man auch an van Dorsts Gesangsmelodien, wovon die einprägsamste direkt im Opener "Venus In Flames" zupackt. Über die abschließenden zweieinhalb Minuten des Songs bauen Dool eine hymnische Hook auf, an der alle fünf Mitglieder maßgeblich mitschrauben und einen dieser magischen Momente schaffen, in denen einfach sämtliche Zahnräder einrasten. Van Dorst am Mikro muss während des dynamischen Klimax' nur noch zugreifen, das Ding nach Hause bringen und tut das natürlich auch: "Would you bath in my love / Now the time has come." Gänsehaut bei künftigen Konzerten garantiert.

Starker thematischer Unterbau, den van Dorst mit prägnanten Zeilen wie "For I am my father's daughter / And my mother's son“ und Wortschöpfungen à la "Hermagorgon" belebt, rundet das Album ab. "The Shape Of Fluidity" zeigt eine Band im Wandel, die genau darin ihre Stärken erkannt hat.

Trackliste

  1. 1. Venus In Flames
  2. 2. Self-Dissect
  3. 3. The Shape Of Fluidity
  4. 4. Currenty
  5. 5. Evil In You
  6. 6. House Of A Thousand Dreams
  7. 7. Hermagorgon
  8. 8. Hymn For A Memory Lost
  9. 9. The Hand Of Creation

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