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Best Of: 5 Fragen an ...

Welches ist euer liebstes The Smiths-Album?

Koljah (Antilopen Gang): Das erste, wie bei allen Bands außer uns. Hab aber nie so viel Smiths gehört. Es gibt ein ganz gutes Soloalbum von Morrissey, "You Are The Quarry", bei dem posiert er auf dem Cover im schicken Anzug mit einem Maschinengewehr. Das gefällt mir.

Rasmus Stolberg (Liima): Ich tanze sehr gerne zu den Smiths, aber ein Album würde ich mir nie kaufen. Von daher: Keine Ahnung. Ich halte Morrissey aber eh für einen Trottel.

Flo Morrissey: Mir fällt nur ein Song ein, der mir gefällt: "I Won't Share You".

Angelo Kelly: Du, ich kenne viel Musik, auch viele Alben, die kein anderer Mensch kennt. Aber keine einzige Platte von denen und das gebe ich offen zu. Auch wenn ich mich jetzt blamiert habe.

Frank Spilker (Die Sterne): Die Smiths hatten diese starke Ikonographie mit den 50er Jahre-Bildern auf dem Cover. "The Queen Is Dead" und das Debütalbum fand ich schon ziemlich gut. Das war eben unsere Generation. Es gibt Stücke, die ich toll finde, aber ich konnte Morrissey gegenüber nie richtig Fan werden, weil ich immer dieses narzisstische Arschloch gesehen habe, der seine Chorabhängigen sucht. Das Tolle war natürlich, dass ihre Musik so einfach war. Die hatten ihr Rezept, und das hat funktioniert. Es ging los und dann konnte Morrissey eigentlich singen was er wollte, diese Bühne war da. Das ist das Tolle an dieser Band und das erkenne ich auch an.

Jo Bevan (Desperate Journalist): "Meat Is Murder". Da ist kein einziger schlechter Song drauf und ich finde die Platte immer noch irre aufregend, obwohl ich sie schon ungefähr 2425696 Mal gehört habe.

Simon Scott (Slowdive): The Smiths waren ein großer Einfluss für alle von uns, es ist schwer, ein spezielles Album auszuwählen. Als ich "What Difference Does It Make" in einer Sendung namens Top Of The Pops hörte, hat das meinen jungen Geist wirklich berührt, denn es war so einzigartig und die Band sprach wirklich zu mir. Die anderen in der Band fühlten sich ebenfalls von The Smiths angezogen und verschlangen jede Platte, die sie herausbrachten. Ihr Debüt war ein bisschen überproduziert, aber ich habe mir kurz drauf "Hatful Of Hollow" auf Vinyl gekauft und es war ein perfektes Album für mich. Es war roh, weil es BBC-Radio-Sessions enthielt, aber auch Singles und B-Seiten. Sie haben mich dazu verleitet, andere Manchester Bands wie Joy Division, Buzzcocks und Magazine zu entdecken.

Was ist aus eurer Sicht das am meisten verkannte Album?

Gus (Alt-J): Das Tom Vek-Debüt "We Have Sound" müsste ein Klassiker sein. Unglaublich einfallsreiche elektronische Musik.

Frank Spilker (Die Sterne): Courtney Barnett hat hier nicht gerade großen Erfolg. Well recognized, aber was da wirklich passiert, schnallt keiner, weil kaum einer genau hinhört. Von diesen unterschätzten Platten gibt es haufenweise.

Flo (Deine Freunde): "Vier gewinnt" von Fanta 4. Bis heute eines ihrer besten Alben. Ich fands auch damals schon lustig, wie der Rest von Rap-Deutschland sich über die Jungs aufgeregt hat. Wie eine missgünstige kleine Schwester, der man das Lieblingsspielzeug weggenommen hat.

Japanese Breakfast: Emily Haines & The Soft Skeleton, "Knives Don't Have Your Back". Völlig unterbewertet. Emily Haines ist eine unglaubliche Songwriterin und ein großer Einfluss für mich.

Hotei: DAFs "Gold und Liebe". Zu dem Album habe ich früher immer in meinem Apartment getanzt. Mag aber sein, dass es hierzulande nicht wirklich verkannt wird.

Mira (Candelilla): Ich glaube es gibt schon viele Alben die komplett falsch verstanden werden, weil die Parameter von Kritikern und Künstlern oft so weit auseinander liegen. Bei manchen Musiker_innen reicht ja das Missverständnis bis in den Verfolgungswahn rein. Ich finde es aber schon besonders schade, wenn Alben von so herausragenden Musikerinnen wie beispielsweise Balbina, Haiyti, Planningtorock, Kate Tempest, Die Heiterkeit etc. so besprochen werden, dass vor allem der männliche Rezensent (und sein Blick) sichtbar wird. Mich nervt das, weil es die Sicht auf den Inhalt verstellt.

Max Richard Leßmann: Ich halte "Panic Prevention" von Jamie T. für eins der wichtigsten Alben moderner Popmusik. Ich habe das damals auch meiner Musiklehrerin gesagt und ihr die CD ausgeliehen, die ich bei Karstadt in Husum eigentlich nur des Covers wegen gekauft hatte. Sie war nicht meiner Meinung. Fürchterlich fand sie das. Jahre später hat sie sich bei mir dafür entschuldigt. Ihre Tochter hätte es im Auto angemacht, als sie die friesischen Ebenen durchquerten.

The Black Angels: "Forever Changes" von Arthur Lees Band Love (1967).

Carl-Johan Fogelklou (Mando Diao): "Black Messiah" (2014) von D'Angelo.

Joe Goddard (Hot Chip): Das gleichnamige Album von Mark Hollis. Das Soloalbum des Sängers und Songwriters von Talk Talk. So wunderschön, Kompositionen und deren Umsetzung. Die Platte wurde absichtlich leise aufgenommen und klingt dadurch noch intimer, gleichzeitig ist sie musikalisch sehr variabel und ungewöhnlich. Mark Hollis hat eine Stimme voller Soul und Gefühl.

Wo wärt ihr jetzt lieber?

Koljah: Ich möchte gerne meine Ruhe haben und wäre deshalb am liebsten die nächsten Jahre alleine in einem kargen, abgeschlossenen Raum ohne Licht. Als Einrichtungsgegenstand würde mir eine Steckdose reichen, in die ich ab und zu einen Finger stecken könnte, um schön eine gewischt zu kriegen.

Jo Bevan (Desperate Journalist): Meine Standardantwort wäre "Im Bett", aber da ich dort gerade liege, sage ich Island. Der schönste Ort, den ich je gesehen habe.

The Drums: Ich bin gerade in Texas beim SXSW Festival. Um ehrlich zu sein ist es das von mir ungeliebteste Festival im von mir ungeliebtesten Staat. Texas ist voller Republikaner, also hasserfüllten Menschen, die die Rechte all jener Leute einschränken wollen, die anders sind als sie, also nicht weiß und christlich. Dadurch dass ich hier spiele, unterstütze ich die Wirtschaft dieses verhassten Ortes. Ich wäre also glücklicher an jedem anderen Ort der Welt.

Aaron Weaver (Wolves In The Throne Room): Nirgendwo anders, Mann. Das Wetter hier zu Hause schwingt gerade um, wir hatten ein wenig warme Spätsommer-Sonne. Heute der erste Regen. Die Wälder riechen jetzt so verdammt gut.

Was ist eure größte persönliche Errungenschaft?

Frank Spilker (Die Sterne): Als 1994 das Video zu "Universal Tellerwäscher" rauskam, bin ich mal von meinem damaligen Wohnort Wilhelmsburg in die Stadt geradelt und da lief in einer Kneipe dieses Lied, das ja einen Working Class-Anstrich hat. Da dachte ich schon: Wow, das kann man also schaffen. Es ging mir damals glaube ich auch darum, die Grenzen zu überwinden, mit so einem Thema immer nur dieselben Studenten und Indie-Nerds zu erreichen. Da war ich auch stolz.

Mizzy Blue (Bilderbuch): Kommt noch.

Daniel (Van Holzen): Ich hab in Physik gerade 13 Punkte gerschrieben. Das ist definitiv ganz vorne dabei, im Ranking der Errungenschaften.

Tobias Siebert (Klez.e): Ich habe 1999 meinen Job als Offsetdrucker aufgegeben und mein erstes Studio eröffnet, um nur noch Musik machen zu können, mit der ich wirklich viel Zeit verbringe, ohne mich dauernd fragen zu müssen, was zur Hölle ich da eigentlich gerade tue.

Nick McCarthy (Manuela, Ex-Franz Ferdinand): Beim Radfahren überholte mich gestern ein Auto in irrer Geschwindigkeit, das von einem Polizeiauto verfolgt wurde. Der Fahrer öffnete das Fenster und warf etwas raus. Mein erster Gedanke: Cool, Drogen. Aber ich habe die Plastiktüte liegen gelassen, weil ich seit ein paar Monaten straight edge bin. Ich war sehr stolz auf mich. Es liegt in der Wardour Street, falls jemand interessiert ist.

Joe Goddard (Hot Chip): Als "Boy From School" bei den Simpsons vorkam, habe ich mich schon ziemlich gut gefühlt.

Zach (Portugal The Man): Das war eine Werbekampagne mit einer Anzeigenagentur und dem Smithsonian Zoo in Washington DC für vom Aussterben bedrohte Tiere. Wir komponierten einen Song für den Sumatra-Tiger, der auf 400 7"-Singles erschienen ist als Metapher für die etwa 400 noch lebenden Sumatra-Tiger weltweit. Diese Singles wurden auf abbaubares Vinyl gepresst, so dass man sie nicht allzu oft abspielen kann. Mit jedem Mal Hören verschlechtert sich der Sound und irgendwann ist er verschwunden. Deshalb haben wir den Song noch an Influencer und Tierrechtsorganisationen geschickt, damit sie ihn digitalisieren und die Story mit entsprechenden Hashtags versehen rausschicken können. So sammelten wir das Geld für die Sumatra-Tiger. Das war sicher einer der coolsten Aktionen mit der Band für einen sehr guten Zweck.

Marco (Wanda): Dass ich noch am Leben bin, ganz klar. Das ist die einzige Errungenschaft meines Lebens.

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