In einem Interview spricht Sarah Kuttner über ihren Exotenstatus bei VIVA und den halbierten Dienstplan.

Köln (joga) - Mit einem Besuch von Tocotronic, bei dem das Hamburger Quartett sich sichtlich unwohl fühlte, beendete Sarah Kuttner gestern Abend ihre erste Woche mit nur zwei Sendeterminen. Gewöhnt hat sie sich offenbar noch nicht an den neuen Zustand: "Zweimal in der Woche ist nichts Halbes und nichts Ganzes. Noch habe ich das Gefühl, auf viele tolle Sachen verzichten zu müssen", sagte sie gestern zum Kölner Stadt-Anzeiger.

Am vergangenen Freitag hatten die VIVA-Aktionäre nach über zehnstündigen Verhandlungen den Beherrschungsvertrag zwischen Viva und der MTV-Mutter Viacom sowie die vorgeschlagene Zwangsabfindung akzeptiert. Die noch im Unternehmen verbliebenen Mitarbeiter müssen aber noch eine Weile mit Unsicherheit und Zukunftsängsten leben. Bevor Viacom seine Pläne für die VIVA-Zukunft bekannt gibt, will man noch den Eintrag des Beherrschungsvertrags ins Handelsregister abwarten.

Der viel diskutierte Umzug nach Berlin wäre für Sarah Kuttner in privater Hinsicht "ein Traum". Ansonsten sieht sie möglichen Veränderungen angeblich gelassen entgegen, auch wenn sie auf VIVA mittlerweile fast einen Exotenstatus innehat: "Meine Show passt nicht sonderlich gut zu dem, was sonst noch auf Viva läuft. Das stimmt. Aber das ist nicht meine Entscheidung. Der Sender heißt 'Viva' und nicht 'Kuttner'."

Nur verbiegen lassen will Sarah Kuttner sich auf keinen Fall. Zwar sind auch Tocotronic durchaus ein populäres Thema, einen 'Superstar' Alexander Klaws würde sie sich aber auf keinen Fall ins Studio stellen lassen. "Da können die Quoten sein, wie sie wollen. Und wenn das doch jemand von mir will, sage ich 'Danke. Auf Wiedersehen!'".

Natürlich verhilft Kuttners Popularität auch einer Band wie Tocotronic zu neuen Fanschichten. Basser Jan Müller und Sänger Dirk von Lowtzow mussten sich im Gegenzug Fragen nach alten Seitenscheitel-Frisuren gefallen lassen. Als ihnen Kuttner am Schluss ausdrücklich keinen Erfolg wünschte, da die Band nur von "den richtigen Leuten" gehört werden solle, waren die Musiker komplett irritiert. "Es gibt keine 'richtigen Leute'", murmelte Müller noch. Doch der Abspann lief bereits.

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