Während immer neue VIVA-Formate als gefährdet gelten, versuchen Dieter Gorny und Simon Guild, Europa-Chef von MTV, die Mitarbeiter zu beruhigen.

Köln (joga) - Vom "Ende des Musikfernsehens" war in den vergangenen Wochen oft die Rede, eine schlechte Nachricht über die Zukunft des Kölner Senders VIVA jagte die nächste. Dass bis zu 90 Prozent der Arbeitsplätze verloren gehen könnten, befürchtet der Betriebsrat von VIVA und klagte vor dem Kölner Arbeitsgericht: Die Mitarbeiter hätten ein Anrecht auf klare Informationen über ihre berufliche Zukunft, die ihnen unter Verweis auf die Übergangssituation immer verweigert worden sei.

Als aber in dieser Woche sogar Moderatoren auf die Barrikaden gingen und öffentlich ein von Angst bestimmtes Klima bei VIVA beklagten, schrillten bei der Geschäftsführung offenbar die Alarmglocken. Einem Bericht des Kölner Stadtanzeigers zufolge mischt sich deshalb sogar der (Noch)-Vorstandsvorsitzende der Viva Media AG Dieter Gorny wieder verstärkt ins Tagesgeschäft ein. Vordringlichste Aufgabe Gornys sei die Seelenmassage bei den völlig verunsicherten VIVA-Mitarbeitern: "Es gab in den letzten Tagen viele Meetings, auch auf der kleinsten Ebene", sagte der Betriebsrat dem Blatt.

Sogar der MTV-Europa-Geschäftsführer in London Simon Guild eilte diese Woche nach Köln, um die Belegschaft zu beruhigen. Die Befürchtungen des Betriebsrates, dass der neue Eigner womöglich höchstens 30 VIVA-Mitarbeiter weiter beschäftige, nannte Guild "wahnsinnig": "Damit kann man keinen Fernsehsender betreiben", zitiert der Stadtanzeiger den Europa-Chef von MTV.

Allerdings waren die Befürchtungen des Betriebsrates nicht aus der Luft gegriffen. Vielmehr hatten die Kölner einfach ausgerechnet, wie viele Mitarbeiter nötig sind, um Sendungen wie "Liebe, Sex & Video" oder Wiederholungen von "Big Brother" abzuspielen. Die aufwändigeren Formate scheinen dagegen ohne Ausnahme gefährdet, nach Informationen von laut.de stehen möglicherweise auch Interaktiv sowie die täglichen News vor dem Aus. Vorerst droht also nicht das Ende des Musikfernsehens, sondern nur das Ende des anspruchsvollen Musikfernsehens. Wenn es das je gegeben hat ...

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