Heute gab der noch-Kölner Musiksender sein neues Programm bekannt. Die Essenz: Sex, SMS & ein wenig Rock'n'Roll.

Köln (rai) - Seit der US-amerikanische Viacom-Konzern im vergangenen Juni den Kölner Musiksender Viva schluckte, beweinen Kritiker und Feuilletonisten landesweit das herannahende Ende des Musikfernsehens. Je mehr Details der anstehenden Programmreform an die Öffentlichkeit drangen, desto banger musste einem werden: Redaktionell betreute Musiksendungen würden weitestgehend abgesetzt, hieß es. An ihre Stelle rückten Reality-Krawall-Formate und "furzende Klingeltöne" (FAZ).

Die Unkenrufer scheinen Recht zu behalten. Heute, einen Tag vor der außerordentlichen Hauptversammlung der Viva-Aktionäre, auf der die Übernahme durch MTV endgültig besiegelt wird, vermelden die noch-Kölner ihre Programm-Neuheiten. Was als "das volle Young Entertainment Paket" verkauft wird, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als Sex, SMS & ein Häppchen Rock'n'Roll.

Neu im Programm startet am 17. Januar die von Janin Reinhardt, Klaas Heufer-Umlauf und Gülcan Karahanci moderierte Show "17". Das Konzept ähnelt der abgesetzten Sendung "Interaktiv": Die Viva-Zuschauer sollen sich von den "17"-Moderatoren in allen Liebes- und Lebenslagen helfen lassen. Vermutlich per Premium-SMS. In eine ähnlich 'kommunikative' Richtung zielen die neue SMS-Flirt-Show "Loveline" und die Call-In-Show "Liebe, Sex & Video".

Erhalten bleibt den Viva-Zuschauern die Sarah Kuttner-Show. Hier findet jeweils mittwochs und donnerstags neben den bekannten Tests von Sex-Spielzeugen auch tatsächlich Musik statt. Die nächsten Gäste sind immerhin Adam Green und Tocotronic.

Endgültig in die Schmuddelecke driftet derweil Viva Plus. Ab 20. Januar startet dort des nächtens "X-Rated", ein Format für Videos, die bislang nur zensiert oder gar nicht im deutschen Musikfernsehen gezeigt wurden. In erster Linie geht es dabei, man ahnt es, um: Sex. Freigegeben ist die Sendung ab 18. Alle Minderjährigen werden ab 24 Uhr sicher brav auf das "Young Entertainment Paket" umschalten. Sollten die sexy Clips dennoch Anstoß erregen, dürfen sich die zuschauenden Sittenwächter direkt beim Sender beschweren. Per SMS, versteht sich.

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