laut.de-Kritik

Heimspiel in der Münchener Muffathalle.

Review von

Ein Konzert in der Münchener Muffathalle erweist sich als echtes Heimspiel für die Killerpilze. Vor ausverkauftem Haus zeigen sich die drei Bayern nicht nur selbstbewusst, sondern ziehen ihre Standard-Teeniepunkshow auch gekonnt durch.

Der gute Sound der Aufnahme verzeiht keine Ausrutscher, also gibt es keine. Sowohl instrumental als auch stimmlich legen die Pilze einen sauberen Auftritt hin, das junge weibliche Publikum schmilzt vor den rebellischen Teenie-Ikonen regelrecht dahin.

Ebenso qualitativ hochwertig ist die Bildqualität. Nahaufnahmen verraten sogar Mäx' Bartwuchs und Hautirritationen bei Frontmann Jo.

Der hat sich seinen Look wahrscheinlich von Avril Lavigne abgeguckt, als er mit seiner Band die Kanadierin supportete. Jo trägt - echt Punk - eine Krawatte um den Hals. Das Bonusmaterial bestätigt den Eindruck vom arroganten Frontmann, der sich aber gleichzeitig mehr Kredibilität für seine Musik wünscht und spöttisch "Spielplatz Für Pubertierende" als Albumtitel vorschlägt.

Bei seinem jüngeren Bruder, dem bodenständigen Perfektionisten Fabi, fehlen nur noch die Tätowierungen und ein paar Skills zum Travis Barker, immerhin sitzt er mit nacktem Oberkörper hinter der Schießbude. Wobei der Blink 182-Mann bestimmt keine Trompeteneinlage darbieten könnte wie der 14-Jährige im Ska-Punk-Song "Für Mich Geschaffen".

Mäx, oder nach eigenen Aussagen Mäxl Rose, Gitarrist und zweite Stimme der Killerpilze, tritt schlichter und bescheidener auf. Der gepiercte Jüngling zieht eher mit seinen musikalischen Fähigkeiten und seinem Humor die Aufmerksamkeit auf sich. Für eine andere Rolle in der Band reicht es mit seinem Aussehen leider nicht.

Ur-Bassist Schlagi ist schon vergangenes Jahr ausgestiegen. Während in den Videos noch Jo und im Studio Mäx den Viersaiter bedient, spielen sie live beide Gitarre. Benni, der nicht als offizielles Bandmitglied gilt, steht bei Konzerten mehr oder weniger unbeachtet als Bassist auf der Bühne. Auch während den Touraufnahmen bewegt er sich immer nur still im Hintergrund.

Die Aufforderung zum Mitsingen geht an den Mädchenchor, und spätestens als Jo den Emosong "Letzte Minute" auf dem Klavier spielt, fangen die Zuhörerinnen an zu heulen. Richtig peinlich wird die Show eigentlich nur, als der Sänger darum bittet, Tangas auf die Bühne zu werfen.

Die Videoclips zielen in typischer Teeniepunkmanier auf die Band, umgeben von schönen, minderjährigen Mädchen. Der Clip zu "Ich Will Gerechtigkeit" ist ein Zusammenschnitt aus einer Äthiopienreise der Killerpilze und gleichzeitig Song zum Projekt "Punk Macht Schule", mit dem Spendengelder für eine Schule in dem afrikanischen Land gesammelt werden.

"Letzte Minute" rechtfertigt die von der Band so verhassten Vergleiche mit den Magdeburger Kollegen. Mit schwarz geschminkten Augen und Kerzen wurde die Ballade verbildlicht.

Der Clip zu "LiebMichHassMich" ist ein Abklatsch von Nirvanas "In Bloom". Anstatt aber wie Cobain und Co. vom Hornbrillenoutfit zu Frauenkleidern zu wechseln, besinnen sich die Killerpilze am Ende doch wieder auf die standardmäßige Videoperformance.

Das umfangreiche Bonusmaterial zeigt viele verschiedene Einblicke in das Bandleben. Von Making Ofs über Songwriting-Prozesse und das Tourleben zur Beschreibung der Persönlichkeiten in der Band.

"Mit Pauken und Raketen (Live) - Ganz Schön Laut Hier! Was? Ach Nix" ist eine sehr umfangreiche DVD, die neben einem guten Konzert und den Videoclips vor allem schönes Bonusmaterial beinhaltet. Hinzu kommt noch eine 75-minütige Live-CD mit den besten Aufnahmen von verschiedenen Auftrittsorten.

Trackliste

CD

Livetracks

DVD

Live Aus München

  1. 10. Ich Bin Raus
  2. 11. Andere Zeit
  3. 12. Ich Brauche Nichts
  4. 13. 40 Tage 13 Stunden
  5. 14. Letzte Minute
  6. 15. Springt Hoch

Videoclips

  1. 16. Richtig Scheiße
  2. 17. Springt Hoch
  3. 18. Ich Kann Auch Ohne Dich
  4. 19. Ich Will Gerechtigkeit
  5. 20. LiebMich HassMich
  6. 21. Ich Brauche Nichts
  7. 22. Stress Im Nightliner
  8. 23. Letzte Minute
  9. 24. Un Premier Matin

Extras

  1. 25. Backstage
  2. 26. Making Of (The Videos): "LiebMich HassMich", "Ich Brauche Nichts", "Letzte Minute"

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Killerpilze

Kaum aufgetaucht, handelt man die Killerpilze bereits als die Erben von Tokio Hotel. Dabei stützt sich der Vergleich weniger auf die musikalische Ausrichtung, …

33 Kommentare

  • Vor 16 Jahren

    ne ich glaube das tut keiner...wieso auch? wer will sowas denn hören????

  • Vor 16 Jahren

    Ich bin sicher kein Fan von Killerpilzen und Co aber sehr viele eigentlich nicht so tolle Studiobands gehen auf einer Bühne und vor Publikum viel mehr aus sich raus und zeigen was sie eigentlich drauf haben und das macht es dann möglich das ein Live-Album plötzlich 4/5 bekommt. Auch solchen Bands sollte man einen Lichten Moment zugestehen. Das nächste Studio-Album wird dann eh wieder Alltag sein.

  • Vor 16 Jahren

    @schattenmorelle (« richtig schön fies persönlich. erstmal die bandmitglieder nacheinander einfach runtermachen, für ihr aussehen, für ihr verhalten auf ein paar videobändern. find ich sehr ehrlich. find ich gut. einfach mal das tun, wozu man bei solchen bands immer eigentlich nur lust: oberflächlich runterputzen.

    find ich gut :) »):

    gutes Statement, gefällt mir :)