laut.de-Kritik

Mit dem Erfolg kommen die Neider.

Review von

Wer auf einem Wiz Khalifa-Album nach Inhalten sucht, die über flüchtige Skizzen seines Luxuskiffer-Lebens hinaus reichen, trägt im Grunde selbst die Schuld für die Enttäuschung, die unweigerlich folgen muss. Der Mann profilierte sich in der Vergangenheit schließlich nicht gerade als packender Geschichtenerzähler oder tiefschürfender Straßen-Philosoph.

Sogar in diesem Wissen erschüttert die auf "O.N.I.F.C." herrschende thematische Einöde noch. Man sollte meinen, der Mann habe inzwischen - wie er ja nicht müde wird, zu betonen - Schotter genug, um sich das eine oder andere Erlebnis zu kaufen, über das man hinterher berichten könnte. Doch nix: "Now it's all about them Benjamins." Wieder einmal.

Wiz Khalifa freut sich an seinem kommerziellen Erfolg, das ist schön. Stellenweise scheint es, als könne er seinen doch recht plötzlichen Reichtum noch immer nicht fassen: "Take a look outside", schielt er aus dem Fenster seiner Luxushütte auf seine Luxusschlitten, wie um sich deren tatsächlicher Existenz zu versichern. "Those are really ours. And we are really stars."

Explizit ausgedrückt und wiederholt bis zur totalen Hirnerweichung, damit es auch der letzte kapiert: "I got so much." "I got so muuuuuuuuch!" "I'm fucking rich." Das wars dann aber wirklich mit den Variationen, die "O.N.I.F.C." bietet. Selbst beim Versuch eines Love-Songs ("Got Everything") oder im Schlafzimmer ("Up In It") wedelt Wiz Khalifa noch mit seinem Dollarbündel.

Seine Scheinchen investiert er in Autos, Uhren, Klamotten, Weiber, Immobilien, Reisen, Champagner und in gutes Gras. So weit, so vernünftig. Bloß belässt es Wiz Khalifa bei der schnöden Erwähnung dieser Tatsache, geht nirgends auch nur ansatzweise ins Detail. "All this kush in my mind got me slowin' up." Vielleicht liegts daran.

Auf Albumlänge ausgewalzt langweilt die Aussage "Ich bin bekifft, stinkreich und zieh' jetzt übrigens noch einen durch" kolossal. Wiz Khalifa scheint das herzlich wurscht: "I'm just doing what I usually do, man. Stickin' to the script. No new lines."

Wenn die Texte nix bieten, müssten es die Beats richten. Das funktioniert auf "O.N.I.F.C." allerdings auch nur bedingt. Zwar liegen etlichen Instrumentals wirklich nette Ideen zugrunde, die allerdings zu oft komplett verschenkt werden. Nirgends ändern sich Ausrichtung oder Stimmung. Nach spätestens 30 Sekunden ist überall klar, wohin der Hase läuft.

Die Tracks dauern trotzdem viereinhalb, fünf, sechs Minuten oder noch länger: Die hübschen Drums in "No Limit" etwa klingen wie bei Paul Simon entliehen. Dem reichten weniger als vier Minuten, um "50 Ways To Leave Your Lover" aufzuzeigen. Wiz Khalifa nimmt sich, er hats ja, neuneinhalb, um genau nichts zu verkünden. Womit man sich putschen muss, um in diesem öden Billig-Ambient-Geplätscher nicht einzuschlafen, wüsste ich wirklich gern.

Die zweifelhafte Mode-Entscheidung auf dem Cover schürt der Verdacht: Geschmack lässt sich eben immer noch nicht kaufen. Die Plastik-Fanfaren in "Let It Go" besitzen überhaupt gar keine Klasse - und unter welchem Stein kriecht eigentlich Akon immer wieder hervor? Dann doch um Welten lieber Lola Monroe, die in "Initiation" mit Fug und Recht alles Augenmerk auf sich zieht, oder The Weeknd, dessen Stimme in "Remember You" gar Erinnerungen an Michael Jackson wach ruft.

Gleich zweimal ist zudem Wiz Khalifas Holde Amber Rose zu hören: "Sie wollte unbedingt mit auf dem Album sein." Eine bessere Erklärung verweigern ihre Beiträge. Vielleicht sollte man sogar einem schwangeren Model hin und wieder einen Wunsch abschlagen. Wesentlich re-tweetenswerter erscheint Pharrells Gastauftritt dann allerdings auch nicht.

Der finstere Bass in "Work Hard, Party Hard" gefällt, nur verdirbt hier die Hookline mit schwachbrüstigem Autoscooter-Sound den guten Eindruck. So schräg und seltsam, dass es fast hätte spannend werden können, präsentiert sich "Fall Asleep". Neben dem nervtötenden Gesang macht aber auch hier Wiz Khalifas Lyrik der Nummer den Garaus: "Ouuuuh, I got so much swaaaaaaaaag that the people on the airport don't even tour my baaaaaaaaaag." Ja. Steige aus dem Bääääätt ...

"First the love was there. Then the paper came. Then the haters came." Mit dem Erfolg kommen die Neider, mit der Einschätzung liegt Wiz Khalifa, der "one nigga in first class", sicher nicht ganz falsch. Sämtliche Kritik an seinem Schaffen aber als schlichten Sozialneid zu brandmarken: Damit macht er es sich dann doch ein bisschen leicht.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Paperbond
  3. 3. Bluffin'
  4. 4. Let It Go
  5. 5. The Bluff feat. Cam'ron
  6. 6. Work Hard, Play Hard
  7. 7. Got Everything feat. Courtney Noelle
  8. 8. Fall Asleep
  9. 9. Time
  10. 10. It's Nothin feat. 2 Chainz
  11. 11. Rise Above feat. Pharrell
  12. 12. Initiation
  13. 13. Up In It
  14. 14. No Limit
  15. 15. The Plan feat. Juicy J
  16. 16. Remember You feat. The Weeknd
  17. 17. Medicated

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42 Kommentare

  • Vor 11 Jahren

    Oder Gang Starr, Mobb Deep, Jeru the Damaja, Slick Rick, Ivan Ives, MC Esoteric, Boog Brown, Apollo Brown, Awon Cameleon, the Left, Masta Ace, eMC, the Roots, Nas, MF Doom, Little Brother, Murs, Buckshot ( 9th Wonder), Jurassic 5, Atmosphere, Public Enemy, Wu-Tang, NWA, Snoop Dogg, De la Soul, Eric B Rakim, DRE, a tribe called quest, Eminem, Tupac, Biggie, Jay Z, Big L, Immortal Technique, Tech N9ne, KRS one, King T, big Pun, R.A. the rugged Man, Jedi Mind Tricks, Common, Royce Da 5'9, Mos Def, Kool G Rap, Method Man, Raekwon, Ghostface Killah (etc pp vom Clan), Outkast, Talib Kweli, Jean Gray, Bahamadia, Blackalicious, Beastie Boys, EPMD, too Short, Souls of Mischief, Arrested Development, Brand Nubian, Pharcyde, etc pp usw, mit anderen Worten: erst Hausaufgaben machen! :)

  • Vor 11 Jahren

    Ich finde diese Review wird ihrem Zweck nicht gerecht.
    In dieser Review wird sehr offensichtlich versucht dem Künstler alles Gute abzureden.
    Leute, die sich mit Wiz nicht auseinandersetzen und jede Scheiße von laut.de glauben, würden also ernsthaft glauben was in dieser Review steht, ohne sich das Album vorher selbst anzuhören.
    Ich kann die Auffassungen dieser Review nur teilweise teilen und außerdem kann man von der laut.de Redaktion schon etwas mehr Hintergrundwissen verlangen.