laut.de-Kritik

Wirtz erspart euch die Suche nach den berühmten sieben Brücken.

Review von

Daniel Wirtz mag inzwischen mit Poppern durch die Lande ziehen und auf VOX in die Sendewellen trällern. Davon, das nächste Mainstream-Gezücht zu werden, ist der Frankfurter allerdings weit entfernt. Seine Authentizität bleibt auf "Die Fünfte Dimension" zu jeder Zeit intakt und dürfte alte wie neue Fans abholen.

Gewissermaßen stellt die neue Platte ein Jubeläumsalbum dar. Vor zehn Jahren trat Wirtz seine Solokarriere los, jetzt zieht er mit "10 Jahre" ein Resümee. Darin referenziert er nicht nur textlich die eigene Diskographie ("Elf Krieger für das Land, mal sehen wie weit wir kommen / In Silber eingebrannt, so hat das mit uns begonnen / Weißt du noch?"), sondern zeigt auch seine musikalische Bandbreite auf. Da reihen sich brettharte Riffs neben Sehnsuchtsmelodien.

"In völlig neues Gelände", wie er im Titelsong ankündigt, führt Wirtz uns damit zwar nicht, aber auch in vertrauten Gefilden lässt sich schließlich allerhand entdecken. Dabei helfen vor allem die Texte. Gesellschaftskritik klingt in "Das Verheissene Glück" und "Entdeckung Der Langsamkeit" an. Je nach Thema weiß Wirtz dabei den Ton anzupassen. In Ersterem schimmert eine politische Dimension durch, in entsprechendem Ernst trägt er seine Zeilen vor: "Versprochenes Glück stellte sich nicht ein, also brauchte man jemand zum Schuld dran sein / Es wurde gesucht, gefunden und erklärt, dass die Wahrheit zu kennen nicht Volkes Sache wär'".

"Entdeckung Der Langsamkeit" dagegen geht Wirtz wesentlich lockerer an. Im Prinzen-haften "Deutschland"-Duktus karikiert er das Social Media-Zeitalter: "Susi S. aus Paderborn fühlt sich nicht ernst genommen / Sie hat seit mehr als zehn Minuten keine Nachricht bekommen". Die Reizüberflutung durch Digitalisierung vergleicht er mit "Trinken aus 'nem Feuerwehrschlauch: Man ist klatschnass hinterher und hat keinen Tropfen im Bauch". Auch hier reißt er im Refrain jedoch das Ruder herum und schürft tiefer.

Die Balance zwischen Unbeschwertheit und weitergehender Relevanz hält Wirtz die gesamte Lauflänge über durch. Während er einerseits die Liebeserklärung an seinen popelschmierenden Sohn als Disstrack verfasst ("Du hast mal eben über Nacht aus einer Megabraut 'ne Muddi gemacht"), und mal augenzwinkernd gegen plakative Lyrik schießt ("Muss ich denn nun wirklich über sieben Brücken gehen? / Und wenn ja, wer kann mir sagen, wo diese Scheißbrücken stehen?"), schreibt er in "Gib Mich Nicht Auf", dem düstersten Track der Scheibe, von der Angst zu Versagen.

Rutscht er, wie in "Wer Wir Waren", doch mal an den Rand zum Laber-Lala ("Schreiben Randgeschichten, in keiner Chronik erwähnt / Wir konservieren Utopien, weil jede einzelne zählt"), fängt das instrumentale Backing ihn wieder auf. Speziell hier fällt der hervorragende Soundmix auf. Dank des druckvollen Schlagzeugs entwickelt das Midtempo-Stück einen ordentlichen Punch. Auf den Kinderchor in "Bilder Von Damals" hätte man verzichten können, der Abwechslung halber gönnt man Wirtz aber auch dieses Experiment.

Zwischen Stephan Weidner und Erik Cohen und inzwischen auch mit einem Schuss Arena-Hymnik à la Grönemeyer liefert Wirtz ein rundum befriedigendes Album ab. Sein Stoff regt zum Nachdenken an. Wer einfach eine gute Zeit haben und abschalten möchte, für den ist "Die Fünfte Dimension" aber ebenfalls der richtige Ort. Die Welt mag "über Nacht 'ne Menge Schrott produziert" haben – Wirtz' fünfte Platte gehört definitiv nicht in diese Kategorie.

Trackliste

  1. 1. Die Fünfte Dimension
  2. 2. Wer Wir Waren
  3. 3. Das Verheissene Glück
  4. 4. Gib Mich Nicht Auf
  5. 5. Entdeckung Der Langsamkeit
  6. 6. Ich Bleibe Hier
  7. 7. Liebe
  8. 8. Moment Für Die Ewigkeit
  9. 9. Weil Ich Dich Mag
  10. 10. Seelen
  11. 11. Bilder Von Damals
  12. 12. 10 Jahre

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