Porträt

laut.de-Biographie

Ted Nugent

Wenn es einen Musiker gibt, der vorbildlich aufzeigt, dass musikalisches Talent keineswegs mit Weisheit einhergehen muss, dann ist Ted Nugent das Paradebeispiel. Mit einem göttlichen Talent gesegnet, was das Gitarrespielen anbelangt, entzückt er Fans auf der ganzen Welt. Abseits der Bühne käme es hingegen einer Wohltat gleich, würde Nugent darauf verzichten, seine Ansichten über Gott und die Welt in selbige hinaus zu blasen und einfach mal die Schnauze halten.

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Nugent kommt am 13. Dezember 1948 in Detroit zur Welt. Dass er eher als Waffen-Narr denn als Musiker in Erscheinung tritt, hat mit seiner Erziehung zu tun. Das Bogenschießen lernt er nämlich bereits als fünfjähriger Hosenscheißer, während er erst drei Jahre später zum ersten Mal eine Gitarre in die Hand nimmt. In den Sechzigern gründet er seine ersten Bands, die Royal High Boys und Lourdes heißen und vom Rock'n'Roll der Rolling Stones und der Yardbirds inspiriert sind. Mit diesen Formationen läuft Ted jedoch lediglich als einer unter vielen. Erst als er sich ab 1965 in Chicago herum treibt, kommt Bewegung in die Sache. Dort trommelt er nämlich einige Musiker um sich herum zusammen, die unter dem Namen The Amboy Dukes musizieren.

Den Bandnamen klaut er sich dreist bei einer gerade aufgelösten Formation gleichen Namens, die sich nach einem Buch benannt hat. In Chicago muckelt Ted mit seinen Boys noch relativ erfolglos vor sich hin. Erst 1967, als er wieder zurück nach Michigan geht und sich mit Sänger John Drake, den er noch von Lourds her kennt, sowie Steve Farmer (Gitarre), Bill White (Bass), Keyboarder Rick Lober und Schlagzeuger Dave Palmer zusammen tut, scheint die Zeit reif für die Band. Im selben Jahr veröffentlichen die Amboy Dukes ihr selbstbetiteltes Debüt. Doch erst 1968 - nach einigen Wechseln im Line Up - geht mit "Journey To The Center Of The Mind" die Post erst richtig ab; der Titeltrack steigt in die Top 20 der amerikanischen Charts.

Ted Nugent will nach eigener Aussage nicht gewusst haben, dass es sich bei diesem Song um eine waschechte Drogenverherrlichung handelt. Den verheißungsvollen Start setzen die Amboy Dukes mit den nachfolgenden Alben ("Migrations", "Marriage On The Rocks", "Survival Of The Fittest") jedoch in den Sand, so dass Nugent alle Mitglieder raus wirft. In der Folge macht er unter dem Namen Ted Nugent & The Amboy Dukes weiter. Die weiteren Alben ("Call Of The Wild", "Tooth, Fang & Claw") floppen zwar gehörig, zeigen aber schon allein von den Titeln her die Vorliebe für die Wild-Jagd auf..

So streicht Nugent die Amboy Dukes aus dem Namen und begibt sich auch offiziell auf Solo-Pfade. 1975 erhält Ted neben einem Managament-Vertrag mit Aerosmiths Company auch gleich noch einen Platten-Deal bei deren Label Columbia. Fortan wirft er sämtliche psychedelischen Elemente, die einst noch wichtiger Bestandteil der Amboy Dukes waren, über Bord und widmet sich einem kräftigen und schnörkellosen harten Rock. Das selbstbetitelte Debüt setzt schon eine erste Duftmarke, was da aus dem Hause Nugent zukünftig zu erwarten ist.

Ted selbst agiert als bandinterner Tyrann, weshalb sich sein Verhältnis zu den Untergebenen wie Basser Rob Grange, Drummer Cliff Davies und Sänger/Gitarrist Derek St. Holmes mehr als nur schwierig gestaltet. So verlässt Derek kurz nach Veröffentlichung des Debüts die Band, kehrt aber doch nochmal rechtzeitig zu den Aufnahmen für "Free For All" zurück. Die Backing Vocals singt ein bis dato vollkommen unbekannter Shouter ein, der in späteren Jahren als Solo-Sänger um einiges erfolgreicher sein soll, als es Nugent je war und sein wird. Sein Name: Marvin Lee Aday. Nie gehört? Na dann vielleicht unter seinem Pseudonym Meat Loaf? Eben. Auf Tour geht es im Anschluss im Vorprogramm von Black Sabbath.

Das 1977er Album "Cat Scratch Fever" etabliert Nugent im Rock-Olymp der USA. Seine Live-Shows werden immer aberwitziger. War er in der Vergangenheit schon bekannt dafür, reichlich abgedreht auf der Bühne zu derwischen, schießt er nun den Vogel ab. Lediglich mit Lendenschurz bekleidet, schwingt er sich an einer Liane auf die Bühne, um das Haus zu rocken. Hier klingt schon der Neandertaler an, als der sich Nugent in späteren Jahren offenbaren sollte, wenn es Themen wie Homosexualität, Innere Sicherheit der USA oder Waffenkontrolle geht.

Mit dem ein Jahr später erscheinenden Live-Album "Double Live Gonzo" trägt er sein Bühnensound in die Wohnzimmer. Eigentlich ist diese Scheibe so etwas wie die Hausnummer in Sachen Ted Nugent, denn hier hört man die tatsächliche Power ungeschliffen und kraftvoll. Das dürfte auch mit ein Grund sein, weshalb sich dieser Output wie geschnitten Brot verkauft. Hiermit hat er seinen kreativen Zenit aber fürs erste erreicht. Erst überwirft er sich mit seiner Band und veröffentlicht ein belangloses Album nach dem anderen. Der neue Mann hinterm Micro hört auf den Namen Charlie Huhn und soll später noch bei Victory recht erfolgreich werden.

Genau wie Drummer Cliff bleibt er dem durchgeknallten Gitarristen lange Jahre treu. Allerdings erscheint kein Album, auf dem nicht ein anderer Tieftöner in die Saiten greift. Leider hängt er sein musikalisches Fähnchen in den falschen Wind; wavige Keyboardsounds will kein Rockfan zu dieser Zeit hören. Dementsprechend nimmt auch das öffentliche Interesse nach und nach ab. Widmet ein Flipper-Hersteller ihm erst noch eine Sonderedition, ist Nugent Anfang der Achtziger praktisch pleite. Nur ständiges Touren vermeidet seinen Totalabsturz. Er schmeißt mal wieder die ganze Band raus und sucht sich neue Leute.

Mehr oder weniger zumindest, denn auf dem schlicht "Nugent" betitelten Werk von 1982 singt einmal mehr Derek St. Holmes. Den Bass bedient Dave Kiswiney und hinter den Drums sitzt Carmine Appice (Ex-Ozzy Osbourne). Keine zwei Jahre später spielt er mit komplett neuem Team "Penetrator" ein und auf "Little Miss Dangerous" von 1986 holt er sich eine ganze Schar an Gastmusikern, von denen aber keiner fest zu seiner Band gehört. Mit einem kleinen Gastauftritt in der Serie Miami Vice schnuppert er mal ins Filmgeschäft, kehrt aber letztendlich doch zu seiner Klampfe zurück.

Ted Nugent - Sweden Rocks Aktuelles Album
Ted Nugent Sweden Rocks
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Bevor er '89 die Flinte erst mal ins Korn wirft, erscheint noch das Album "If You Can't Lick 'Em ... Lick 'Em". Als Sänger ist dort Dave Amato zu hören, der sich später Reo Speedwagon anschließt. Ted legt seine Solokarriere zunächst ad acta, steuert einen Beitrag auf dem Beastie Boys-Album "Check Your Head" bei und schließt sich der Supergruppe Damn Yankees an. Im Line-Up der Band stehen neben Nugent an der Klampfe Jack Blades (Night Ranger), Tommy Shaw (Styx) und Michael Cartellone. Nicht zuletzt dank der Schmalzballade "High Enough" geht das Debüt der Combo furchtbar steil, Nugent hat sich mit einem Schlag saniert.

Das 1992er "Don't Tread On Me" toppt diesen Smash-Hit jedoch nicht mehr. Daraufhin widmen sich Nugent und seine Kollegen wieder eigenen Interessen. Und die sehen bei Ted dergestalt aus, dass er mit Kumpels durch den amerikanischen Forst juckelt und mit den verschiedensten Waffen allerlei Getier zur Strecke bringt. Neben diesen zweifelhaften Live-Aktivitäten betätigt sich Nugent auch mehr oder weniger politisch. Seine Ansichten als wertkonservativ zu bezeichnen, wäre jedoch ungefähr so treffend, wie Kim Jong-Il als den Vertreter eines humanitären Sozialismus zu betiteln. Nugents Kommentare zu tages- und gesellschaftspolitischen Ereignissen sind legendär und würden eine gewisse Komik beinhalten. Doch leider meint der durchgedrehte Redneck es wirklich ernst.

Nachdem er mit diversen Jagd-Shows im US-Fernsehen, Büchern (legendärer Titel: "Kill It & Grill It") und Videos eine Weile lang seinen ursprünglichen Leidenschaften frönt, kehrt er 1995 auch solo wieder unter die Musiker zurück. "Spirit Of The Wild" markiert eine triumphale Rückkehr ins Rampenlicht. Nach einem weiteren neuen Live-Album ("Full Bluntal Nugity") eröffnet Ted die Shows der KISS-Farewell-Tour. Inzwischen steht er höchst selbst hinter dem Mikro und macht dort gar keine schlechte Figur. Am Bass steht ihm dabei Marco Mendoza zur Seite und hinter den Drums sitzt Tommy Aldridge (Whitesnake/Ex-Ozzy). Danach geht es mit Lynyrd Skynyrd und Deep Purple auf Tour.

2001 schreibt er seine Autobiografie "God, Guns, & Rock'n'Roll", 2002 schiebt er mit "Craveman" eine weitere Studio-Platte nach. Für Aldridge ist inzwischen Tommy Clufetos in die Band gerutscht. Im April 2003 geht es zusammen mit ZZ Top, Double Trouble und Kenny Wayne Shepherd auf die 'Beer Drinkers And Hell Raisers'-Tour durch die USA. Auf VH1 läuft schließlich sogar eine Reality-Serie namens "Surviving Nugent - The Ted Commandments", bei der sich The Nuge erst mal mit der Kettensäge ins Bein sägt und mit 40 Stichen genäht werden muss ....

Im September 2005 überrascht die Meldung nicht wirklich, dass Nugent sich überlegt hat, für das Amt des Gouverneurs zu kandidieren. In letzter Sekunde zieht er jedoch seine Bewerbung zurück und vertröstet seine Anhänger auf die nächste Wahl in fünf Jahren: "Auch wenn Michigan mich dringend braucht - die Zuhälter, Huren und Sozialhilfegören müssen meiner Brechstange vorgestellt werden - ist es für meine Familie besser, es erst in fünf Jahren zu tun". God bless America! In Sachen Musik kennt er so viel Zurückhaltung allerdings nicht.

So läuft auf VH1 die Doku 'Supergroup', in der neben Ted auch Anthrax-Glatzkopf Scott Ian, der ehemalige Biohazard-Basser Evan Seinfeld, Ex-Skid Row-Sänger Sebastian Bach und Drummer Jason Bonham (Foreigner) teilnehmen. Außerdem legt er Anfang Oktober 2007 mit "Love Grenade" nach und propagiert wohl damit die Großwild-Jagd mit Handgranaten ...

Auf der Scheibe unterstützen ihn Drummer Tommy Clufetos (Rob Zombie) und Basser Barry Sparks, der auch live schon auf dem Sweden Rock-Auftritt 2006 mit von der Partie war. Die Aufnahmen von dort erscheinen Ende Juni 2008 unter dem Titel "Sweden Rocks" und zeigen The Nuge nicht nur live auf der Bühne, sondern auch dabei, wie er ein paar Schießübungen seiner Familie und Mitmusiker überwacht.

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Alben

Ted Nugent - Sweden Rocks: Album-Cover
  • Leserwertung: Punkt
  • Redaktionswertung: 3 Punkte

2008 Sweden Rocks

Kritik von Michael Edele

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Surftipps

  • Ted Nugent

    Auch Neandertaler sind im Internet vertreten. Patriotic as fuck!

    http://www.tednugent.com
  • Nuge Commando Europe

    Man mag es kaum glauben: Neandertaler-Fanclub in Europa.

    http://www.tednugent.de/
  • Ted Nugent@MySpace

    Kill my grill, it's MySpace.

    http://www.myspace.com/tednugent

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