laut.de-Kritik

Zaubert ein Lächeln aufs Gesicht: mit oder ohne Kraut.

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Mitte der neunziger Jahre hat George Evelyn mit dem Nightmares On Wax-Album "Smoker's Delight" ohne Zweifel einen Klassiker in Sachen bekiffter Downtempo-Sound geschaffen. Die Platte zaubert auch heute noch fast jedem ein entspanntes Lächeln aufs Gesicht. Klar, ist ja nicht nur was für 'wahre Kräutersammler', wie auf dem Plattencover zu lesen ist.

Das nunmehr fünfte Album von NOW zeigt wie gehabt Evelyns sonniges Gemüt ("I want to share my positivity in life, in music"), das er als DJ E.A.S.E. im Umgang mit seinen musikalischen Einflüssen und Vorbildern pflegt. Eine umfangreiche Plattensammlung hat er ja ohnehin vorzuweisen. Neben seiner alten Liebe Hip Hop propagiert der frühere B-Boy ebenso Dubklänge à la King Tubby, Dancehall sowie den Funk eines Curtis Mayfield oder James Brown.

Quincy Jones' Gespür für Synthielines hat wohl ebenso einen bleibenden Eindruck hinterlassen wie Duke Ellingtons Fähigkeit, lebendige Kompositionen zu schreiben. "Today's music is inspired by what's gone on before that is what fascinates me. Following on in that tradition I am inspired by the old and want to evolve it into something new": Selbstverständlich geht er hierbei entspannt und unaufgeregt vor.

Mit Esprit in Szene gesetzt, machen die vielfältigen Arrangements mit Harmonien und Rhythmen, Melodien, Samples und Tönen unterschiedlichster Couleur und Herkunft auf sich aufmerksam. Auch wenn das ein oder andere Soundelement in homöopathischer Dosis auftritt oder schlicht durch Einfachheit glänzt. Kleine Mittel – große Wirkung.

Das fängt schon bei "Passion" mit balearischem Vibe und zurückgelehnten Orgelklängen an. "Sweetest" bringt karibische Reggae-Riddims, Sara Garveys Gesang mit einem für Kopfnicker mörderischen Rare Groove auf den Punkt. Dasselbe gilt für "Flip Ya Lid", das Ricky Rankin gesanglich vergoldet.

"Pudpots" vereint dagegen einen dopen Beat mit standfester Bläserfraktion. Im Verlauf von "Damn!" macht sich ein Cembalo dezent zwischen dem gefühlsbetonten Gesang von Chyna B. und einem Gospelchor bemerkbar. Manches Stück profitiert auch von Perkussionskünsten eines Shovel, der die Calypsoklänge von "Deepdown" ebenso verfeinert wie das Stück "African Pirates".

Isaac Heywoods begleitet "I Am You", das durch Sänger Mozez (Zero 7) mit einem ordentlichen Pfund Motown-Soul wuchert. "In A Space Outta Sound", das größtenteils mit Hilfe von Evelyns Sidekick Robin Taylor-Firth entstand, erzeugt eine latente wohlige Wärme. Ob mit oder ohne Kräuter.

Trackliste

  1. 1. Passion
  2. 2. The Sweetest
  3. 3. Flip Ya Lid
  4. 4. Pudpots
  5. 5. Damn
  6. 6. You Wish
  7. 7. Deepdown
  8. 8. Chime Out
  9. 9. Me!
  10. 10. I Am You
  11. 11. Soul Purpose
  12. 12. African Pirates

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