Porträt

laut.de-Biographie

Janis Joplin

In jener Zeit, in der zottelige Langhaarige noch im Schlamm baden und sich die Blumen noch lieben, macht eine weiße Schwarze auf sich aufmerksam. Deren Hautfarbe zwar nicht schwarz ist. Doch ihre Art den Blues zu singen für Weiße bis dahin äußerst ungewöhnlich.

Die Rede ist von Janis Joplin, einem behüteten Wohlstandskind aus einer kleinbürgerlichen Kleinstadt im Staate der Todesstrafe, der Waffenfetischisten und der kriegerischen Präsidenten - dem Staate Texas. Wenig unverständlich ist somit Joplins Entscheidung, mit ihrem damaligen Leben zu brechen und sich der neuen Subkultur der Hippies anzuschließen.

In der High School, in der sie den literarischen Fächern verfällt, erkennt die von Minderwertigkeitskomplexen gebeutelte Teenagerin ihre Leidenschaft und ihr Talent für den Blues. Anfangs kopiert sie dabei den Gesangsstil von Bessie Smith, Odetta und Leadbelly. Schon zu dieser Zeit üben Drogen, womit Marijuana, Alkohol und vor allem Speed gemeint sind, eine außergewöhnliche Faszination auf sie aus.

Woraufhin sie von Drogenexzessen angeschlagen für ein Jahr nach Hause zurückkehrt und dort versucht, ihr Leben in den Griff zu bekommen. Doch als ein alter Freund ihr eine Stelle als Sängerin in San Francisco anbietet, entschließt sie sich dazu und trifft damit eine folgenschwere Entscheidung.

Mit der Band Big Brother And The Holding Company beginnt sie fortan, an der Bay-Area und anderen Orten Kaliforniens zu touren, wenig später unterschreibt die Band einen Plattenvertrag bei Mainstream Records, mit denen die Gruppe ein Album und zwei Singles veröffentlicht.

Der eigentliche Durchbruch aber gelingt den Musikern im Sommer der Liebe, 1967, beim Monterey International Pop Festival, bei dem abgesehen von der Welt auch Albert Grossman auf den Psychodelic Rock der Big Brothers aufmerksam wird. Grossman, einer der erfolgreichsten und bekanntesten Entertaiment-Manager, nimmt sich der Band an und verschafft ihr einen neuen Vertrag bei Columbia Records, bei denen 1968 das populäre Album "Cheap Thrills" veröffentlicht wird.

Doch der Erfolg und die damit zusammenhängenden geringeren Geldsorgen fordern ihren Tribut, denn die Bandmitglieder setzen ihre inzwischen hohen Gagen nun in teure harte Drogen um und sind an Weihnachten 1968 nicht mehr in der Lage, die geforderte Performance bei Konzerten zu bringen. Außerdem wachsen die Differenzen innerhalb der Band, so dass sie in eben jener Zeit ihr letztes Konzert geben.

Im September 1969 veröffentlicht Joplin mit einer neu gegründeten Gruppe das bluesorientierte Album "I Got Dem Ol Kozmic Blues Again, Mama", das in den USA auf geteilte Meinungen stößt, in Europa jedoch als grandios gefeiert wird. Zeitgleich verstrickt sich die junge Frau immer mehr im Lebensstil des Sex, Drugs & Rock'n'Roll, bei dem sie von Anbeginn keine Anpassungsschwierigkeiten hat.

Das unstillbare Verlangen nach Drogen kann bei ihr allenfalls von der Lust auf Sex übertroffen werden, bei dem ihr schnell auffällt, dass Sex mit Männern nicht das volle Spektrum abdeckt, worauf ihr das eigene Geschlecht mit einigen Affären aushilft. Die Lebensweise der knallharten, fluchenden, saufenden, vögelnden und Heroin drückenden Schlampe gibt Janis scheinbaren Rückhalt bei ihrer rastlosen Suche nach Anerkennung. Da in den 60er Jahren Frauen im Rampenlicht ungleich schärfer der Kritik ausgesetzt sind als Männer, und weibliche Vorbilder kaum als öffentliche Personen respektiert werden, avanciert die Sängerin, trotz oder gerade wegen ihrer Eskapaden, zur Ikone des Feminismus.

Schließlich begreift Joplin, dass mit ihrem Leben etwas nicht stimmt und hört auf, sich mit Drogen voll zu pumpen. Daraufhin gründet sie eine dritte Band namens Full Tilt Boogie Band, die professionellere und populärere Musik produziert. Mit dem einzigartigen Stil ihres weißen Blues glaubt die 27-Jährige nun endlich ihre Erfüllung gefunden zu haben, und ist - der Überlieferung nach - niemals glücklicher. In dieser Hochphase, in der ihr alles zu gelingen scheint, geht sie eine feste Beziehung ein und führt ein fast geregeltes Leben.

Doch bei den Aufnahmen für das nächste Album "Pearl" greift sie wieder zu Heroin und kann dabei die Vene nicht voll genug bekommen. Am 4. Oktober 1970 verpasst sie sich in einem Motel in Los Angeles unbeabsichtigt den goldenen Schuss. Laut Eric Burdon stirbt die Königin der Rockmusik nicht an einer Überdosis Heroin, sondern an einer Überdosis Janis. Das vierte Album, das nach ihrem Tod veröffentlicht wird, enthält die Songs "Me And Bobby McGee" sowie "Mercedes Benz". Es wird sofort zum Kassenschlager und macht die Sängerin zur Legende.

Mit Jimi Hendrix, der ein Monat vor ihr gestorben war, und Jim Morrison, der Juli 1971 tot aufgefunden wird, ist Janis Joplin eine Ikone der Hippiezeit geblieben.

Alben

Janis Joplin - Pearl: Album-Cover
  • Leserwertung: 5 Punkt
  • Redaktionswertung: 5 Punkte

1971 Pearl

Kritik von Erich Renz

Mancher Abschied verlangt nicht einmal ein leises Servus. (0 Kommentare)

Surftipps

  • Offizielle Seite

    Von Joplins Familie betreut.

    https://janisjoplin.com/
  • Kozmic Blues

    Umfangreiche Fanseite mit unveröffentlichten Konzertmitschnitten u.v.m.

    http://www.janisjoplin.net

3 Kommentare mit 3 Antworten

  • Vor 3 Jahren

    Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.

  • Vor 3 Jahren

    Ich finde einige Formulierungen in diesem Artikel ziemlich problematisch. Vor allem stört mich dieser Abschnitt:

    "Das unstillbare Verlangen nach Drogen kann bei ihr allenfalls von der Lust auf Sex übertroffen werden, bei dem ihr schnell auffällt, dass Sex mit Männern nicht das volle Spektrum abdeckt, worauf ihr das eigene Geschlecht mit einigen Affären aushilft. Die Lebensweise der knallharten, fluchenden, saufenden, vögelnden und Heroin drückenden Schlampe gibt Janis scheinbaren Rückhalt bei ihrer rastlosen Suche nach Anerkennung."

    Was soll das? Würde ein männlicher Musiker hier auch so beschrieben werden? Inwiefern ist das erstens wichtig für Joplins musikalische Biografie? Zweitens wird die Zuschreibung als "fluchende, saufende, vögelnde und Heroin drückende Schlampe" hier reproduziert. Vor allem, wenn Joplin im nächsten Absatz "begreift, dass in ihrem Leben etwas nicht stimmt" und sie endlich eine " feste Beziehung eingeht" und ein "geregeltes Leben" führt. Blöd nur, dass sie trotzdem später "die Vene nicht voll bekommt".

    In einem Artikel über Janis Joplin sollte es m.E. um ihre Bedeutung als Musikerin gehen. Stattdessen wird das Bild einer sex - und drogensüchtigen "Schlampe" in den Mittelpunkt gestellt und ihr tragischer Tod auf maximal unempathische Weise beschrieben.

    Das wird weder Janis Joplin gerecht, noch der Qualität von Beiträgen auf laut.de.

  • Vor 2 Jahren

    Der Text versucht scheinbar um jeden Preis "cool" zu klingen und wird der Sängerin in keinster Weise gerecht.
    In welcher Weltsicht bitte ist denn eine Frau, die in der Hippiezeit ihre Bisexualität auslebt, eine "Schlampe"? Würden wir die männlichen Blumenkinder auch so nennen? Aber der Author hält es ja auch für erwähnenswert, dass Alkohol und Marijuana eine "außergewöhnliche Faszination" auf einen Teenager ausüben. Lach...
    Die Formulierung "die Vene nicht voll genug bekommen" ist sachlich falsch und hat in ihrer Respektlosigkeit nicht auf dieser Seite verloren. Frau Joplin hat zu der Zeit gelegentlich Heroin gespritzt, weniger als zu früheren Zeiten. An ihren tragischen Tod ist die Tatsache Schuld, dass ihr Dealer an dem Abend Heroin verkauft hat, das um mehrere Male reiner war als da Zeug was sie sonst nahm. Er wusste das selber nicht und es sind mehrere Kunden durch diese Lieferung gestorben.

    • Vor 2 Jahren

      "Aber der Author hält es ja auch für erwähnenswert, dass Alkohol und Marijuana eine "außergewöhnliche Faszination" auf einen Teenager ausüben. Lach..."

      Echt mal. Von allen Dingen, die in der Biographie stehen, ist das mit Abstand das Lächerlichste. Junge Leute, die trinken und kiffen? Undenkbar!