Porträt

laut.de-Biographie

How To Dress Well

Tom Krells Kampf um Anerkennung als ernsthafter Künstler ist auch ein Kampf gegen selbsterbaute Windmühlen. Stets betont der Sänger und Produzent in Interviews und auf Bühnen, wie bedeutend und ernsthaft sein Output für ihn sei. Regelmäßig erbittet er sich konsequente Stille und Aufmerksamkeit, denn: Es geht ihm um Aufrichtigkeit.

Mit einer leidenschaftlich synthetisierten Mischung aus verspuktem R'n'B, Äther-Ambient und LoFi-Elektronik trifft der Amerikaner aus Colorado etwa seit 2010 so genau den Nerv des Zeitgeists, dass ihm Postironie und Popsarkasmus gehörig Steine in den Weg legen. Bekanntermaßen gilt es seit etwa Beginn des Jahrzehnts in Indie-Avantgarde-Kreisen als schick, modernen R'n'B nicht mehr als uncooles Chauvi-Genre abzutun, sondern den ehemaligen Mainstream-Klassenfeind gewitzt-rekontextualisiert zu okkupieren.

Als ironisch betiteltes Ein-Mann-Projekt How To Dress Well trägt Tom Krell diese Bewegung entscheidend mit. Von Kindesbeinen an gehört seine Liebe Spätachtziger- bis Frühneunziger-R'n'B-Acts wie Keith Sweat, Bobby Brown und Ready For The World. In der Highschool widmet er sich dennoch zunächst diversen Metal- und Hardcore-Bands, bevor er sich experimentellen Drone-Sounds zuwendet. 2004 stößt er in einem Buchladen auf sein musikalisches Ventil.

Krell beginnt, die Kindheitsfavoriten mit dem abstrakten Noise von Black Dice zu vermengen und das Resultat durch LoFi-Filter zu pressen. 2009 taucht auf dem HTDW-Blog die erste EP "The Eternal Love" als Gratis-Download auf. Weil Schnäuzer, Nerdbrille und übergroße Pullis gerade einem gewissen optischen Klischee entsprechen, er darüber hinaus auf dem Hipster-Label Tri Angle veröffentlicht, darf ihn zumindest nicht total überraschen, dass er zwar Konzerte ausverkauft, die Fremdwahrnehmung sich jedoch nur unregelmäßig mit seinem Selbstbild als getriebener Künstler mit emotionaler Message deckt.

Seis drum. Pitchfork und Co. feiern den graduierten Philosophiestudenten auch für den Nachfolger "Total Loss". Erneut beweist der Produzent, der Hochschulen in New York, Chicago, Köln und Berlin besucht hat, ein äußerst präzises Gespür nicht nur für den Zeitgeist, sondern auch für das Mysterium Pop. In meist gemäßigten Tempi feiert How To Dress Well die Elegie von Verlust und Sehnsucht. Stets bemüht er sich dabei um eine möglichst präzise Exhumierung seines Seelenlebens. Darin steckt in jedem Fall viel Eskapismus, wie ein verwendetes Zitatsample zeigt: "The only bad part about flying is having to come back down to the fuckin' world."

Die Lobpreisungen ebben auch bei seinem dritten Album "What Is The Heart?" nicht ab. Eine Bewertung von 8,8 und der Titel "Best New Music" von Pitchfork im Jahr 2014 bedeuten zusätzliche Lorbeeren für Tom Krell. Das Paste Magazine ist ebenfalls restlos begeistert: "Krell hat es geschafft, dass er sich seinen experimentellen Neigungen hingibt, aber zeitgleich seinen zugänglichsten Sound erreicht."

Das Album gerät zu einem so großen Erfolg, dass er damit auf Welttournee geht und auf einigen Festivals spielt, darunter die Berliner Festspiele, das Flow Festival in Helsinki und das Pitchfork Music Festival.

Nur zwei Jahre später versorgt der Mann aus Chicago seine Hörerschaft mit der LP "Care", laut eigener Aussage eine sehr freudvolle Scheibe. Seine atmosphärische Musik, gepaart mit elektronischen Spielereien, wirkt auf diesem Album so präsent wie nie. Mit gefühlvoller Falsett-Stimme und gewohnt ruhigem Tempo frönt er dem Neo-R'n'B. Damit sind ihm weitere Jubelstürme aus der Presse sicher.

Alben

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