laut.de-Kritik

The Tings Tings ziehen noch rechtzeitig die Notbremse.

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"This could have been perfection / if we had a bit of sense / but we are destroyers / so we start it all again". Frei nach diesen Zeilen auf dem Krawall-Track "Give It Back" löschten The Ting Tings ihr bereits fertiges Album, weil sie sich sicher waren, auf dem Holzweg zu sein. Sie sind Zerstörer, und anstatt dem nächsten Hit hinterher zu rennen, machen sie lieber Musik die ihnen einfach nur Spaß macht.

Die schnelllebige Fan-Gemeinde ist ohnehin schon längst zum nächsten Götzen weitergezogen. Beweisen müssen The Ting Tings heute niemandem mehr etwas, es wird schlichtweg nichts mehr von Ihnen erwartet. Willkommen im Tal der Enttäuschungen.

Hier können Katie White und Jules De Martino fröhlich machen, worauf sie gerade Bock haben. Im epischen Opener "Silence" bedienen sie sich bei den frühen OMD, damit kann man nicht viel falsch machen. Mit "Guggenheim" besetzen sie lautstark den nun freien Thron der White Stripes.

Die beiden Engländer bedienen einfach mal bei jedem Musikstil, der ihnen über den Weg läuft. Einerseits bringt das eine ungeahnte Vielfalt, auf der anderen Seite schärft es nicht gerade das eigene Profil. So richtig wissen die beiden nicht, wo es nach "We Started Nothing" hingehen soll.

"Hang It Up" klingt wie eine lustlose Kollaboration zwischen Blur und der Rock Steady Crew. Einer drögen TLC-Nummer ähnelt dagegen "Day To Day".

Neben "Silence" zählt der La Roux-Elektro-Track "One By One" zu den Highlights. Lust auf den beginnenden Frühling macht "Soul Killing". Zu einem Indie-Ska-Dub bitten The Ting Tings eine hyperaktive Oma auf Doppelherz, die mit ihrem quitschenden Schaukelstuhl zum Takt wippt, in die Cypher. "They Can Never Hold Us Down / If Your're From From A Big City / Or You're From A Little Town."

Der Gegenentwurf dazu heißt "In Your Life". Das Lied kommt als netter Kehraus daher, der mit seiner Reminiszenz an Nancy Sinatras "Bang Bang (My Baby Shot Me Down)" aus einer anderen Zeit gepurzelt zu sein scheint. Ein blutendes Cello treibt wie Herbstlaub über den schmutzigen Tümpel des Songs.

The Tings Tings ziehen noch rechtzeitig die Notbremse und bleiben zu sich selbst ehrlich. "Hands" ist zum Glück vergessen und vergeben, findet nur noch auf der Deluxe Edition statt. Was bleibt ist ein ganz netter Zweitling und vielleicht sogar eine Zukunft für The Ting Tings.

Trackliste

  1. 1. Silence
  2. 2. Hit Me Down Sonny
  3. 3. Hang It Up
  4. 4. Give It Back
  5. 5. Guggenheim
  6. 6. Soul Killing
  7. 7. One By One
  8. 8. Day To Day
  9. 9. Help
  10. 10. In Your Life

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8 Kommentare

  • Vor 12 Jahren

    Find das Gesamtergebnis für 4 Jahre auszeit etwas mager.
    Hatte kein neues 'We Started Nothing' erwartet aber ich finde das ALbum hat zuviele verschiedene Musikstile die im Gesamtbild nicht so recht zusammenpassen, 3 Sterne gehn noch klar.
    'One By One' als bester Track lässt sich so auch unterschreiben.
    Allerdings find ichs schade das 'Hands' nicht auf dem Album ist obwohls ja eigentlich die erste Single war. :(

  • Vor 12 Jahren

    Was hat die Anzahl der Jahre zwischen zwei Alben mit dem Ergebnis zu tun? Man kann gute Musik auch in zwei Wochen schreiben und aufnehmen. Oder man lässt sich jahrzehnte Zeit und bringt Chinese Democracy raus. Sie hatten ja Ende 2010 schon ein ganzes Album fast fertig, Hands war die erste Single, die sie selbst nicht leiden konnten. Ebenso wie das Album. Deswegen dauerte es länger, da sie noch mal ganz von vorne angefangen haben. Dss große Kinos ist die Platte ganz sicher nicht, ich finde sie aber auch nicht so schlecht, wie sie stellenweise gemacht wird.

  • Vor 12 Jahren

    Wieso soll die Anzahl der Jahre zwischen zwei Alben nichts mit dem Ergebnis zu tun haben? Viele Künstler haben lieber mehr Zeit als weniger zum Schreiben, Arrangieren, etc. Die Erwartungshaltung geht dann zwangsläufig in höhere Gefilde. Find ich sehr nachvollziehbar.

  • Vor 12 Jahren

    Ich weiss nicht wieso aber die Ting Tings haben mir schon seit dem ersten Album irgendwie gefallen.

  • Vor 12 Jahren

    Bin ich der einzige der Hands für ihren besten Song hält??? Ich bin ziemlich enttäuscht, hab mich wirklich riesig auf Kunst gefreut! Das Album hier ist halt OK, mehr auch nicht. Es ist einfach an Stellen zu gewollt und gezwungen. Hang it up und Silence find ich ganz OK.

  • Vor 12 Jahren

    ok ich höre "hands" und denke ach herrje, warum sind die so intrumentell, künstlich und synthielastig...
    ich höre silence, guggenheim (hammer!!) und hang it up und denke mir, DAS ist doch viel besser, als dieses plastische etwas vom nicht veröffentlichten album davor!
    so far würde ich sagen, alles richtig gemacht, denke die platte werd ich mir zulegen.