laut.de-Kritik

Von Billie Eilish bis Dieter Bohlen: Der Schwamm saugt alles.

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Das Musikprojekt SpongeBob Schwammkopf ist eine Gelddruckmaschine. Die letzten fünf Alben (je nach zählweise gibt es bisher ganze zwölf) des gelben Kinderhelden aus den Tiefen des Meeres landeten zuverlässig in den Top 20 der deutschen Hitparade. 2011 schaffte man es mit "BOBmusik – Das gelbe Album" sogar an die Spitze der österreichischen Albumcharts, inklusive Gold- und Platinschallplatten.

Der neueste Streich des schwammigem Goldesels mit Krawatte heißt "Quallendisco" und ist ganz im Geiste des Vorgängers "Tief im Meer" gehalten. Über 14 Tracks hinweg, covert man sich überwiegend durch aktuelle Hits, vermischt mit knuffig-maritimen Versionen der besten Stimmungsschlager aller Zeiten. Langfristig verantwortlich für die Produktion des tonalen SpongeBob-Universums zeichnet der Berliner Fabian Strangl. Als Komponist und Arrangeur steht der Mann auch mit anderen Acts, wie zum Beispiel Wincent Weiss, Max Prosa oder Itchy Poopzkid in Verbindung.

Nach kurzem Intro geht es los mit einer Interpretation des Ava Max-Hits "Sweet But Psycho", umgedichtet in "Polizeiboot". Autotune und eher einfache bis bemühte Reime entsprechen dem Original: "Oh es ist ernst, ich muss Angst ham, schon fahren sie langsam, und gucken so – ey ich war's nicht!" Auch Billie Eilish muss herhalten; aus ihrem "Bad Guy" wird "Gefrierraum". Leider reicht SpongeBobs Intonationsspektrum maximal von leicht aufgebracht bis mittelmäßig aufgekratzt, was die Tracks letztendlich alle sehr ähnlich, nämlich langfristig nervtötend halbspaßig klingen lässt.

Mit Highlights wartet man im Mittelfeld der Platte auf. Für "Was hast du bloß den Hai'n gesagt" lud man einen unerschütterlichen Bestseller als Gaststar ein: Roland Kaisers rentnerinnenverzaubernder Bassbariton duettiert mit der toxischen Fistelstimme von Santiago Ziesmer (SpongeBobs Synchronstimme). Tatsächlich hört man hier einen der wenigen wirklich witzigen Momente, weil der infantile Schwamm und der ewige Pensionistenverführer zueinander passen wie die Faust aufs Auge.

Auch lustig gerät die Capital-Bra/Modern-Talking-Verballhornung von "Cheri Cheri Lady". Nun mag "Gary Gary, Baden!" zwar nicht der originellste Titel sein, glänzt aber mit Zeilen wie "Alles stinkt nach Schnecke, raus aus deiner Ecke / in die Wanne rein / lass mal das Gekeife / friss und Schluck die Seife / putz die Innerei'n!". Eine modernisierte Version des russischen Danceklassikers "Pesenka (La La La)" aus dem Jahr 1998 kommt mit der Thematik des Quallenfischens alias "Qualalalala" daher. Tendenziell sinnfrei belegt man so alle möglichen Thematiken im Unterwasseruniversum. Was soll einem auch noch einfallen bei dieser Masse an Output innerhalb des Franchise?

Stellenweise ist diese Platte gewohnt angenehm albern, größtenteils aber sicheres Spiel mit redundantem Humor. Die mittlerweile 21-jährige Figur ist und war nun mal der größte Hit des Fernsehsenders Nickelodeon, sein Charme ist so unbeugsam wie jener von Homer Simpson oder South Parks Cartman. Selbst wenn das gelbe Ding "Hänschenklein" sänge, würde die Masse noch entzückt zugreifen. In diesem Sinne: Man muss den Schwamm melken, solange er goldenen Schleim gibt.

Trackliste

  1. 1. Quallendisco
  2. 2. Das Polizeiboot
  3. 3. Im Gefrierraum
  4. 4. Was hast du bloß den Hai'n gesagt
  5. 5. Gary komm heim (XXL-Version
  6. 6. Hallo Thaddäus
  7. 7. Gary Gary, Baden!
  8. 8. Schreien
  9. 9. Qualalalala
  10. 10. Popopositiv
  11. 11. Discoquallen (XXL-Version)
  12. 12. Wenn du Hunger hast
  13. 13. Heimweh
  14. 14. Quallendisco (Outro)
  15. 15. Hidden Track (Quallendisco)

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