laut.de-Biographie
Spandau Ballet
1977 schließen sich Gary Kemp (Gitarre), Tony Hadley (Gesang), Steve Norman (Rhythmusgitarre, Percussion), John Keeble (Drums) und Richard Miller (Bass) zu einer Band namens The Makers zusammen. Sie spielen in kleinen Pubs im Londoner East End. Garys kleiner Bruder Martin ersetzt bald Richard Miller am Bass. Ein Kurztrip nach Berlin inspiriert die Jungs zu einem neuen Namen: Angeregt durch eine Aufschrift in der Nähe des Gefängnisses in Berlin-Spandau taufen sie sich Spandau Ballet.
Schnell sind die Briten neben Visage und Duran Duran Trendsetter der neu aufkommenden New-Romantic-Bewegung. Im Gegensatz zum Punk sehen die Anhänger dieser Szene die Musik nicht als gesellschaftskritisches Forum, sondern als Fluchtmöglichkeit aus der tristen Monotonie des Alltags an.
Am 17. November 1979 findet in einem kleinen Studio vor 50 New Romantic-Liebhabern der erste öffentliche Auftritt statt. Er wird ein überragender Erfolg und führt dazu, dass die Band nur noch in den besten Londoner Clubs auftritt. Nach einem mitreißenden Konzert auf der HMS Belfast kann sich der Manager der Band, Steve Dagger, vor Angeboten von Plattenfirmen kaum retten.
Doch er lehnt alle mit der Begründung ab, dass Spandau Ballet keinen Vertrag unterzeichnen wollen, der ihre Identität gefährden könnte. Außerdem ist Dagger der berechtigten Meinung, dass noch bessere Angebote kommen würden. Und so kam es: Im Oktober 1980 unterschreiben Spandau Ballet bei Chrysalis. Einen Monat später absolviert die Band ihren ersten Auftritt in der landesweit ausgestrahlten TV-Sendung "Top Of The Pops", die Debütsingle "To Cut A Long Story Short" knackt gleich die britischen Top 5. Es folgt die Veröffentlichung des Debütalbums "Journey To Glory" im Frühjahr 1981.
Auf ihrem zweiten Album "Diamond" setzen Spandau Ballet ihr Dance-Pop-Thema fort. Obwohl die Verbannung ihres Videos zu "Paint Me Down" durch die BBC ihnen zusätzlich Publicity einbringt, landen die Single-Auskopplungen eher auf den hinteren Plätzen. Deshalb engagiert die Band Produzent Trevor Horn, der "Instinction" erfolgreich remixt.
Die Aufnahmen für ihr drittes Album "True" erfolgen auf den Bahamas. Mit der Hilfe von Tony Swain und Steve Jolley, die bereits mit Bananarama und Alison Moyet große Erfolge feierten, gehen Spandau wieder auf Nummer Sicher. Diese Platte liefert den klassischen Pop-Sound, für den die Band bekannt ist. Gitarrist Steve Norman wechselt derweil zum Saxofon über. Zusätzlich ergänzt Jess Bailey die Gruppe an den Keyboards. "True" verschafft Spandau Ballet schließlich den internationalen Durchbruch - der Titelsong ist der bis heute mit ihnen assoziierte Welthit.
Nach einer Europa-Tour geht die Band 1984 erneut ins Studio und nimmt ihr viertes Album "Parade" auf. Die dazugehörige Tournee ist ihre bisher größte: "The World Parade". Bei einem US-Auftritt bricht sich Norman bei einer heißen Showeinlage ein Bein, woraufhin der Rest der Tour abgesagt wird. 1986 kommt es zu einem Disput mit dem Label Chrysalis: Spandau Ballet wirft der Company vor, in den USA nicht genug Promotion zu betreiben. Aus Protest fordern sie ihre Fans auf, die Alben "12 Inch Mixes" und "The Collection" zu boykottieren, und weigern sich selbst, Promotion dafür zu machen.
Die Band wechselt daraufhin zu Epic, wo im Juli 1986 "Through The Barricades" erscheint. Den Titeltrack, der eine moderne "Romeo und Julia"-Story vor dem Hintergrund des Nordirland-Konfliktes erzählt, bezeichnet die Band später als den besten Song, den sie je aufgenommen hätten. Nach einer Welttournee gehen die Fünf Ende 1988 erneut ins Studio, um "Heart Like A Sky" aufzunehmen, das jedoch keine Wurst mehr vom Teller zieht.
So langsam machen sich darüberhinaus die zehn Jahre, die Spandau Ballet zusammen verbracht haben, bemerkbar. Die Kemp-Brüder nehmen eine Auszeit, um sich einer Filmkarriere zu widmen. Nach den Dreharbeiten startet die Tour zum zehnjährigen Bandjubiläum, mit der Spandau gleichzeitig ein neues Album promoten. Zum ersten Mal schrieb nicht Gary Kemp alle Songs, Steve Norman steuert den Track "Motivator" bei.
Der Rest der Band stört sich an den Filmaktivitäten der Kemps. Besonders weil die Brüder auch während ihrer Tour Werbung für den Film machen. Am 6. März 1990 verkündet Gary in einem ausverkauften Theater in Edinburgh, dass dies die letzte Nacht ihrer Tour sei. Es sollte vorerst das letzte Konzert überhaupt sein.
Während Martin Kemp sich gänzlich von der Musik verabschiedet und nur noch seine Filmkarriere verfolgt (u.a. in der TV-Serie "Eastenders"), widmet sich sein Bruder neben der Filmerei (u.a. "The Bodyguard" mit Whitney Houston) immer noch der Musik. 1995 bringt er sein erstes, stark keltisch angehauchtes Solo-Album heraus. Steve Norman verlegt seinen Wohnsitz nach Ibiza und schreibt dort Texte für ein Stefan Zauner-Album. Tony Hadley startet ebenfalls eine Solo-Karriere, John Keeble, der zunächst in verschiedenen Bands spielte (u.a. The Herbs), ist bald ein festes Mitglied von Tonys Band.
Im Mai 2000 treffen sich Tony, John und Steve zu einem Konzert anlässlich des 20. Spandau-Ballet-Jubiläums. Eigentlich sollte dies ein einmaliges Ereignis bleiben, aber aufgrund des enormen Erfolgs entschließen sie sich, wieder auf Tour zu gehen. Bereits im Vorjahr zogen die drei vor Gericht, da sie einen Anteil an Garys Songwriting-Tantiemen für sich beanspruchen. Gary gewinnt den Prozess, so dass die ohnehin schon angekratzte Freundschaft zu den Kemps bis auf Weiteres in Trümmern liegt. 2002 folgt ein weiterer Rechtsstreit darüber, wer die Rechte an dem Bandnamen hält.
2009 scheinen die Differenzen ausgeräumt. Auf der HMS Belfast, wo 29 Jahre zuvor einer ihrer ersten Auftritte stattfand, verkündet das Original-Quintett sein Comeback, das ein Album und eine Welttour vorsieht. "Zeit heilt alle Wunden. Wir trafen uns im Pub und stellten fest, dass wir immer noch super miteinander auskommen", erklärt Martin Kemp den Schritt.
Mit 23 Hit-Singles und insgesamt 500 Wochen Präsenz in den UK-Charts sind Spandau Ballet eine der kommerziell erfolgreichsten Bands des Jahrzehnts. 2012 waren sie zwar nicht Teil der Olympischen Spiele in London. "Gold" wurde aber immer im Radio gespielt, wenn ein britischer Athlet eine Goldmedaille gewonnen hat. 2014 folgt die Veröffentlichung "The Very Best Of ... The Story" mit 32 Hits sowie den drei neuen Songs "This Is The Love", "Steal" und "Soul Boy", die erneut mit Trevor Horn aufgenommen wurden. 2015 folgt eine weitere Welttournee.
Mitte 2017 flammen alte Animositäten wieder auf, so dass Tony Hadley seinen Ausstieg bekannt gibt. Seither konzentriert er sich sehr erfolgreich auf seine Solokarriere. Hadley ersetzt bei Spandau Ballet der 29-jährige Ire Ross Davidson, der den Künstlernamen Ross Wild führt und zuvor im West End-Musical "We Will Rock You" berühmt wurde. Doch nach gerade mal eineinhalb Jahren ist er 2019 wieder draußen. Gut für die Band, denn Robinson wird 2021 festgenommen und wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung schuldig gesprochen.
2025 wird wieder zurückgeschaut: Mit dem aufwendigen Boxset "Everything Is Now Vol 1: 1978-1982", das ganze sechs CDs, zwei LPs und eine Blu-ray beinhaltet. Außerdem ein 44-seitiges Buch mit Originalfotos von Blitz Kid Graham Smith und neuen Kommentaren der gesamten Band. Auch Hadley wirkte daran gerne mit, wie er im laut.de-Interview erklärte: "Ich finde, die Box ist für uns als Band interessant. Es gibt da zum Beispiel einen Song namens 'Eyes', den habe ich seit 1977 nicht mehr gehört. Damals war das nur ein Demo. Für die Fans ist das sicher spannend, aber auch für mich."
Noch keine Kommentare