Porträt

laut.de-Biographie

D'Angelo

Der Begriff "Neo-Soul" wird zur Zeit für so ziemlich alles verbraten, was aktuell ist, und auch nur einen Hauch von Soul beherbergt. D'Angelo allerdings hat ihn geradezu gepachtet, und verpackt ihn stilistisch tatsächlich ungewöhnlich. Als Sänger, Songwriter, Instrumentalist und Produzent schlägt er eine wunderbar runde Brücke von Soul über Jazz zu Hip Hop.

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Michael "D'Angelo" Archer kommt 1974 als Sohn eines Pfarrers in Richmond, Virginia auf die Welt, und tupft schon als fünfjähriger Knabe begeistert auf dem Klavier rum. Gerade einmal 18 und inzwischen mit stattlichen musikalischen Fähigkeiten gesegnet, gewinnt er dreimal hintereinander in Harlems Apollo Theatre den "Amateur Contest".

Anschließend verbringt er einige Zeit mit einem Hip Hop-Act namens I.D.U. aber schon 1993 erkennt das Label EMI sein Talent und signt ihn. Er schreibt und co-produziert den Song "U Will Know" für den Kinofilm "Jason's Lyric", 1995 erscheint schließlich sein Debut "Brown Sugar". Der gleichnamige Titeltrack des Albums fährt prompt drei Grammy-Nominierungen und einen American Music Award ein.

Die Mischung aus Siebziger Jahre-Soulanklängen und virtuosen modernen Groove-Kisten ist schon in "Brown Sugar" zu finden. D'Angelo zeigt guten alten Soul in neuem Gewand. Davon zeugt auch das wuschige Smokey Robinson-Cover "Cruisin", dass besser nicht hätte sein können, denn: Das Original ist im Vergleich wirklich übel.

In den nächsten Jahren taucht D'Angelo dezent auf einigen Hip Hop- und R'n'B-Scheiben auf, er singt mit Lauryn Hill das Duett "Nothing Even Matters" von deren Erfolgsalbum "The Miseducation", und auch mit Angie Stone, mit der er ein Kind hat, Erykah Badu und The Roots arbeitet er zusammen.

Sein hochgelobtes zweites Solo-Album "Voodoo" kommt jedoch erst im Abstand von satten fünf Jahren zu "Brown Sugar" zustande - nach exzessiver Studioarbeit in Jimi Hendrix' legendärem Electric Lady Studio. Das Warten lohnt sich manchmal aber trotzdem, denn auf "Voodoo" erfährt D'Angelos spezieller Stil seine ultimative Vollendung und wird durch die bunte Mischung seiner hochkarätigen Studiomusiker noch auf die Spitze getrieben. Das sessionartige "Spanish Joint" beweist, dass D'Angelo im Studio Musiker um sich hatte, mit denen das Jammen tierisch Bock machen muss: Neben dem Drummer Ahmir (?uestlove) Thompson von The Roots, einer der fittesten Perkussionisten im Hip Hop und D'Angelos Bruder im Geiste, tauchen auch Charlie Hunter, Q-Tip, Method Man und Roy Hargrove - ein mit Preisen überschütteter Jazztrompeter - auf.

Man hört viel Jazz, und man hört verdammt knifflige und trotzdem höllisch urbane Hip Hop-Beats. Allein im Gesang erkennt man unüberhörbare Soul-Einflüsse, Marvin Gaye, Curtis Mayfield, Stevie Wonder und dergleichen mehr. Fragt man D'Angelo wie er zu seinen Vorbildern gekommen ist, gibt er Hip Hop als die ultimative Quelle an. Auf der Entdeckungsreise durch die Welt der Samples ist er in der Vergangenheit gelandet und hat sich Eingebungen geholt. Mit dem Wort "retro" ist D'Angelos Musik allerdings eher schlecht umschrieben. Er selbst sagt dazu schlicht: "We hold the masters in high regards."

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Das wird auch so bleiben, genau wie seine Verbundenheit mit dem Hip Hop. Dafür sorgen schon allein seine zahlreichen musikalischen Freundschaften. Mittlerweile ist er auf dem "Red Hot & Indigo"-Sampler am Rhodes zu hören, in einer Hip Hop-Version von Duke Ellingtons Klassiker "Caravan" zusammen mit The Roots und Method Man. Wenn das kein Gemisch ist!

D'Angelo hat sicherlich das Zeug dazu, noch lange Jahre den R'n'B und Hiphop-Bereich kräftig aufzumischen, schon jetzt schwärmen viele von seinen Einflüssen, unter anderem auch der weiße Souler Remy Shand. Es bleibt einem nur zu hoffen, dass D'Angelo nicht jedesmal fünf Jahre braucht, bevor er wieder ein bahnbrechendes Album auf die Welt hievt.

2002 wird er vom Q Magazine in die Liste der 50 Bands, die zu sehen sind bevor man stirbt, aufgenommen. Das ist es aber fürs erste mal mit den guten Nachrichten. 2005 macht D'Angelo mit mit Negativ-Schlagzeilen auf sich aufmerksam. Mehrmals kommt er wegen Drogenbesitzes mit dem Gesetz in Konflikt.

Aber es kommt noch schlimmer. Im September 2005 verursacht der Sänger einen Unfall, bei dem er sich schwer verletzt. Er parkt seinen Geländewagen auf einen Zaun und wird dabei aus dem Fahrzeug geschleudert. Musikalisch macht er vor allem durch Gastauftritte von sich reden, unter anderem auf Alben von J Dilla oder Common. An einem Nachfolgealbum von "Voodoo" soll aber bereits gearbeitet werden

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D'Angelo - Voodoo: Album-Cover
  • Leserwertung: 5 Punkt
  • Redaktionswertung: 5 Punkte

2000 Voodoo

Kritik von Dani Fromm

Der Jesus des R'n'B auf dem Kreuzweg. (0 Kommentare)

Surftipps

  • D'Angelo

    Offizielle Seite: Infos und Soundclips.

    http://www.okayplayer.com/dangelo/interface.htm
  • D'Angelo's World

    Beste Fanseite im Netz mit massig Infos und Zeugs, lange nicht mehr aktualisiert.

    http://www.geocities.com/dangelosworld/

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