Porträt

laut.de-Biographie

Sofa Surfers

Eigentlich hatten die vier Wiener Wolfgang Frisch, Markus Kienzl, Michael Holzgruber und Wolfgang Schloegl gar keine Lust, eine Popband zu werden. Jeder von ihnen hatte genug mit eigenen Projekten zu tun. Kruder & Dorfmeister vom ebenfalls aus Wien stammenden Remix-Duo mussten die vier der Legende nach erst mühselig überreden. Fest steht, dass Richard Dorfmeister den Sofa Surfers mit einem Remix von "Sofa Rockers" erste Starthilfe bei den Medien gab.

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Später machen die vier Soundtüftler sich einen Namen und gelten mit K&D als Hauptprotagonisten eines sogenannten "Vienna Sounds". Das 1997er Album "Transit" mit den beiden Singleauskopplungen "The Plan" und "Sofa Rockers" erregte bereits Aufsehen in der europäischen Dub- und Techno-Szene, die anschließende Tour erntete Begeisterungsstürme.

"Icy Techno, so cool wie deine Mom, wenn sie dich schnappt, um dir Schulkleidung zu kaufen" schwärmte der NME schon Anfang '98 von einem Auftritt des Quartetts, das sich live meist von mehreren Gastmusikern sowie der Monoscope Licht- und Videocrew begleiten lässt. Auch viele Musikerkollegen waren angetan, Cornershop und Skunk Anansie gaben umgehend Remixe in Auftrag.

Cool sind die Sofa Surfers in der Tat. Die zweite CD "Cargo" besticht mit ausufernden Breakbeats bei rigidem melodischen Minimalismus. Und dass sie sich immer noch nicht als Band im klassischen Sinn verstehen, demonstrieren sie auf der Promotour fürs Album: Zwischen Drum, Mikro und Synthie wird munter die Reise nach Jerusalem gespielt und außer dem Scratcher darf jeder lustigen Dilettantismus zeigen. Ob die Sofa Surfers auch weiterhin vor allem versuchen, den Spaß und den Dub auf die Spitze zu treiben? "Wir wollen uns nicht auf reinrassige Stile festlegen. Unsere Musik hat zwei Eckpfeiler: das Programmieren und das Spielen."

Zumindest das Programmieren scheint aber kein unersetzlicher Bestandteil der Musik der Sofa Surfers zu sein. Ab 2003 veröffentlich Wolfgang Schlögl zwei Soloalben unter dem Pseudonym I-Wolf und setzt dabei schon verstärkt auf natürliche Klänge; auf "Soul Strata" ist beispielsweise ein Saxophon zu hören.

Mit dem selbstbetiteltem 'roten Album' (2005) mutieren die Sofa Surfers gar zur richtigen Band mit Gitarrist und Schlagzeuger. Gemeinsam mit Gastsänger Mani Obeya präsentieren sie Minimal Rock mit Leidenschaft, der mit dem Kaffeehaus-Downbeat der Anfangstage kaum noch etwas gemein hat. Danach braucht es wohl eine kleine Besinnungspause, denn bis zum nächsten Longplayer ("Blindside") dauert es geschlagene fünf Jahre.

Zurückgemeldet hatten sich die Wiener allerdings bereits Anfang 2009 mit einem Soundtrack für die Kino-Verfilmung des neuen Wolf Haas-Krimis "Der Knochenmann". Mit dem preisgekrönten Krimi-Autor hat man bereits mehrfach zusammengearbeitet: Die Soundtüftler vertonten auch die beiden ersten Film-Abenteuer von Hauptfigur Simon Brenner ("Komm, süßer Tod", 2000), ("Silentium" 2004), und sie passen auch gut zu dem gemütlichen Privatdetektiv, der wie sie jedes Detail ernst nimmt.

Dass es vor allem auf die kleinen Dinge ankommt, beweisen sie 2012 erneut mit ihrem sechsten Studioalbum. Auf "Superluminal" versammeln Frisch, Kienzl, Schloegl und Holzgruber nicht nur gezielt arrangierte musikalische Feinheiten, sondern auch einen zweiten Gastsänger. Der junge Mann namens Jonny Sass steuert mit seinem erfrischenden Gesang den passenden Kontrast zur souligen Stimme Obeyas bei und sorgt so für neue Akzente. Es scheint, als ginge den vier Österreichern selbst nach über 20 Jahren noch nicht die Puste, geschweige denn die Ideen aus.

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