laut.de-Kritik

Zwischen Ballsaal, Straße und Schlafzimmer.

Review von

Unlösbare Aufgabe des Tages: Über NxWorries schreiben, ohne die ausgefranste Floskel vom "Gesucht und gefunden" zu verwenden. Es geht einfach nicht. Anderson .Paak und Knxledge harmonieren wie ... ach, sucht euch doch einfach selbst ein abgegriffenes Faust-auf-Auge-Bildchen aus. Ich hör' so lange das Kollabo-Werk des Sängers mit den zahlreichen Begabungen und einem Produzenten, der diesen vielen Facetten denn angemessenen Rahmen zimmert.

"Yes Lawd!" entpuppt sich nämlich vom groovy-staubigen "Intro" bis zu "Fkku" (das deutlichere Worte findet als sein Titel) als ein einziger Herzöffner. Das Ding wirkt wie ein Mixtape im besten aller Sinne: Wie eine dieser Kassetten, die man in grauer Vorzeit so liebevoll wie aufwändig für den Lieblingsmenschen zusammengefrickelt hat.

Die 19 Tracks, teils auch nur grob angerissene Skizzen, gleiten fast naht- und übergangslos ineinander und verwachsen zu einer betörenden Einheit. Allein dieser Umstand tröstet darüber hinweg, dass ein Stück wie "Wngs" schon nach lächerlichen eineinhalb Minuten zuende sein soll (Warum??!), und die Tracks, die überhaupt an der Drei-Minuten-Grenze kratzen, auch sonst in der Unterzahl bleiben.

Ihre Qualität mag Bedauern darüber wecken, dass sich manche der Songs ihrer Kürze wegen wie Schnipsel ihrer selbst anfühlen. Auf diese Tour umschiffen .Paak und Knxledge allerdings auch souverän jede Gefahr, sich zu verzetteln oder totzunudeln. Idee haben, Idee benutzen, fertig, nächste Idee: So lange die Einfälle nicht ausgehen, ein überaus reizvolles Prozedere.

Dass die Quelle versiegt, steht in naher Zukunft offenbar nicht zu befürchten. Knxwledge zieht üppige Bläser und Streicher und funky Basslinien dutzendweise aus dem Hut. Drums hier, selbstvergessenes Pianogeklimper da, ein tickender Rhythmus, ein langsamer Walzertakt: Langeweile kommt keine auf.

In Anderson .Paak, das sollte inzwischen eigentlich wirklich jeder mitbekommen haben, steckt nicht nur ein begeisterter Schlagzeuger, sondern in allererster Linie ein Sänger, der zwischen R'n'B und Rap alle Felder bestellt. Als habe sich D'Angelo mit dem Wissen um die Soundästhetik von heute per Rolle rückwärts in die 70er katapultiert, steppt er trittsicher auf dem Drahtseil zwischen sexy Schlafzimmergesäusel und Kitsch.

Der Background-Gesang weckt zuweilen, zum Beispiel in "Livvin", fast sakrales Gospel-Gottesdienst-Gefühl. Mal überwiegt der Soul ("Suede", "Another Time"), an anderer Stelle dosieren .Paak und Knxwledge den Funk hoch ("Link Up"). Durch den Kopf geistern abwechselnd Bill Withers und Barry White, Roy Ayers und die Protagonisten aus "The Get Down", in dessen Soundtrack sich "Yes Lawd!" mit seinem Spät-70er-Vibe auch bestens eingefügt hätte.

Wie diese Platte überhaupt überall bestens passt: "Can't Stop" mit Talkbox-verzerrten Vocals tönt nach Westcoast, "Another Time" schwoft durch den Muppet-Ballroom, "Khadija" atmet Rap, "H.A.N." fühlt sich wie eine Predigt an, "Scared Money" hätte auch in den schrillen 80ern eine Hit-Single abgegeben, und das Wunderlichste: All diese Flicken fügen sich scheinbar mühelos zu einem opulenten Teppich.

Darauf tragen Anderson .Paak und Knxwledge eine Coolness zur Schau, wie sie nur diejenigen erreichen, die einen Scheiß drauf geben, cool zu sein: "I keep tryna tell ya, you can't keep me on a leash / No matter how hard you train me / I'll do what I want in the end, and you can't disagree." Warum sollte ich auch?

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Livvin
  3. 3. Wngs
  4. 4. Best One
  5. 5. What More Can I Say
  6. 6. Kutless
  7. 7. Lys Dis
  8. 8. Can't Stop
  9. 9. Get Bigger (Do U Love)
  10. 10. Khadija
  11. 11. H.A.N.
  12. 12. Scared Money
  13. 13. Suede
  14. 14. Starlite
  15. 15. Sidepiece
  16. 16. Jodi
  17. 17. Link Up
  18. 18. Another Time
  19. 19. Fkku

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