laut.de-Kritik

Ein Gerontokrat mit Bammel vor Pronomen.

Review von

Die Grundidee wirkt erstmal sympathisch: King Orgasmus One bedient sich am Plakat zu Stanley Kubricks Vietnamkriegsfilm "Full Metal Jacket", der eine Gruppe Soldaten von der Ausbildung bis zum Verheizen im Dschungel begleitet. Private Joker nimmt die vorgesehen Rolle an, indem er seinen Helm mit 'Born to Kill' beschriftet. Orgi ersetzt diese Bereitschaft zur Aufopferung mit dem Lustprinzip. Gerade in diesen zugespitzten Zeiten birgt der visuelle Einfall viel Potenzial, das der Rapper fast vollständig unangetastet lässt. Mehr noch wähnt er sich in seiner unversöhnlichen Art eher selbst an der Front.

Der Einstieg fällt mit "80 Zu Teuer 50 OK (RMX)" noch passabel aus. "Mein Leben besteht aus Geld, Nutten und Spaß", rammt er in der Neuauflage eines Songs seines holprigen Debüts "Sexkönig" die Eckpunkte seines Schaffens in den musikalischen Boden. Selbiger kann sich sehen lassen. Atzenbeatz, der seine Produktionen selbst für "harte Drums", "düstere Strings" und "eklige Synthies" lobt, entführt King Orgasmus One in die Laufhaus-Romantik des dreckigen Südens. Mit schmieriger Pornografen-Lyrik streift dieser auch in "Pop The Asshole" durch das rohe Memphis-Gerüst. Das gefiele auch Skinny Finsta.

Ganze Arbeit leistet auch Herr Kuchen mit seinen Gaming-Sounds. Das kauzige "Defekt" klingt nach stetem Punkte sammeln, das sich nur mit dem schiefen Gesang beißt, "Amok 2" glitcht wunderbar unmelodisch durch den Takt. Dazu überzeugt Jindo109, die zuletzt bereits auf "I Luv Money" mit "House Of Pain" einen der brauchbarsten Songs verantwortete. So grenzwertig viele ihrer Verse sein mögen, versprüht sie echte Initiative und großen Spaß. Der wachsende Widerwille von Liz oder Badmómzjay dürfte von ihr vorerst nicht zu erwarten sein. Ohne Orgi wäre der Beitrag wohl besser geraten.

Das Gegenteil gilt für den zungenverkrampften Mehmet Meth, den King Orgasmus One in "Alla Hand" alleine auf das arglose Publikum loslässt. Verzichtbar fällt ebenso der gespielt emotionale "Akustik Skit" aus. "Wir Sind Wieder Da" hätte ruhig auf irgendeiner eingestaubten Festplatte liegenbleiben dürfen. Gemeinsam mit Atze Bierbong steigert sich der zum Imbiss Bronko zurückmutierte Rapper in einen Fleischrausch hinein: "Hier gibt es nur Schweinefleisch!" Eine Schande, dass der bayerische Wahlkampf bereits vorüber ist. Markus Söder hätte den Song als Einlaufmusik gut nutzen können.

So nimmt nach dem annehmbaren Einstieg von "Born To Fuck" die Aura eines alternden Mannes leider immer weiter zu. "Wer Macht Ein Kotten (RMX)" führt ein weiteres Mal durch die Anfänge von BC und TMR. Es sind Geschichten aus der guten alten Zeit, als die Puffpreise - das betont er wirklich - noch überschaubar ausfielen. Heute geht bekanntlich alles vor die Hunde: "Rapper sind wie Nutten: Sing doch bei TikTok!" Mit jedem weiteren dieser Nostalgie-Songs dürften sich die Symbas dieser Welt zu Recht fragen, welches Altersheim sich bitte ein Studio im Keller eingerichtet hat.

In der kleinen Hill-Hommage "Insane In The Brain" bricht es dann vollends aus ihm heraus. "Deutschland im Genderwahn, alles nur noch Mitläufer. Jeder macht auf Promi, doch ich ficke diese Klickkäufer!", schnaubt er zu DEXTAHs ernstem Instrumental, "CSD - ich werfe Steine auf die Straße!" Da hilft es wenig, wenn er seinen Bammel vor Pronomen mit der eigenen Geisteskrankheit begründet. King Orgasmus One ist besessen davon, sich als männliche Autoritätsfigur zu gerieren ("Deutschrap sein Vater"). Ein Gerontokrat, der sich in den meisten Belangen längst mit Alice Schwarzer einig sein dürfte.

Trackliste

  1. 1. 80 Zu Teuer 50 OK (RMX)
  2. 2. Pop The Asshole (mit JamanOh)
  3. 3. Insane In The Brain (mit High 5 Hood)
  4. 4. Cash (mit Papke und Kulturerbe Achim)
  5. 5. Sound Für Die Hood (RMX) (mit Avaz und Dadash069)
  6. 6. Alla Hand (mit Mehmet Meth)
  7. 7. Wir Sind Die Street (mit Serok)
  8. 8. Wer Macht Ein Kotten (RMX) (mit Papke)
  9. 9. Farbenblind (mit Fäbson)
  10. 10. Amok 2 (mit Jindo109)
  11. 11. Defekt (mit Herr Kuchen)
  12. 12. Akustik Skit (mit BenGahLow)
  13. 13. Wir Sind Wieder Da (mit Atze Bierbong)
  14. 14. Atze Claus (Der Weihnachtssong)

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9 Kommentare mit 17 Antworten

  • Vor 2 Monaten

    king orgi real...
    der rest: grenzdebil.
    chaotische zeiten,
    keine ernstgemeinte werte
    nur pseudowoke scheiße
    schizos schieben para,
    wissen mit sich nicht wohin
    wissen nicht mal wer sie sind
    kein interesse an der wahrheit
    denn das fazit wär zu hart
    und ließe ihre bubble platzen
    deshalb schließen sie die augen
    zensur und verbote
    für kunst, meinung und kultur
    das alte neu in mode
    ihr seid ausnahmslos idioten,
    die für kuschelmucke voten
    seichte melodien, sanfte bässe, kindertexte.
    ja, all der wacke scheiß,
    für den orgi euch den arsch aufreißt!
    überall biter mit ihren ghostwritern
    rap in frauenkleidern?
    nicht mit dem könig!
    kannste direkt knicken
    ich reiß sie ihm vom leib!
    es gibt long tees und baggys
    widerstand wird zerstört
    wag es ja nicht mit dem king zu ficken
    kritiker riskiern dicke Lippe
    und ich schlitze ihnen die kehle auf!

    wenn man mal die kommentare vergleicht von welcome to the hood zu denen hier, sieht man mal, wer sich true geblieben ist (orgi) und wer innerhalb der letzten 6 jahre zur pussy runtergekocht wurde. 2018 und davor hätte man diese hysterisch übertriebene pc woke lbgqt scheiße noch für satire gehalten. ihr seid die beste motivation, rap wieder hart zu machen XD

    • Vor 2 Monaten

      Er hat 'n Puff und sein Puffpapa heißt Nayla
      Er ist schöner, jünger, geiler
      La-La-La-La-La-La-La-Nayla
      La-la-la-la

      Der wunderschöne Nayla
      Er ist schöner, jünger, geiler
      La-la-la-la, der wunderschöne Nayla
      La-La-La-La-La-La-La-Nayla
      La-la-la-la, la-la-la-la-la-la

      Der schöne Nayla, der geile Nayla
      Das Luder Nayla, unser Nayla
      Der schöne Nayla, der geile Nayla
      Das Luder Nayla, unser Nayla

  • Vor 2 Monaten

    Dieser Kommentar wurde wegen eines Verstoßes gegen die Hausordnung durch einen laut.de-Moderator entfernt.

  • Vor einem Monat

    Im Prinzip erzieht er die Jungs nur ehrlicher zu Nutten als Dieter Bohlen und stülpt keinen pseudokünstlerischen Deckmantel drüber wie mancher "Rapper". Aber ja, ist schon ekelhaft.