ILLIT

Man könnte davon sprechen, dass K-Pop nach der BTS-Ära eine grundlegende Transformation bevorsteht: War vor 2019 noch stets die Rede von drei großen Labels (YG, SM & JYP), prügelte sich dank des universellen Megahypes um BTS eine vierte Gruppe in dieses illustre Line-Up: BigHit, dann umbenannt zu HYBE. Die hat dann auch prompt weitergeschossen und neue Gruppen nachgelegt. Und was erst als eine Stabilisierung ihres neuen Platzes mit Gruppen wie TXT und Enhypen aussah, stellt sich nun langsam als ein waschechtes Takeover heraus. HYPE könnte bald den Kendrick bringen und sagen: "Big three? There is only big me".

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K-Pop Comedown NewJeans steht in Flammen

Während ILLIT auf dem Weg nach oben ist, sieht man NewJeans das erste Mal stolpern. Der Struggle mit den Post-LOONA-Gruppen. RM kehrt zurück.

Dieser Takeover zeichnet sich in den 2020ern an der Girlgroup-Front ab: NewJeans legte zwischen 2022 und 2023 das wohl größte Girlgroup-Debüt seit Blackpink hin. Und genau, wie HYBE nach dem TXT-Debüt nur ein Jahr später bereits eine weitere Boygroup mit Enhypen etablierte, legen sie diesen gefährlichen Kunstgriff nun ein zweites Mal nach: Nur eineinhalb Jahre nach "NWJNS" geht mit "Super Real Me" eine neue Girlgroup an den Start: ILLIT.

Gefährlich ist der Move, weil jeder Artist und ergo jedes Label immer ein gewisses Risiko zur Over-Exposure laufen. Wenn man den Fans einmal zu viel geworden ist, dann ist diese Gunst schwer wiederzuerlangen. Und das Debüt von ILLIT zeigt: Im Moment kann HYBE wirklich nichts falsch machen.

Genau wie Enhypen wurden auch ILLIT bei einer Casting-Show der Welt präsentiert und durfte da direkt mit gewissen Vorschusslorbeeren ins Rennen gehen. Denn die Auswahl-Sektion der Gruppe sah überhaupt nicht mies aus. Die Idols zur Wahl hatten Hintergründe bei anderen großen Labels, zum Beispiel bei YG oder bei Source Music, waren schon anderswo im Fernsehen oder auf YouTube zu sehen, und dank prominenter Judges und Gäste generierte die Show schnell viel Vertrauen in das Können der Teilnehmerinnen.

Selbstverständlich war auch Kontroverse nicht fern, wie es eben so ist; Castingshows haben eben das zweischneidige Schwert, dass die Gruppe mit dramatischen Stakes das Licht der Welt erblickt, aber dafür eventuell auch schon mit zerstrittenen Fans. Ein bisschen ist das so, aber gleichzeitig auch nicht so schlimm wie in anderen Fällen, als das finale Line-Up beschlossen wird: Yunah, Minju, Moka, Wonhee und Iroha. Eigentlich wäre noch das Idol Youngseo dabei gewesen, aber kurz vor dem Debüt wurde angekündigt, dass ihr Vertrag beidseitig beendet worden sei.

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ILLIT Super Real Me

Teenagerinnen-Musik, niedlich und schwerelos.

So gibt es also durchaus Aufmerksamkeit, aber auch eine gewisse Skepsis ob des Debüts der Gruppe. Die größte Sorge: Sind die NewJeans nicht zu nah und zu ähnlich? Das liegt vielleicht auch ein wenig im Styling der Teaser, denn da auch ILLIT als Quintett mit natürlichem Make-Up und langen schwarzen Haaren unter dem selben Dach präsentiert werden, ernten sie ein wenig Argwohn.

Aber der wird spätestens dann wieder beiseite gefegt, wenn die Gruppe mit ihrem Debütsong "Magnetic" einen über die Bubble hinaus spürbaren viralen Erfolg finden. Die Single findet trotz Marketing, das sich auf den asiatischen Markt konzentriert, ihren Weg bis in die amerikanischen und europäischen Spotify-Charts und debütiert schließlich auch in den Billboard-Charts. Das dazugehörige Album "Super Real Me" kommt ebenfalls kritisch wie kommerziell gut an. Da war die Angst vor der NewJeans-Kopie oder der Übersättigung doch eher ungerechtfertigt. Und das, was HYBE da langsam auf ihrem Label versammelt, grenzt mitunter schon an die Übermacht.