laut.de-Kritik

Zwischen Glaubwürdigkeit und Gefühlskitsch.

Review von

Für den Albumtitel griff Newcomerin Debbie Clarke auf eine Wortspielerei zurück, zusammengesetzt aus den Namen des New Yorker Stadtteils Manhattan und des prähistorischen englischen Kultplatzes Stonehenge. Nicht ohne Grund, denn ihre Songs basieren auf klassischem britischen Folk, der von Tony Visconti (David Bowie, U2) in den USA produziert wurde. "Manhattanhenge" geht gut ins Ohr, keine Frage. Doch mitunter auch zu gut.

Für den Opener wagt sich die gebürtige Waliserin an einen der klassischen Tracks des großen Altmeisters Leonard Cohen. Auf Anhieb sticht bei "Bird On The Wire" Debbies klassisch geschulte Stimme heraus, die das charismatische Nöhlen Cohens durch glasklaren Engelsgesang ersetzt. Die Transformation des Songs in lupenreinen Wohlfühlpop gelingt in Sachen Sound gekonnt und handwerklich untadelig. Nach Experimentierfreude klingt das Ganze aber nicht.

"Lay Down" klingt nett, doch diese Beurteilung stellt nur selten ein Kompliment dar. Für "Love Me Somebody" greift Debbie in die Gospelkiste, und lässt statt echter Inbrunst lieber gepflegter Gefälligkeit den Vortritt. Dass sie es viel besser kann, beweist später "Saint Of Me" mit kraftvollen, intensiven Gesangsparts und straffer, eindringlicher Dramaturgie im Arrangement. Leider lässt Viscontis Produktion manchen Song in allzu viel Opulenz schwelgen. Derart zugebuttert, erhalten wünschenswerte Ecken und Kanten keinerlei Chance.

Der "Brave Little Bird" verführt dank schlank gehaltener Instrumentierung und sauberem Songwriting zum fröhlichen Mitträllern. Neben dieser Eigenkomposition verlassen sich Clarke/Visconti ist erster Linie allerdings auf Coversongs. Eine dichte Atmosphäre glückt Debbie mit ihrer Interpretation von Dylans "I Pity The Poor Immigrant". Del Amitris "Nothing Ever Happens" gerät eine Spur zu betulich. Dank vergnügt und beschwingt herumsausender Fiedel hebt "Let The Bells Ring Out" die Hörlaune wieder an.

"Manhattanhenge" wandelt auf dem gefährlichen Grat zwischen glaubwürdiger Gefühlsseligkeit und überstrapaziertem Edelkitsch. Die zu sehr in den Vordergrund gestellte Eingängigkeit hinterlässt - trotz Viscontis Künsten - einen zwiespältigen Eindruck. Freunde folkpoppig verbrämter Versatzstücke entdecken fraglos allerlei Herzwärmendes, sofern Acts wie z. B. Celtic Woman auf der persönlichen Lieblingsliste stehen.

Von einer in den Label-Vorabinfos gepriesenen, neuen und frischen Vision des Folkpop finden sich bestenfalls Ansätze. Als Sängerin überzeugt Debbie am stärksten, wenn sie ihre ganz hohen Gesangssphären verlässt. Und, statt in Kitschgefahr zu baden, eine geerdete Umsetzung ihrer Songs angeht. Eine stärkere Roots-Betonung, anstelle der zu stark Mainstream-kompatibel gehaltenen Arrangements, kämen den stimmlichen Vorzügen der Waliserin fraglos eher entgegen.

Trackliste

  1. 1. Bird On The Wire
  2. 2. Lay Down
  3. 3. Love Me Somebody
  4. 4. Brave Little Bird
  5. 5. I Believe In Love
  6. 6. I Pity The Poor Immigrant
  7. 7. Let The Bells Ring Out
  8. 8. Dear Landlord
  9. 9. Saint Of Me
  10. 10. Society's Child
  11. 11. Nothing Ever Happens
  12. 12. Work At Art
  13. 13. The Music Boat
  14. 14. Love Keeps Growing

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