laut.de-Kritik

Musikalisches American Pie-Zeltlager auf den Hügeln der blutigen Augen.

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Die Verbindung unterschiedlichster Stile ist oftmals ein Garant für innovativen Klanggenuss. Ob jazziger Hardcore (The Dillinger Escape Plan, The Hirsch Effekt), avantgardistische Rock-Klänge (Mr. Bungle) oder frickeliger Psychedelic-Polka (Primus): in den vergangenen Jahrzehnten kam es immer wieder zu bahnbrechenden Experimenten, die den Beweis erbrachten, dass kein Genre dieser Welt über unüberwindbare Mauern verfügt.

Doch wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten, und nicht jede Klanggemeinschaft führt automatisch zum ultimativen Sound-Orgasmus. Mitunter zwickt und zwackt die Vereinigung ungleicher Branchen gar dermaßen, dass der Hörer bereits mit den Scheidungspapieren wedelt, noch ehe die Beteiligten alle Stellungen ausprobiert haben. So auch im Fall von Chunk! No, Captain Chunk!, einem fünfköpfigen Pop-Core Ensemble aus Frankreich, das vor technischem Know How zwar nur so strotzt, aber beim Versuch, poppige Boyband-Melodien in ein metallisch Hardcore-lastiges Gewand zu stecken in einem Sumpf aus kindlich wirkendem Krach versinkt.

Ganze sechseinhalb Minuten("Restart", "Taking Chances") braucht es, um das "Pardon My French"-Gesamtpaket der Analyse-Abteilung übergeben zu können. Diese zuckt fragend mit den Achseln, denn das präsentierte Ringelpietz mit Anfassen zwischen Fear Factory und Blink 182 klingt wie ein musikalisches American Pie-Zeltlager auf den Hügeln der blutigen Augen.

Leblos und kalkuliert schachtelt die Band Gegensätzliches aneinander, ohne dabei eine echte Symbiose entstehen zu lassen. Nur selten ("The Progression Of Regression", "Reasons To Turn Back") schafft es das Quintett eine in sich stimmige Struktur zu schaffen, die den Hörer aufmerksam aufhorchen lässt. Doch das kurzweilige Finalisieren von Grundsätzlichem wird direkt im Anschluss wieder von tosenden Klangwellen auf Nimmerwiedersehen in die Tiefe gezogen.

Vielleicht sollten sich die Franzosen in Zukunft überlegen, ob sie sich nicht für einen Weg entscheiden wollen. Denn nicht jedes Open-Minded-Kollektiv bleibt fest im Sattel sitzen, während im Reisegepäck Godzilla und Tabaluga auf Tuchfühlung gehen.

Trackliste

  1. 1. Restart
  2. 2. Taking Chances
  3. 3. Bipolar Mind
  4. 4. Haters Gonna Hate
  5. 5. The Progression Of Regresson
  6. 6. Pardon My French
  7. 7. Between Your Lines
  8. 8. I Am Nothing Like You
  9. 9. Reasons To Turn Back
  10. 10. So Close And Yet So Far
  11. 11. Miles And Decibles
  12. 12. The Best Is Yet To Come

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