Porträt

laut.de-Biographie

Bonnie Tyler

Als die Bürger der Vereinigten Staaten von Amerika am 21. August 2017 Zeuge einer totalen Finsternis werden, prägen zwei Songperformances das Ereignis entscheidend mit: Zum einen heult Ozzy Osbourne in Illinois beim eigens einberufenen Moonstock-Festival sein "Bark At The Moon" in den Himmel, als der Mond sich vor die Sonne schiebt – zum anderen stimmt auf einem Kreuzfahrtdampfer auf dem Weg in die Bahamas Bonnie Tyler einen ihrer größten Hits an: "Total Eclipse Of The Heart".

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Film + Musik Magic Moments für die Ewigkeit
Exorzismus mit Oldfield. House-Party mit Cudi. Träumen mit Roy. Morden mit Bonny. Noch mehr einzigartige Filmmusik-Momente.

Aufgewachsen im walisischen Kohledorf Skewen, nahe Swansea, kommt die 1951 unter dem Namen Gaynor Hopkins geborene Tyler durch ihre fünf Geschwister früh in Kontakt mit der Musik Elvis Presleys, der Beatles und Frank Sinatras. Ihren ersten öffentlichen Auftritt absolviert sie allerdings – dem religiösen Elternhaus geschuldet – in einer Kapelle. Der Wunsch, mit Gesang ihren Lebensunterhalt zu verdienen, entwickelt sich erst Jahre später: 1969 wird sie Zweite bei einem lokalen Talentwettbewerb und kümmert sich daraufhin um einen Job als Sängerin. So trällert sie zunächst im Background bei Bobby Wayne & The Dixies, gründet aber bald ihre eigene Band Imagination.

Einige Jahre vergehen, während der Tyler durch Bars und kleinere Clubs in Wales tingelt. Schließlich wird 1975 der Talenscout Roger Bell auf sie aufmerksam und nimmt mit ihr in London ein Demoband auf. Ein Jahr später bieten RCA Records ihr den ersten Plattenvertrag an und schlagen vor, sie solle ihren Namen ändern. Die erste Single "My! My! Honeycomb" flopt, dafür ist der zweiten sowohl in Großbritannien (Top 10) als auch dem europäischen Festland Erfolg beschieden. In Deutschland klettert die nun offiziell als Bonnie Tyler geführte Sängerin mit "Lost In France" bis auf Platz 3 der Single-Charts.

Ganz ähnlich läuft es bei den ersten beiden Studioalben: Das Debüt "The World Starts Tonight" generiert eher dürftige Zahlen, dafür funktioniert der Nachfolger "Natural Force". Die Lead-Single "It's A Heartache" schlägt nicht nur in Europa, sondern auch in den USA ein und geht später mit weit über sechs Millionen verkauften Einheiten als eine der erfolgreichsten Singles aller Zeiten in die Geschichte ein. "Drei Mädchen hatten schon vor mir diesen Song aufgenommen – ohne Erfolg in Amerika. Vielleicht war meine heisere Stimme, was sowohl der Song als auch meine Karriere brauchte", meint Tyler. Noch kurz zuvor fürchtete sie wegen verletzter Stimmbänder um ihre Karriere – letztlich war es eben die folgende Operation (und das anfängliche Nichtbefolgen von Ratschlägen der Ärzte, die sie zum Schweigen verdonnerten), die einen wesentlichen Teil zu ihrer charakteristischen Stimme beitrug. "Sie war heiserer als zuvor und kantiger. Es stellte sich heraus, meine Stimme zu verlieren, schadete mir nicht wirklich.

Nach dem Erfolg von "It's A Heartache" drängen ihre Produzenten Tyler mit den kommenden Platten mehr und mehr in die Country-Richtung, was der Sängerin selbst nicht schmeckt. "Goodbye To The Island" wird so auch zu einem "Goodbye RCA", denn 1982 wechselt sie zu CBS Records und sucht sich außerdem einen neuen Manager. Inspiriert von Meat Loaf rekrutiert sie wenig später auch Jim Steinman als Produzent und Songwriter.

Das erweist sich als echter Glückgriff, denn mit "Total Eclipse Of The Heart" vom später Platin-zertifizierten Album "Faster Than The Speed Of Night" liefert er ihr prompt einen Welthit. Ursprünglich hatte Steinman den Song zwar Meat Loaf angeboten, doch weil dessen Plattenfirma die Auslösesumme nicht zahlen wollte, kam Tyler zum Zug. Obwohl Steinman kein Freund des bisherigen Schaffens der Sängerin ist, steht er doch auf ihre Stimme und fördert sie fortan. Nur ein Jahr später folgt mit "Holding Out For A Hero" der nächste Megaerfolg des Duos. Der Song sorgt im Soundtrack von "Footloose" für Aufsehen.

Trotz Kollaborationen mit namhaften Kollegen wie Desmond Child (Bon Jovi, Aerosmith), Todd Rundgren, Mike Oldfield und Kiss knüpft sie in den Folgejahren nicht mehr an diese Erfolge an. Erst nimmt das Interesse in den USA ab, dann sinken auch in Europa die Verkaufszahlen deutlich.

Schließlich ist es Dieter Bohlen, der ihr zu einem Comeback verhilft. Neben ihm als Zampano schreiben außerdem Giorgio Moroder, Albert Hammond und Nik Kershaw einige Songs des 1991 erscheinenden Albums "Bitterblue". Die Zusammenarbeit resultiert in einem etwas Mainstream-orientierteren Sound, Kritiker mokieren, dass Tylers charakteristisch-raue Stimme zu weit in den Hintergrund rutscht.

Nach drei Alben hat Tyler von Bohlen genug, der ihren Abschied eigener Aussage zufolge recht persönlich nimmt und schadenfroh das Folgealbum "Free Spirit" als riesigen Flop bezeichnet. Immerhin bei Kritikern kommt die Platte gut an und zum ersten Mal seit Jahren veröffentlicht Tyler auch wieder in den USA. Erneut arbeitet sie dafür mit Jim Steinman zusammen, auch die Scorpions schreiben an einigen Songs mit.

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Bonnie Tyler The Best Is Yet To Come
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In der Folge häufen sich die Best Of-Releases und Tyler beschäftigt sich mit Gastbeiträgen für Andrew Lloyd Webbers Musical "Whistle Down The Wind" sowie Rick Wakemans (Yes) "Return To The Centre Of The Earth". Mit dem Prager Philharmonie-Orchester nimmt sie 2002 das Coveralbum "Heart Strings" auf, wobei sie Stücke von unter anderem Bruce Springsteen, Bill Withers und Phil Collins neu interpretiert. Wenig später singt sie auch einen ihrer eigenen Songs neu ein: Gemeinsam mit Kareen Antonn performt sie "Total Eclipse Of The Heart" auf Französisch. Das Experiment geht auf, in Frankreich chartet sie prompt auf Platz 1.

Der bis dahin schnelle Folge neuer Albumreleases endet nach der 2005er-Platte "Wings", bei dem sie erstmals selbst aktiv ins Songwriting involviert ist und Credits an nahezu allen Tracks hält. Vielleicht auch wegen der negativen Kritiken und des ausbleibenden Chart-Erfolgs dauert es beinahe acht Jahre bis der Nachfolger "Rocks & Honey" erscheint, der sich ungleich besser schlägt. Zum ersten Mal seit 1988 schafft es Tyler damit nämlich wieder in die britischen Album-Charts. Als Co-Komponistin versucht sie sich nicht mehr.

Auch abseits der Albumveröffentlichung bringt das Jahr 2013 einen Aufschwung für die Karriere. Die BBC schickt Tyler mit dem Song "Believe In Me" als Vertreterin für Großbritannien zum Eurovision Song Contest nach Baku. Zwar sammelt sie nur 23 Punkte und landet auf Platz 19, dennoch beschreibt sie die Teilnahme als Bereicherung: "Ich bin so froh, es gemacht zu haben, denn es war eine unglaubliche Erfahrung – wie bei den Grammys!" Insgesamt dreimal war sie in den 80ern zur Steinman-Hochzeit für die Grammys nominiert worden, jedoch stets leer ausgegangen. Immerhin erhält sie im Anschluss an die ESC-Teilnahme als erste britische Künstlerin überhaupt den Eurovision Song Contest Radio Award in den Kategorien "Bester Song" und "Beste Sängerin".

Tylers Tourkalender füllt sich, 2016 unternimmt sie eine "Greatest Hits"-Tour durch Deutschland. 2018 kehrt sie mit einer Vielzahl Terminen zurück und steht auch in mehreren Festival-Lineups recht weit oben. In der Zwischenzeit arbeitet sie gemeinsam mit Axel Rudi Pell an der Single "Love's Holding On" und startet außerdem mit John Carter Cash, dem Sohn Johnny Cashs, Songwriting-Sessions in Nashville.

Über 40 Jahre nachdem sie ohne nennenswerte Qualifikationen die Schule beendet hat, zunächst einen Job als Verkäuferin in einer Drogerie anfing und schließlich mit der Singerei ihr Glück suchte, verleiht die Swansea University Tyler den Grad einer Ehrenabsolventin und rühmt sie für über 20 Millionen verkaufte Tonträger. Tyler drückt bei der Titelverleihung ihre Heimatverbundenheit aus: "Obwohl ich das Glück hatte, durch meine Musik die ganze Welt bereisen zu können, trage ich Wales und Swansea noch immer in meinem Herzen. Ich werde niemals meine Wurzeln vergessen. Immerhin lebe ich in Mumbles, nur einen Steinwurf von der Universität entfernt!"

"Where have all the good men gone?", fragt Tyler in "Holding Out For A Hero". Swansea hat seinen Helden jedenfalls gefunden. Und es ist kein Mann, sondern eine Frau.

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