Porträt

laut.de-Biographie

Andrew Weatherall

Für den musikalischen Underground in Großbritannien ist Andrew Weatherall eine der wichtigsten Integrationsfiguren. Als wortwitziger Fanzine-Autor, vielseitiger Musiker, geschätzter Produzent, versierter Discjockey, umtriebiger Labelbetreiber und vorausschauender Talentscout ist er integraler Bestandteil der Musikszene auf der Insel, ohne sich dabei je in den Vordergrund zu drängen.

Andrew Weatherall: DJ stirbt mit 56 Jahren Aktuelle News
Andrew Weatherall DJ stirbt mit 56 Jahren
Der britische DJ und Produzent, der u.a. mit New Order und Primal Scream arbeitete, starb heute Morgen in London.

Seine seit Jahrzehnten ungebrochene Leidenschaft für Musik führt Weatherall auf ein Erlebnis im frühen Teenageralter zurück. Mit elf Jahren fährt er mit seinem Vater im Auto und es läuft der Kraftwerk-Song "Autobahn". Von diesem Moment an war für den kleinen Andrew eines zweifelsfrei klar, nämlich dass er sein Leben voll und ganz der Musik verschreiben würde. Dabei bleibt er stets Nonkonformist.

Eine Haltung, die sich schon früh zeigt. Mitte der 70er Jahre geht Weatherall am einen Abend auf ein Punk Konzert, am anderen Abend in die Disco. Das eine oder das andere zu tun, ist nicht sein Logik. Er nimmt alles mit. Und so folgen schon wenig später Industrial-Konzerte mit Throbbing Gristle, New Wave-Abende mit Cabaret Voltaire und Dub-Sessions mit King Tubby und Lee Perry.

Mit der Acid-House-Welle, die Großbritannien Ende 1987 überrollte, nimmt auch Weatheralls Karriere an Fahrt auf. Er gründet das Musik-Fanzine Boys Own, macht sich so einen Namen in der Clubszene und fängt an, aufzulegen. Schon Anfang 1988 kann er sich über eine Residendy im Shoom, einem der wichtigsten Clubs der Acid House-Bewegung, freuen.

Als Acid-House zum Mainstream-Phänomen wird, ist auch Weatherall auf einmal in den Charts. Mit Paul Oakenfold remixt er den Happy Mondays-Hit "Hallelujah" und produziert 1991 das Primal Scream-Album "Screamadelica". Fortan wollen alle etwas haben, vom Weatherall-Touch und so flattern Remixanfragen von Björk, The Orb, den Stereo MC's und New Order herein.

1992 gründet er zusammen mit Gary Burns und Jagz Kooner die Sabres Of Paradise, die bis zu ihrer Auflösung 1995 auf Warp Records releasen. Im Anschluss ruft Weatherall zusammen mit Keith Tenniswood das Projekt Two Lone Swordsmen ins Leben und gründet 1999 schließlich mit Rotters Golf Club sein eigenes Label und veröffentlicht dort genau zehn Jahre später mit "A Pox On The Pioneers" sein erstes Soloalbum.

"Ich bin der Gegenentwurf zur Wegwerf-mp3-Kultur. Ich denke, dass ich deshalb in den vergangenen Jahren eine neue Wertschätzung erfahren habe. Die Leute suchen wieder etwas, das über den Tag hinaus Bestand hat. Vielleicht stehe ich für solche Werte und erfahre die Wertschätzung nicht nur, weil ich alt bin", sagt Weatherall mit knapp 50 und einem Augenzwinkern im Interview.

Im Februar 2020 stirbt Andrew Weatherall in London an den Folgen einer Lungenembolie.

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