laut.de-Kritik
Im Fluss: So schillernd schön klingt Eskapismus selten.
Review von Kerstin KratochwillZwei Jahre nach ihrem Solo-Debüt "The Love Invention" bittet Alison Goldfrapp erneut zum Tanz. "Flux" ist pulsierender Dance-Pop pur, mit musikalischen Flirts in Richtung Kylie Minogue im schummrigen Discokugel-Licht schimmernden Opener "Hey Hi Hello" über den euphorischen Eighties-Pop einer Olivia Newton-John im charmanten "Find Xanadu" bis hin zum kalten Electroclash in "Reverberotic", der an Ladytron erinnert.
Glitzernder Synthpop und glamouröse Housebeats verschmelzen hier zu einem fließenden Soundstrom in einer Art Science-Fiction-Musical, in dem man allzu gerne mitgleitet und mittanzt. Die Songs sind elegant, edel und eingängig konstruiert, von der bekanntermaßen perfektionistischen Britin mit vollständiger künstlerischer Kontrolle produziert, denn "Flux" erscheint auf ihrem neuen eigenen Label A.G. Records.
Für den Feinschliff sorgten die Produzenten Richard X, Pionier der Mashup-Szene und Stefan Storm, schwedischer Hitschmied, die dem Album eine Catchyness und Coolness verpassten, die an Goldfrapps Dance-Meisterwerk "Supernature" erinnert. Voller sprudelnder Energie und schlauer Referenzen – ELO, ABBA oder OMD – ist der polierte Synth-Pop dieses Albums vibrierend und vital.
Ähnlich wie Madonna ist auch Alison Goldfrapp eine Verwandlungskünstlerin, die sich sowohl als Teil des Duos Goldfrapp mit Will Gregory als auch solo immer wieder neu erfindet. Vom mysteriösen Downtempo-, Dream- und Barockpop des gefeierten Debüts "Felt Mountain" zu Experimenten mit Songwriter-Folk hin zu Club-Sounds – die Veränderung wird zu ihrem ständigen Markenzeichen.
Und beim Schlusssong "Magma" fließt alles zusammen: Die himmlischen Vocals, die hymnischen Harmonien und die herrliche Eklektik aus Pomp, Psychedelica und Pop. So schillernd schön klingt Eskapismus selten, wenn Alison schmachtend singt: "Fill me with stars Take me up high / Make them go deep enough / So we can fly."
4 Kommentare
Dieser Kommentar wurde vor 5 Tagen durch den Autor entfernt.
Ganz feine Platte und gute Besprechung dazu.
Wilde Mischung aus Madonna (unüberhörbar der Einfluß von Confessions On A Dance Floor), Pet Shop Boys, Erasure und Giorgio Moroder. Sehr fein. Einziger Kritikpunkt: Die Synths und Beats klingen in jedem Song ähnlich, halt der typische Richard X Signature Sound. Da war Confessions On A Dance Floor von Madonna schon abwechslungsreicher produziert. Trotzdem: Tolle Scheibe. Jedem Electro/Synthpop-Fan sollte das Herz aufgehen.
Gefällt wie erwartet sehr, insgesamt sogar deutlich mehr als der (auch zweifellos schöne) Vorgänger und gerade "Strange Things Happen", das zu Beginn ein bisschen klingt, als hätten Röyksopp einen Björk-Remix produziert, ist ganz wundervoll geraten, noch besser als "Reverberotic", meine liebste Vorabsingle. Wird in meiner persönlichen Jahresliste sehr wahrscheinlich eine ziemlich hohe Platzierung einfahren, das Album. War aber auch abzusehen.