laut.de-Kritik

Ein weiteres, beeindruckendes Kapitel in RZAs Legacy.

Review von

"Saturday Afternoon Kung Fu Theater": alleine der Name klingt schon iconic. Samstagnachmittags sitze ich für gewöhnlich mit Kaffee auf dem Balkon in der Sonne oder schaue die Bundesliga-Konferenz – RZA und DJ Scratch nutzen die Zeit offenbar, um ein Brett nach dem anderen zu schreiben und produzieren. Sieben davon haben es auf das neue Album geschafft, hätten gerne auch noch mehr sein dürfen.

Während andere Rapper sich heutzutage in Kindergarten-Beef gegenseitig dissen, startet RZA im "Intro" direkt mal ein Battle gegen sich selbst: RZA gegen Bobby Digital, ein Alias des Rappers aus Brooklyn. "Both egos went into creative hibernation" rappt RZA, nun sind sie gemeinsam mit DJ Scratch aus ihrem kreativen Winterschlaf zurück, um Hip Hop zu retten. Warum Marvel die drei nicht längst für den nächsten Action-Epos gesignt hat, ist mir ein Rätsel.

Ein solcher Film wäre sicher nicht minder episch als das Intro vom folgenden Titeltrack "Saturday Afternoon Kung Fu Theater". Einen halben Hollywood-Blockbuster liefert RZA mit dem Musikvideo. Darin präsentiert er sich selbst unter anderem in Rüstung und mit schwerem Geschütz sowie als Kung-Fu-Meister. Alles verfolgt von einem kleinen Jungen, der am Ende zusammenfasst: "Wow, mommy that was great. Can we watch another movie next Saturday?" Jap, ich würd' mich anschließen.

Unabhängig von seiner Gabe für Selbstdarstellung kann RZA im ganz eigenen Stil natürlich auch richtig gut rappen, was er unter anderem in "Pugilism" und "Never Love Again" zeigt, nur "Fisherman" fällt hier ein wenig aus dem positiven Muster heraus. Musikalisch ist das Album keine krasse Revolution, die von DJ Scratch produzierten Beats sind meist recht monoton. Klassischer Oldschool-Sound eben, lässig, aber muss man mögen. So genial die Texte lyrisch oft sind, so upgespaced und wirr sind sie manchmal inhaltlich.

Was tatsächlich stört: die vielen Sanmples. Versteht mich nicht falsch, Sampling macht Hip Hop aus. Und teilweise ist es auch auf "Saturday Afternoon Kung Fu Theater" richtig gut eingesetzt. RZA und DJ Scratch haben auf einige richtig verstaubte Schinken aus der Filmkultur zurückgegriffen. "Kaiju" benutzt "Mothra's Song" aus dem Film "Mothra" von 1961 von Komponist Yuji Koseki und "Never Love Again" Henry Mancinis Theme-Song aus "Love Story" von 1970. Positiv fällt auch das "Spread Love"-Sample von Carey Harris und Michael Orr auf "Fate Of The World" auf. Aber wenn auf einem vier Minuten-Song die Hälfte der Zeit kein Rap, sondern irgendwelche Ausschnitte aus 300 Jahre alten Filmen zu hören sind, dann wird es eben nervig. Irgendwann ist auch mal gut.

Wo wir gerade bei "Fate Of The World" sind: auch dazu gibt es ein Musikvideo, das die Story des Jungen aus "Saturday Afternoon Kung Fu Theater" fortsetzt und den Rapper als Shaolin des Hip Hop inszeniert. Ein episches Teil, dass vom Stil an "MOOD 4 EVA" von Beyoncé, Jay-Z, Childish Gambino und Oumou Sangaré erinnert. Super weird, aber irgendwie auch ikonisch. Im Song rappt RZA wiederholt "Left, right, come together. Put your hands up, Wu-Tang is forever." Legendär.

Legendär, dieses Wort kommt mir beim Hören immer wieder in den Sinn. Weil es vermutlich am besten beschreibt, was RZA in seiner langjährigen Karriere schon geleistet hat. Als Mastermind hat er den Wu-Tang Clan zu dem gemacht, als das er heute angesehen werden. Nicht nur als Rapper, sondern auch als Produzent des bekannten Debütalbums "Enter the Wu-Tang: 36 Chambers" und vieler weiterer Hits. In seiner kontrollfreakigen Organisatoren-Rolle verhalf er der Gruppe und fast allen Mitgliedern als Solo-Künstler zum Erfolg.

Sicher ist er keine unumstrittene Persönlichkeit. Zwar war er ein Hauptfaktor für den Aufstieg des Wu-Tang Clan, allerdings auch für Spannungen, die später in der Gruppe auftraten. U-God verließ den Clan beispielsweise hauptsächlich wegen Auseinandersetzungen mit RZA. Trotzdem ist seine "Legacy", wie man im Hip Hop so schön sagt, bis heute unvergleichbar. "Saturday Afternoon Kung Fu Theater" bildet ein weiteres, beeindruckendes Kapitel davon.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Saturday Afternoon Kung Fu Theater
  3. 3. Pugilism
  4. 4. Never Love Again
  5. 5. Fate Of The World
  6. 6. Fisherman
  7. 7. Kaiju

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