laut.de-Kritik

Wilde, unbändige Lust, das richtige Leben zu leben ...

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Die fetten Jahre sind vorbei! Aus, Ende, Schluss. Vorbei = nie wieder? Die "Erziehungsberechtigten" wollen mit ihren Aktionen die Reichen der Stadt verängstigen, langsam, schleichend. Und doch geht alles schief. Müssen sie einsehen, dass auch sie Teil des Systems sind, in dem sie nun mal leben?

Die fetten Jahre sind vorbei. Könnte genau so gut die traurige, jammernde, stets mit gesenktem Kopf wiederholte Floskel der Musikwirtschaft sein. Kein Geld, keine neuen Künstler, keine rosige Zukunft. Braucht es auch hier eine Revolution? Geht auch die dann so schief wie das Internet-Desaster? Ist es zu spät, alles verloren?

Wohl kaum, der Soundtrack zu "Die fetten Jahre sind vorbei" zeigt eindrücklich, dass es gute Musik gab, gibt und geben wird. Obwohl im Film die Musik eine eher hintergründige Rolle spielt (abgesehen vom eindringlich eingesetzten "Gemini" von One Inch Punch und Lucky Jims "Halleluja").

Nun hat man aus den wenigen Stücken im Film gleich einen Soundtrack mit 30 durchgängig grandiosen Indie-Pop-Electro-Rock-Perlen kompiliert. Hier kamen Schauspieler und Regisseur zum Zug. Denn wer kann einschätzen, welche Musik zu Film und Charakteren passt, wenn nicht die Crew? Und die beweist Geschmack und Stilsicherheit.

"The trouble is/that you're in love with someone else" - Interpols "C'mere" lässt Bilder aus dem Film vors Auge purzeln. Eine Frau zwischen zwei Männern: "I have my doubts/little girl". Auch Franz Ferdinands "Darts Of Pleasure" zeichnet Stimmungen nach, wie man sie im Film erkannte: Wilde, unbändige Lust, das richtige Leben zu leben.

Film hin oder her, hier findet man einfach keine Aussetzer. Wer mit "Personal Jesus" einsteigt, kann kaum mehr was falsch machen. Im weiteren Verlauf (vgl. Tracklist) leistet man sich ebenfalls keinen Patzer. Jugendzimmer-Lieblingslieder (Tocotronic) wechseln mit neuen Lieblingsbands (Mediengruppe Telekommander) und werden von altehrwürdigen Meistern (Leonard Cohen) geleitet.

Seit langem mal wieder ein Soundtrack, bei dem keiner erröten muss, wenn er auf einer Studentenparty seinen Weg in den CD-Player schafft.

Trackliste

CD 1

  1. 1. Depeche Mode - Personal Jesus
  2. 2. Mediengruppe Telekommander - Trend
  3. 3. One Inch Punch - Gemini
  4. 4. Looper - Mondo 77
  5. 5. Lucky Jim - Halleluja
  6. 6. Phantom Ghost - To Damascus
  7. 7. The Notwist - Pilot
  8. 8. Turner - After Work
  9. 9. Tocotronic - Ich bin viel zu lange mit euch mitgegangen
  10. 10. Placebo - Bulletproof Cupid
  11. 11. Mark Lanegan - Driving Death Valley Blues
  12. 12. Beige GT - Funghi Pudel
  13. 13. Simian - The Way I Live
  14. 14. Leonard Cohen - Sisters Of Mercy
  15. 15. Element Of Crime - Heimweh

CD 2

  1. 1. Phoenix - If I Ever Feel Better
  2. 2. Barbara Morgenstern - Aus heiterem Himmel (Ellen Alien Remix)
  3. 3. Trashmonkeys - Song No 1
  4. 4. Nada Surf - Hyperspace
  5. 5. Franz Ferdinand - Darts Of Pleasure
  6. 6. Lucky Jim - My Soul Is On Fire
  7. 7. Tom Liwa - Juliane Straat
  8. 8. T.Raumschmiere - Monstertruckdriver (Edit)
  9. 9. Alter Ego - Rocker
  10. 10. Eagles Of Death Metal - I Only Want You
  11. 11. Slut - Easy To Love
  12. 12. Radio 4 - Dance To The Underground
  13. 13. Jeff Cole - The Real Sky
  14. 14. Sophia - Swept Back
  15. 15. Burghart Klaussner - J'ai connu de vous

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