laut.de-Kritik

Peace und Love in der Zeitkapsel.

Review von

Sechs Jahre nach "The Laughing Apple" meldet sich Yusuf, auch bekannt als Cat Stevens, mit "King Of A Land" zurück. Ein Album, das wie ein Appell an Stevens' inneres Kind wirkt: Wage es, von einer besseren Welt zu träumen! Dazu passt das Cover, das einer bekannten Kinderbuchfigur sehr ähnlich sieht: Ist das etwa der Kleine Prinz? Mit einem Umhang und einer Gitarre sitzt er auf der Erdkugel. Seine Krone hat er einer Katze aufgesetzt, die das Geschehen auf der Erde neugierig beobachtet. Niedlich.

Genauso süß sind die vergnügten Melodien der zwölf Songs, die an die Zeit der Blumenkinder erinnern. Das Mixing und Mastering der Aufnahmen entstand in George Harrisons privatem Tonstudio. Der Songwriting-Kollege war in den Sixties und Seventies ähnlich wie Cat Stevens auf einer großen spirituellen Sinnsuche. Während Harrison sich der Hare Krishna-Bewegung anschloss, fand Stevens Zuflucht im Islam.

Wie bei Harrison prägt auch bei Cat Stevens sein tiefer Glaube das Songwriting. Auf "King Of A Land" gibt es kaum einen Song, der nicht irgendwie von Allah, Bekehrung oder dem Koran handelt. Im Stil von Lynyrd Skynyrds "Sweet Home Alabama" rockt Stevens: "I took the wrong road, God showed me where to go." Die Texte wirken zuweilen belehrend. Besonders dann, wenn Stevens von den "Heiden" singt ("Pagan Run"), entsteht der Eindruck eines Fernseh-Predigers, der die Ungläubigen bekehren will.

Im titelgebenden Song des Albums "King Of A Land" stellt er sich vor, was er machen würde, wenn er der König eines Landes wäre. Stevens hegt dabei keine Machtphantasien, stattdessen träumt er davon, dass er seine Untertanen frei lassen würde, jedoch nicht, ohne dabei ein höheres Ziel zu verfolgen: "I'd set them free to serve you." Ein Kinderchor und eine Tuba stimmen im Verlauf mit ein und verleihen dem Lied den Charme einer Rolf Zuckowski-Nummer. In dieselbe Kerbe schlägt das locker-flockige "Take The World Apart", das zum Mitpfeifen anregt.

"Another Night In The Rain" beginnt mit einem modernen Synth-Intro. Die spazierende Melodie und mehrstimmige Harmonien erinnern an den Stil der Beatles. Stevens singt von einem Mann, der alles verloren hat, sich aber keine Sorgen macht: "We're not alone, God is with us."

Das sozialkritische "All Nights, All Days" ähnelt dem Country-Rock-inspirierten "Pagan Run". Für die Probleme in der Gesellschaft macht Stevens vor allem verlogene und geldgierige Politiker verantwortlich. Sein Lösungsvorschlag: "Lock them up in London zoo."

Das eindrucksvolle "Majesty" bedient sich gefühlvoller Gospel-Elemente, ähnlich wie Harrisons "My Sweet Lord". Der Song hat tatsächlich etwas Majestätisches an sich: Ein voluminöses Orchester begleitet den Sänger mit donnernden Pauken und leidenschaftlichen Streichern.

Auch "How Good It Feels" weist eine grandiose Orchesterbegleitung auf, teilweise nimmt der Track so Disney-hafte Züge an und wirkt damit etwas überladen."I know what it's like to be young", singt Stevens. Als junger Mann versetzte er sich mit seinem Hit "Father & Son" in die Perspektive eines alten Mannes. Jetzt wendet er den Blick in die andere Richtung.

Stevens meisterhaftes Gitarrenspiel ist kein bisschen eingerostet. Auch seine Stimme ist in all den Jahren kaum gealtert. Der tiefsinnige Folk-Troubadour hat etwas Zeitloses an sich. So wirkt auch "King Of A Land" wie eine musikalische Zeitkapsel, mit der Stevens den Idealismus seiner Jugend erneut aufleben lässt und seine Fans dazu ermutigt, sich für ein wenig mehr Peace und Love in der Welt einzusetzen.

Trackliste

  1. 1. Train On A Hill
  2. 2. King Of A Land
  3. 3. Pagan Run
  4. 4. He Is True
  5. 5. All Nights, All Days
  6. 6. Another Night In The Rain
  7. 7. Things
  8. 8. Son Of Mary
  9. 9. Highness
  10. 10. The Boy Who Knew How To Climb Walls
  11. 11. How Good It Feels
  12. 12. Take The World Apart

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