laut.de-Kritik

Britpop-Lichter gegen die Vergänglichkeit.

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Für eine Band namens Teenage Fanclub muss das Altern eine ziemliche Horrorvorstellung gewesen zu sein. "I'm sixty years old / With nothing left to say" hieß es 1990 auf dem Debütalbum "A Catholic Education" der schottischen Indie-Pop-Pioniere.

Dreiunddreißig Jahre später sind die Gründungsmitglieder Norman Blake, Raymond McGinley und Francis MacDonald nah an die 60er-Altersmarke herangerückt. Auffällig deutlich prägt die Vergänglichkeit ihr zwölftes Album "Nothing Lasts Forever". Doch anders als damals prognostiziert, begegnen die Berufsjugendlichen dem Alter besonnen und sogar optimistisch.

"Wenn du älter wirst, holst du öfter den schwarzen Anzug aus dem Schrank. Gedanken zur Sterblichkeit müssen uns oft im Kopf herumgegangen sein", erklärt Norman Blake, der auf dem melancholischen Vorgänger "Endless Arcade" das Ende seiner Ehe verarbeitete. "Diese neuen Songs reflektieren, wie ich mich jetzt fühle. Sie sind ziemlich optimistisch. Es gibt eine Akzeptanz der Situation und es gibt all die Erfahrung, die mit dieser Akzeptanz einhergeht".

Entstanden in den legendären Rockfield Studios in Wales, wo schon Queen, Oasis und Coldplay eifrig zu Werke gingen, bewegen sich die zehn neuen Songs ambitioniert zwischen Licht und Dunkel. Passend zur Pop-Rezeptur, nach der fast jeder Song mit Licht im Titel für gute Laune sorgt ("Blinded By The Light", "Ray of Light", "Green Light"), liefern Teenage Fanclub im wahrsten Sinne drei Highlights ab, in denen sie ihr bewährtes Melodien- und Harmonienspektrum feierlich ausleben können.

Federleicht gibt "I Left A Light On" die Richtung vor. Mit pastoralem McCartney-Piano verabschieden die Strophen erlebtes Leid und münden zirkulär in einen Refrain der Hoffnung. "See The Light" dreht Heiterkeit und Tempo weiter auf. Von der ersten Sekunde an schüttelt der Song alle existenziellen Zweifel ab und nähert sich einer hellen, weiten Szenerie mit zirpenden Bläsern, bei der das Quintett fast so verspielt klingt wie die Landsleute von Belle and Sebastian. Als Abschluss der Licht-Trilogie strahlt der Singalong-Hit "Back To The Light" unwiderstehlich in die Swinging Sixties zurück.

Rund um die Liederlichterkette kreist die Musik zwischen Wohlklang und Gleichklang. Verheißungsvoll entwickelt der Opener "Foreign Land" aus einem zehnsekündigen Feedback eine angezerrt melodische Britpop-Klangkulisse, die zum Ende etwas ausleiert. Der Young’sche Folk-Rock-Track "Tired Of Being Alone" bleibt in der ersten Hälfte eher schematisch, bis nach zweieinhalb Minuten ein schwungvoller Rundgang durch die Jahreszeiten gelingt. Schließlich schälen sich aus der Slow-Motion-Ballade "I Will Love You" soulig pointierte Emotionen.

Obwohl ein paar Lieder ins Leere schweben ("Middle Of My Mind", "Falling Into The Sun"), halten Teenage Fanclub an ihrem schwelgenden Klangkonzept fest. Die Band ist so bei sich, dass ein Ende ihrer Diskographie nach dem ersten Dutzend eher fraglich scheint. Nothing Lasts Forever? Vielleicht ja Teenage Fanclub.

Trackliste

  1. 1. Foreign Land
  2. 2. Tired Of Being Alone
  3. 3. I Left A Light On
  4. 4. See The Light
  5. 5. It's Alright
  6. 6. Falling Into The Sun
  7. 7. Self Sedation
  8. 8. Middle Of My Mind
  9. 9. Back To The Light
  10. 10. I Will Love You

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