Porträt

laut.de-Biographie

Queen Ifrica

"Ich sah in ihrem Auftritt dieselben Qualitäten, die ich bei Männern gesehen habe, die große Stars wurden." Er muss es wissen: Tony Rebel nahm zu Beginn von dessen Karriere Garnett Silk unter seine Fittiche. Viele Jahre später entdeckt er auf einer Tribute-Veranstaltung für eben diesen eine junge Sängerin und ist hin und weg: Queen Ifricas Karriere nimmt ihren Anfang.

Queen Ifrica - Montego Bay Aktuelles Album
Queen Ifrica Montego Bay
Ruppigem Toasting stellt sie beseelten Gesang gegenüber.

Lange Zeit ist Ventrice Morgan, geboren am 28. März 1975 in Montego Bay auf Jamaika, ihr großes musikalisches Erbe gar nicht richtig bewusst. Sie wächst bei ihrer Mutter und dem Stiefvater auf. Ihren leiblichen Vater, den Ska- und Rocksteady-Pionier Derrick Morgan, lernt sie erst persönlich kennen, als sie schon jenseits der 20 ist.

"Wir stehen uns inzwischen sehr nahe", erklärt sie gegenüber riddimjamaica.net. "Dass wir uns zunächst gar nicht kannten, macht nichts mehr aus. Manchmal gibt er mir Ratschläge, wie ich meine Melodien eingängiger machen kann, und ich bin dankbar dafür, denn er kommt aus den Anfangstagen dieser Musik."

Zunächst spielt der biologische Vater jedoch keine große Rolle. Ventrice wächst in einem streng gläubigen Haushalt auf. "Der Grund, warum ich angefangen habe zu singen, ist Garnett Silk." Deswegen erscheint es nur logisch, dass sie 1998 ein Konzert zu Ehren des großen Sängers besucht.

Freunde drängen sie, die bereits drei Jahre zuvor einen Talentwettbewerb gewonnen hat, dazu, selbst zum Mikrofon zu greifen. Tony Rebel gefällt, was er hört. Er nimmt die Künstlerin in seine Flames Productions-Familie auf. Wenig später zieht sie nach Kingston.

"Meine Mutter nannte mich Ifrica", erklärt Ventrice die Wahl ihres Künstlernamens. "Sie und mein Stiefvater waren Anhänger des Rastafari-Glaubens. Daher rührt mein kulturelles und spirituelles Bewusstsein."

Queen Ifrica bekommt reichlich Gelegenheit, sich zu einer starken Bühnenpersönlichkeit zu entwickeln. Sie tritt bei lokalen und internationalen Anlässen auf, lässt sich jedoch nicht in Versuchung führen. Ihre persönliche Integrität stellt Queen Ifrica über herrschende Trends:

"Uns ist klar: Sex sells. Wir sehen das jeden Tag, überall und in jeder Form. Und wir sagen: Mit Sex wird verkauft, aber man kann von Sex auch krank werden", resümiert sie gegenüber dem Magazin Riddim. "Also sollten wir besser auch noch Medizin verkaufen, um zu heilen."

Queen Ifricas Texte bleiben strictly conscious. Sie eröffnet dem männlich dominierten Reggae- und Dancehall-Geschäft eine andere, weibliche Sichtweise, singt und toastet und lässt neben Lovers Rock-Tunes aber auch knallharte sozialkritische und politische Statements auf ihr Publikum los.

Ihre Single "Daddy" beispielsweise erregt die Gemüter. Die Unverblümtheit, mit der Queen Ifrica ein unbequeme Themen wie Inzest und Kindesmissbrauch ins Licht der Öffentlichkeit rückt, ruft Protest auf den Plan.

Allen Bestrebungen zum Trotz, die Nummer aus dem Programm öffentlicher Radiostationen zu verbannen, klettert "Daddy" auf Platz 1 der jamaikanischen Charts. "Ich will, dass Jamaika versteht, dass wir, wenn die Gesellschaft von Gewalt überschwemmt wird, auf die Familien blicken müssen, wo diese gewalttätigen Strömungen herkommen."

"Den Problemen mit Lösungen entgegen zu treten, darum geht es in unserer Musik." Statt nur zu reden, wird Queen Ifrica tätig. Sie berät Missbrauchsopfer, hält Vorträge und setzt sich ganz handfest für ein friedlicheres Miteinander in Kingston ein.

Zusammen mit Mentor Tony Rebel, Mutabaruka und Luciano ruft sie ein Programm ins Leben, in dessen Rahmen die Anführer verfeindeter Gangs an einen Tisch gebracht werden sollen: Dialog als Mittel gegen Gewalt bewährt sich.

Ihr Engagement und ihr Gesangstalent tragen Queen Ifrica bei ihren Fans den Beinamen Fyah Muma ein. "Wir wissen, dass die Welt aus positiven und negativen Energien besteht. Wir wissen aber auch, dass das Gute am Ende siegen wird. Also wollen wir doch auf dieser Seite stehen."

Alben

Queen Ifrica - Montego Bay: Album-Cover
  • Leserwertung: 4 Punkt
  • Redaktionswertung: 3 Punkte

2009 Montego Bay

Kritik von Dani Fromm

Ruppigem Toasting stellt sie beseelten Gesang gegenüber. (0 Kommentare)

Surftipps

  • Queen Ifrica bei Spotify

    Engagierte Songs, beliebt auf fast allen Kontinenten.

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  • VP Records

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