laut.de-Kritik

Das Gegengift gegen jegliche Vampirjäger-Ambition.

Review von

So ein Vampirfilm will schaurig untermalt sein. Dafür haben bereits in der Vergangenheit Muse, Thom Yorke und die Editors ihre Seelen an die dunklen Kreaturen verkauft. Klotzen, nicht kleckern ist die Devise im Hause Twilight: Die Lead-Single stammt von Green Day, Ellie Goulding und Passion Pit sind ebenso dabei. Grund genug, sich die Scheibe trotz Vampir-Kristen Stewart auf dem Cover einmal anzuhören.

Zum Ende einer epischen Vampirsaga muss der Soundtrack natürlich eher melancholisch gehalten sein. Folglich gibt's zahlreiche Klavier-Balladen serviert. Doch bekanntlich ist Ballade nicht gleich Ballade. "The Forgotten" von Green Day fällt da eher in die Sparte Piano-Overkill. Die Streicherarrangements und Echo-Vocals untermalen dann nur noch, dass die Kalifornier sich inzwischen für nichts mehr zu schade sind.

Das mystische Gegenstück zur kalifornischen Schleim-Attacke liefert Singer-Songwriterin Feist. "Fire In The Water" ist ein ästhetisches Pop-Stück. Außerdem macht sie vor, wie man Streicher, ach was, die gesamte Instrumentalisierung auch mal dezent und nicht überproduziert halten kann. Den Gegenpol zur Kanadierin haben Passion Pit bereits im Opener gesetzt. Wabernde Tiefen, dazu 80er-Elektro-Gefrickel und die hoch angelegte Stimme schaffen eien Track, der beinahe an ihr sommerliches Prachtstück "Take A Walk" heran reicht.

Den nächsten Klavier-Pop-Beitrag wiederum liefern Iko mit "Heart Of Stone". Mit wenig überraschenden Momenten und alles andere als kurzweilig. In dieses Schema fällt auch das Duett von American Idol-Star Paul McDonald und seiner Frau Nikki Reed (Im Film als Rosalie Hale zu sehen). Ordentlich gesungen ist der Song unterm Strich nicht mehr als Abspannmusik.

Entgegen aller Erwartung, dass POP ETC (Ex-Morning Benders) ihrer Experimentierfreudigkeit mit dem neu erstandenen Microkorg freien Lauf lassen würden, halten sie bei ihrem Auftritt die Finger an den Tasten still. Der kürzlich angeeigneten Synthiepop-Mentalität sei Dank sind hier und da zwar Vocoder-Vocals eingebaut. Doch spätestens im Refrain von "Speak Up" fühlt man sich an die Folk-Zeiten der Band erinnert. 2010 lieferten sie ja mit "Big Echo" eines der Hype-Alben des Jahres ab.

Hörbar mehr frönt da Ellie Goulding in "Bittersweet" den Synthie-Spielereien. Der von Skrillex produzierte Track unterhält mit Rewind-Effekten und Gouldings gewohnt angecrunchtem Gesang. Was auf einem der letzten Soundtracks noch Muse mit "Supermassive Black Hole" waren, das liefert dieses Mal St. Vincent ab. "The Antidote" ist trotzdem typisch für die virtuose Gitarristin. Ein schmutziges Blues-Riff, ihr verbindlicher Gesang und nachdrückliche Drums machen dieses Lied zum Goldstück des Soundtracks.

Mindestens Silber hat sich der Irish-Folker James Vincent McMorrow verdient. Zunächst pickt er seine Klampfe in "Ghosts" sanft, dann trägt er uns sein sphärisches Falsett entgegen. Das ergreift und sticht deshalb hervor. Gerade das Mitnehmende und Gänsehaut verursachende kommt über die Spielzeit von gut 56 Minuten zu kurz . Schade, vielleicht hätte das ja sogar dem Film etwas mehr Qualität beschert.

Trotzdem ist die Compilation der Vampirfilmer stimmig. Das mag daran liegen, dass alle Tracks exklusiv für den Soundtrack geschrieben wurden. Wenigstens bekommt man somit keine Platte mit aufgewärmten Stücken, sondern wirklich frisch Gekochtes aufgetischt. Dennoch: Appetit auf das zum Booklet gefaltete Poster mit Valiumgesicht Kristen Stewart muss man deshalb nicht bekommen.

Trackliste

  1. 1. Where I Come From - Passion Pit
  2. 2. Bittersweet - Ellie Goulding
  3. 3. The Forgotten - Green Day
  4. 4. Fire In The Water - Feist
  5. 5. Everything And Nothing - The Boom Circuits
  6. 6. The Antidote - St. Vincent
  7. 7. Speak Up - POP ETC
  8. 8. Heart Of Stone - Iko
  9. 9. Cover Your Tracks - A Boy And His Kite
  10. 10. Ghosts - James Vincent McMorrow
  11. 11. All I've Ever Needed - Paul McDonald & Nikki Reed
  12. 12. New For You - Reeve Carney
  13. 13. A Thousand Years [Part 2] - Christina Perri feat. Steve Kazee
  14. 14. Plus Que Ma Prope Vie - Carter Burwell

16 Kommentare

  • Vor 11 Jahren

    Feist hat mit Fire in the water eins ihrer besten Songs abgeliefert, eine 2:30 kurze Perle voller Atmosphäre. Die andere Perle ist St. Vincent; mal wieder ganz fetzig. So 2 super Songs die man sich unbedingt dowloaden sollte oder wenigstens hören. So und dann noch 2 ganz nette Songs von Ellie Goulding und Passion Pit, aber eher für ihre Fans. Und alles andere ist höchstens nett (Iko, Pop etc, Reeve Carney) und absolut scheiße. Green Day haben mit The Forgotten den perfekten Song für den Film: grottig, kitschig, ekelerregend! Damit haben sie sich selbst verloren. Nach Muse, Bruno Mars, Christina Perri haben Green Day nun den Wettbewerb für den grottigsten Film Song aller Zeiten gewonnen. Glückwunsch!
    Jetzt mein Resume zu Twilight: Album 1 war nett, 2 und 3 waren ganz gut und Teil 4 und 5 (bis auf 4 Songs) sind übel.
    Aber ich bin ehrlich gesagt froh das dieser scheiß Film wenigstens mit einigen den besten Songs der Karrieren geliefert hat- Editors (No sound but the wind), Death cab for cutie (Meet me...), Florence + the Machine (Heavy in your arms), Beck und Bat for lashes etc.

  • Vor 11 Jahren

    ich persönliche finde ja, dass dier filme nur insgesamt ca 30 sekunden tragendes material haben.
    und diese sekunden sind hier.
    peter murphy als passenderweise erster vampir überhaupt....
    http://www.youtube.com/watch?v=yQvqWEOPZGE

  • Vor 11 Jahren

    @dein_boeser_Anwalt (« ich persönliche finde ja, dass dier filme nur insgesamt ca 30 sekunden tragendes material haben.
    und diese sekunden sind hier.
    peter murphy als passenderweise erster vampir überhaupt....
    http://www.youtube.com/watch?v=yQvqWEOPZGE »):

    Da schaut man sich doch lieber wieder "lost boys" an. :D