laut.de-Kritik

Metal gemischt zum Jubiläum.

Review von

Der Hamburger Heavy Metal-Gitarrist, Sänger, Produzent und Komponist Kai Hansen ist in der deutschen Rockszene eine Größe. Sein mehr oder weniger großer Anteil an Urgesteinen des Teutonen-Metal wie Helloween, Blind Guardian oder Gamma Ray haben ihn bei Fans beliebt gemacht und auch viele Freunde eingebracht. Momentan ist er vor allem bei Unisonic engagiert und plötzlich, so ganz ohne Vorwarnung, feiert er sein dreißigstes Bühnenjubiläum.

Das muss natürlich vernünftig gefeiert werden. Deshalb hat Kai mit Hilfe vieler befreundeter Musiker tatsächlich sein erstes Soloalbum zusammengeschraubt. Der Jubilar hat das Komponieren der hier vertretenen Songs bewusst nicht selbst in die Hand genommen, sondern diesen Job seinen Kumpels überlassen. Dabei ist ein Sammelsurium an Stücken mit recht verschiedenen Einflüssen und Stilarten in den Grenzen des Heavy Metal herausgekommen, das zudem von den unterschiedlichsten Sänger/innen stimmlich veredelt wurden.

Auch die Band, die die Basis der zehn Jubeltracks einspielte, setzt sich recht exotisch zusammen. Alex Dietz, normalerweise Gitarrist bei Heaven Shall Burn, spielt den Bass. Dark Age-Klampfer Eike Freese bedient die zweite Gitarre und mit Drummer Daniel Wilding von den britischen Death Metal-Chirurgen Carcass sitzt ein ganz erlesenes Tier an den Kesseln - die eigentliche Überraschung des Projektes.

Los geht die Party mit "Born Free", einem amtlichen Riff-Rocker samt toller Gitarrenarbeit. Hier singt der Jubilar selbst, leider mit leichten Abzügen in der B-Note. Kai Hansens Stimme war schon immer etwas umstritten: Sie wirkt in den Höhen oft leicht 'gequetscht'.

Der folgende, fast achtminütige Stampfer "Enemies Of Fun" - Muskelpaket Ralf Scheepers von Primal Fear steht am Mikrofon, Gitarrist Piet Sielck von Iron Savior ist ebenfalls Gast - nimmt im Mittelteil ordentlich Fahrt auf, bietet ansonsten aber einfach Partymucke, wie sie der Metaller eben liebt.

"Contract Song" klaut dann vor allem zu Beginn rifftechnisch ziemlich ungeniert bei Judas Priest, "Between The Hammer And The Anvil" ist hier das Stichwort. Im Refrain wiederum werden lustigerweise die Toten Hosen bemüht. Am Mikro gibt sich die Twisted Sister-Skandalnudel Dee Snider die Ehre. Insgesamt ist dieser Track eine wirklich flotte Nummer.

Natürlich fehlt auch der allgegenwärtige Zappelphilipp Tobias Sammet von Edguy und Avantasia bei solch einer Sause nicht. Er bringt sich beim flotten "Making Headlines" und auch "Stranger In Time" ein. Letzterer fällt trotz zusätzlichem Staraufgebot (Michael Kiske, Frank Beck, Roland Grapow) etwas zu beliebig aus.

Die folgenden drei Stücke featuren die fesche Sangesdame Clémentine Delauney von Visions Of Atlantis. Der Sound kommt umgehend gediegener und natürlich dramatischer daher. Das ausladende "Fire And Ice" schwelgt in Melodieseligkeit sowie Rhytmuswechseln und stellt der Elfe als Kontrast zusätzlich den Gesangsteufel Marcus Bischoff von Heaven Shall Burn an die Seite.

"Left Behind" schielt ein wenig in die Indie/Alternative-Ecke und auch das romantisch melancholische "All Or Nothing" hat mit teutonischem Schwermetall wenig zu tun. Bei "Burning Bridges", das Eike Freese mit einem schönen Gitarrensolo verziert, geht es eher in Richtung Breitwand-Kino als in die traditionelle Heavy Metal-Ecke. Erst der Rausschmeißer "Follow The Sun" zieht nochmal richtig vom Leder und lässt Erinnerungen an selige Helloween-Erfolgszeiten wach werden.

Insgesamt ist die Jubiläumsfeier recht gelungen, auch wenn natürlich hier und da das 'Viele Köche'-Syndrom durchkommt. Auf der erweiterten Ausgabe des Albums gibts alle Songs nochmal zu hören, von Kai Hansen allein eingesungen. Denn wie spricht der Schwabe? 'Wenns nix kostet, nehmen wirs auch noch mit.'

Trackliste

  1. 1. Born Free
  2. 2. Enemies Of Fun (feat. Ralf Scheepers & Piet Sielck)
  3. 3. Contract Song (feat. Dee Snider & Steve McT as The Manger)
  4. 4. Making Headlines (feat. Tobias Sammet)
  5. 5. Stranger In Time (feat. Michael Kiske, Frank Beck, Tobias Sammet & Roland Grapow)
  6. 6. Fire and Ice (feat. Clementine Delauney, Marcus Bischoff, Richard Sjunnesson & Michael Weikath)
  7. 7. Left Behind (feat. Alexander Dietz & Clementine Delauney)
  8. 8. All Or Nothing (feat. Clémentine Delauney)
  9. 9. Burning Bridges (feat. Eike Freese)
  10. 10. Follow The Sun (feat. Hansi Kürsch & Tim Hansen)

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