laut.de-Kritik

No Name-MCs auf beeindruckenden Beats.

Review von

Gute Produzenten-Alben sind in Deutschland eher spärlich gesät. Entweder hat man sich seit dem deutschraptechnischen Urknall gute Connections gesichert, wie beispielsweise Ex-Jazzkantine-DJ Plattenpapzt. Alternativ kann man sich auch richtig dicke Fische mit Labelgeld an Land ziehen, wie der most hated DJ Tomekk. Wer weder auf eine kometenhafte Karriere zurückblicken, noch auf traumhafte Finanzmittel zurückgreifen kann, macht es wie H-Peh, und bekennt sich offen zum Underground.

Die MCs, mit denen der Hamburger seine Beats präsentiert, können in puncto Bekanntheitsgrad eigentlich auch nur gewinnen. Neben den Amerikanern Lootchiano, Bukue One & EMC und Cadence sind dies der Franzose Kohndo, der Afrikaner O.U.O. und die Hamburger Flashmaster Ray, Captain Gips und S-Mode.

Letzterer eröffnet das Album auch mit einem sehr gelungenen Intro, schwächelt aber im poppigen Prolog Part 2 doch ziemlich. In der Gesamtheit erinnert das Stück an diverse Unfälle von der Wolf oder Spektacoolär. Weg damit. Positiv weiß allerdings "Snake In The Grass" mit Lootchiano zu überraschen. Der Style des Mannes aus Utah ähnelt ein wenig dem Eminems, dazu wird ein sehr smoother Beat mit Reggaerhythmus serviert.

Beim Titeltrack präsentiert sich H-Peh erstmals in Glanzform. Zu einem bouncenden Beat bringen Captain Gips und Cadence kritische Reime und harmonieren hierbei hervorragend. Während Cadences Style stark an die Gorillaz erinnert, entpuppt sich Captain Gips als die eigentliche Neuentdeckung der Platte, denn auch
"Numero Uno" und "Pscht...!" zählen nicht zuletzt der Reime wegen zu den absoluten Höhepunkten des Albums.

Der Pariser Kohndo rappt zwar hochklassig, hat aber unter dem Akte X-Beat zu leiden, der sich einfach nicht seinem Style fügen mag. Bukue One und EMC machen bei "Authentic" auch keine glänzende Figur, was in diesem Fall allerdings an den Skillz der MCs liegt, und nicht an der G-Funk-orientierten Untermalung. Den besten Beat des Albums bekommt allerdings Lootchiano mit seinem zweiten Track ab. Zwei gegenläufige Melodien zu einem krachenden Bass bilden die Basis zu "One Chance". Das Stück hätte sich in dieser Form auch problemlos in "The World According To RZA" eingereiht. Aber auch "Yesterday" und "Ghetto Rock" können auf ihre Art voll und ganz überzeugen.

"The Dumb Down" verbindet einen jazzigen Basslauf mit einem Rag-Time-Pianosample, was dem gesamten Stück eine sehr interessante, eigenartige Note verleiht. Insgesamt überzeugt "Diplomacy" besonders duch die innovativen Beats des Produzenten H-Peh. Diese glänzen durch selbst eingespielte Instrumentals und smoothe Beats, deren Machweise von 'eigen' bis 'mutig' wohl jedes Attribut abdecken. Für ihn funktioniert das auf jeden Fall, doch die beteiligten MCs sind leider nicht immer in der Lage, sich darauf einzustellen. Bei drei, vier Tracks geht das Konzept voll auf, der Rest der Songs bleibt immerhin gutes Mittelmaß.

Trackliste

  1. 1. Prolog Pt. 1
  2. 2. Prolog Pt. 2
  3. 3. Snake In The Grass
  4. 4. Diplomacy
  5. 5. La Vie Suspect
  6. 6. Authentic
  7. 7. Up-to-you (Interlude)
  8. 8. One Chance
  9. 9. Yesterday
  10. 10. Ghetto Rock
  11. 11. Numero UNO
  12. 12. The Dumb Down
  13. 13. Pscht...!
  14. 14. Pushin' Pens
  15. 15. Back In The Days (Outro)

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