laut.de-Kritik

Mit Abstand die beste Platte der Karriere.

Review von

Blutengel folgen mittlerweile der Methode jährlicher Doppelveröffentlichungen. Zu Beginn gibt es stets ein reguläres Studioalbum. Im Herbst folgt eine Mini-LP, die meist lose ans Hauptwerk anknüpft. So wie "In Alle Ewigkeit" zu "Omen" steht, verhält sich nunmehr "Black" zu "Leitbild". Nach knapp 20 Jahren Bandgeschichte, vollgepackt mit audiophoben Zumutungen, taucht doch tatsächlich ein ungeahnter Silberstreif am Horizont auf. "Black" ist mit großem Abstand die beste Platte ihrer Karriere.

Überhaupt: Der Titeltrack "Black" ist seit Jahren das erste Lied, das musikalisch etwas taugt. Die Originalversion befindet sich auch auf "Leitbild" - dort gut versteckt unter einem Haufen Plunder. Daneben bietet das Minialbum zwei Mixversionen des Stücks plus fünf neue Tracks.

Was also hat sich hier getan? Wohlgemerkt: ein kleiner Schritt für die Musikwelt, doch ein großer für Bandchef Chris Pohl. Zwar ist "Black" alles andere als originell und wildert ordentlich bei den Sisters Of Mercy. Pohls Gesang orientiert sich hörbar an typischen Eldritchismen wie "When You Don't See Me" oder "Black Planet". Entscheidend bleibt jedoch: Endlich hört man eine gelungene Orientierung an den herausragenden Vorbildern heraus.

Besonders im "Alternative Mix" merkt man dem Lied sein hybrides Naturell an. Blutengel verschmelzen ihren schwarzlackierten Dancefloor-Sound mit klassischem Gothic-Rock. Schrammelnde "Vision Thing"-Äxte treffen auf Wayne Hussey-Gitarren der Ära "First And Last And Always". Die weiblichen Backing Vocals geben eine solide Vorstellung als Ofra Haza-Ersatz - freilich ohne in die Nähe jener Stimmgewalt zu gelangen.

Zwischendurch braucht es wieder mehr als nur ein Quantum Tapferkeit, der Skiptaste zu widerstehen. "Komm Zu Mir", "Der Letzte Kampf" oder "Seele" bieten die gewohnt angeschimmelten Selbstfindungsphrasen. Pohl ist ohnehin seit gefühlten Äonen nichts anderes als eine Art Julia Engelmann auf Gothic. Sätze wie "Weil der Mensch ist, wie er ist, wollen wir nicht menschlich sein" oder "Jeder Blick nach vorn brennt in deinen Augen" verharren in der textlichen Retardiertenschublade.

Doch endlich gibt es auch Lichtblicke: "There's No Place" verfügt über einen tragfähigen Spannungsbogen und bietet einen respektabel inszenierten Cocktail aus Future Pop und Synthiepop. Auch seine Mitsängerinnen verlassen den ehemals unhörbaren Häkeltantenstil und bieten eine größere Portion handwerklich sauberer Heavenly Voices-Einschübe.

Mit "Blood Rain" findet sich gar ein komplett unpeinlicher Clubtrack, der souverän Eurodance mit EBM und einem Hauch Elektrorock paart. Die Nummer ist sicherlich kein Meisterwerk, kommt aber ohne Schwächen in Arrangement und Ausdruck. Verglichen mit Nullnummern à la "Unser Weg" und dem üblichen Blutengel-Standard ist das fast schon ein Quantensprung.

Trackliste

  1. 1. Black
  2. 2. Komm Zu Mir!
  3. 3. There's No Place
  4. 4. Seele
  5. 5. Blood Rain
  6. 6. Der Letzte Kampf
  7. 7. Black (Alternative Mix)
  8. 8. Black (Trensity Mix)

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4 Kommentare mit 11 Antworten

  • Vor 6 Jahren

    Cool... "Beste Platte ihrer Karriere" - mit 2 Sternchen. Passt!!! Habe die mal live gesehen. Meine Fresse, was für ein unsäglicher Müll!

  • Vor 6 Jahren

    Das stimmt doch gar nicht... die beste Platte ist die hier http://www.laut.de/Blutengel/Alben/Demon-K… mit 3/5 Punkten bei laut.de :P

  • Vor 6 Jahren

    2 Sterne sowohl für Blutegel als auch ASP? Das neue ASP-Album ist sicherlich kein Meisterwerk, aber es auf eine Stufe mit dem unsäglich peinlichen Plastik-Pop hier im Goth-Kitsch Gewand für frustrierte Single-Mütter zu stellen, ist schon ne Leistung.

    • Vor 6 Jahren

      das ist ein perspektivischer irrtum.

      2p sind ja nicht immer gleich 2p.

      bei asp sind es 2p gemessen an ihrem bessere output wie früheren tracks a la "und wir tanzten" oder "vefallen part I" und "geisterfahrer".

      gemessen am jeweils eigenen maßstab!

      bei blutengel ebenso. da sind es 2p, weil vorher restlos alles komplett furchtbar war.

      dieser ganze schulnotenkrempel ist eh nicht meins. besser die texte lesen als sich auf so eine notwendigerweise ungenaue skala verlassen. im text steht die wahrheit samt ihrer herleitung :absinth:

    • Vor 6 Jahren

      Klar, das ist ein Aspekt der Bewertung. Aber wenn das hier das Beste von Blutegel sein soll, dann müsste es nach diesem Kriterium allein 5* bekommen und die restlichen Werke sich daran messen. Dass hier aber kein 5* Album vorliegt, ist klar, denn gemessen an dem Rest der Musikwelt ist das qualitätsmäßig trotzdem noch absoluter Rotz, während "zutiefst" von ASP objektiv gesehen handwerklich doch einige Ligen höher spielt.

    • Vor 6 Jahren

      oh nein, warum denn "das beste" = 5/5?

      es ist das beste ihrer laufbahn. immer noch überwiegend grausmam, aber im direkten vergleich zu den anderen kompletten nullnummern eben eine entwicklung.

      ich habe mir da auch keinen eigenen wertungswiderspruchwiderspruch gebastelt, falls du das meinst. denn meine vorhergehenden rezis zum thema blutengel sind ja allesamt 1/5. insofern sorgen pohl und co ja selbst für die unfreiwillig komische pointe, dass das beste album nur ne 2/5 ist. ein kompliment f d band ist das natürlich nicht. so ist es auch nicht gemeint.

      andere kollegen oder fans oder kommentatoren mögen das anders sehen.

    • Vor 6 Jahren

      Dass man sowas noch erklären muss...

    • Vor 6 Jahren

      Bist du der Rezensent? (Ernstgemeinte Frage)

      Ansonsten reden wir glaub ich ein bisschen aneinander vorbei. Ich hatte deine erste Aussage so verstanden, dass du die Bewertung ausschließlich anhand vorhandener Werke des Künstlers vornimmst. Das tust du anscheinend nicht.
      Da beide Alben von gleichen Rezensenten bewertet wurden, entsteht der Eindruck, er (du?) findet beide gleich schlecht, was ich kritisiert habe.

    • Vor 6 Jahren

      1. ja, bin ich, moin :)
      2. ich finde nahezu alles gleichermaßen übel von ihnen. einen teil davon habe ich hier rezensiert.
      3. ergebnis: es ist immer noch grottig. aber eben nicht mehr ganz so grottig - deshalb.

  • Vor 6 Jahren

    Die Single löst immerhin nur nen geringen Kotzreiz aus. Aber diese Lyrics...

    • Vor 6 Jahren

      Ganz, ganz schlimm... auf dem Niveau eines Englisch Grundkurses, und dazu noch der starke Akzent. Der Live-Mitschnitt von dem Mist oben hat einen Fremdschäm-Faktor sondersgleichen.