19. Dezember 2011

"Casting-Shows sind der Antichrist!"

Interview geführt von

So langsam aber sicher sind mir die Interviews mit The BossHoss nicht mehr ganz geheuer. Beim ersten Termin in einem Kölner Fernsehstudio verspäten sich die Jungs deutlich und ich kann gerade mal die Hälfte meiner Fragen abarbeiten, bevor die beiden in die Maske müssen. Beim zweiten Versuch per Telefon verspäten sich die beiden deutlich, und Minuten bevor mein Telefon endlich klingelt, kackt mein Notebook mit den Fragen drauf endgültig ab.Doch fangen wir mit dem Termin in Köln an. Ich warte in einem Hinterzimmer des Senders auf die Ankunft von Boss und Hoss aka Alex und Sascha und versuche die Zeit tot zu schlagen. Als die beiden schließlich auftauchen, verschwindet Sascha gleich noch mal zum Auto, weil er dort etwas vergessen hat. Auf dem Tisch liegt eine Art Gesundheitsmagazin, dem auch gleich die Kärtchen für Organspender beiliegen, die man in Deutschland immer ausgefüllt bei sich tragen sollte. Da ich so ein Ding schon seit Jahren besitze, schieb ich Alec eins davon rüber.

Alec: (Überfliegt das Kärtchen und murmelt vor sich hin) Ok, auf jeden Fall ne sinnvolle Sache. Organe, Gewebe, was auch immer. Hauptsache man ist schon tot.

Ich glaube, das überprüfen die ansatzweise, bevor sie deine Leber spenden.

Alec: Jaja, das sagen sie alle. Bis du in der mit Eis gefüllte Badewanne aufwachst, mit ner frischen Operationsnarbe an der Hüfte und dem Zettel: Herzlichen Dank, ihr Organspendeteam (lacht). Der Sascha ist grad noch draußen irgendwo, aber wir können ja schon mal anfangen. Viel mehr als ich weiß der auch nicht.

Ok, dann gleich mal die naheliegnste Frage: Wieso so eine Casting-Show?

Alec: Ums mal besser zu machen. Und weil es eben nicht die typische Casting-Show ist, wie man das kennt. So was hätten wir nämlich definitiv nicht mitgemacht. Wir haben uns das lange und gut überlegt, bevor wir zugesagt haben. Das Schöne an 'The Voice Of Germany' ist ja, dass in etwa 50% des typischen Prozederes einer Casting-Show fehlen. Nämlich, dass sich unzählige Bewerber zum Horst machen und vorgeführt werden. Das ist nicht unser Ding. Vor allem werden da ja immer vollkommen falsche Tatsachen vorgespielt, wie man Musiker wird oder Karriere machen kann. Bei uns zählt halt echt nur die Stimme, und man kann sich nicht damit durchmogeln, dass man gut aussieht oder damit stimmliche Mängel kaschiert. Wir versuchen einfach zu zeigen, dass man eine Casting-Show auch qualitativ hochwertig auf die Beine stellen kann.

Bitte versteh die Frage jetzt nicht falsch, aber wart ihr eigentlich die erste Wahl vom Sender?

Sascha: Das weiß ich gar nicht so genau, glaube aber eher nicht (lacht): Die haben bestimmt noch nach ein paar anderen Leuten geschaut. Die Prozedur zwischen Anfrage und letztendlicher Bestätigung hat beinahe zwei bis drei Monate gedauert. Die haben in der Zeit bestimmt noch ein bisschen rumgefragt, wer sonst noch in Frage kommt und Interesse hat. So leicht ist das ja auch nicht, einen Doppelstuhl zu besetzen. Gerüchten zu Folge waren auch die Kaulitz-Zwillinge von Tokio Hotel mal im Gespräch. Die sind mittlerweile wohl als residierende Amis weg vom Fenster.

Ach du Scheiße, dann können wir euch ja doppelt dankbar sein, dass ihr den Job übernommen habt. Wie lange musstet ihr denn überlegen, ob ihr das überhaupt machen wollt?

Sascha: Oh, sehr lange. Wir haben ja auch jahrelang über die bestehenden Casting-Formate abgelästert und das Ganze verflucht. Als die erste Anfrage kam war unsere Reaktion entsprechend: Geht bloß weg! Casting-Shows sind der Antichrist! Die haben dann aber nicht locker gelassen, und auch unser Label hat uns gedrängt, die Sache mal genauer zu betrachten und uns die DVDs von den Staffeln der USA und aus Holland anzuschauen. Das haben wir getan und das hat unsere Meinung ganz schnell geändert, weil das Format Hand und Fuß hat uns sich von allen anderen Casting-Shows deutlich absetzt. Eigentlich ist das auch keine Casting-Show, sondern einfach eine Musik-Show, da es lediglich um Leute geht, die bereits gut singen können und die gegeneinander antreten. Es geht nur darum, wen man davon in seinem Team haben möchte und die Leute zu coachen und zu betreuen. Für uns war aber auch wichtig zu wissen, wer sonst noch als Coach mit dabei ist. Wenn wir uns mit denen nicht hätten auf der Bühne sehen lassen wollen, dann hätten wir trotzdem nicht zugesagt.

Ich hab mit den ersten Tag mal komplett angeschaut und schalte immer mal wieder rein. Da sind definitiv ein paar verdammt starke Stimmen dabei. Allerdings stellt sich mit die Frage nach dem Sinn, wenn dort ein Dozent der Musikschule Mannheim oder eine ausgebildete Musical-Sängerin an diesem Casting teilnehmen.

Alec: Die wollen halt noch mal richtig was reißen. Man kann das ja insofern nachvollziehen, dass man als passionierter Musiker, oder in dem Fall Sänger, eben versucht, einen Job zu finden, in dem man singen kann.

Na das hat er doch schon.

Alec: Ja, schon richtig, aber Gesangslehrer sein ist ja das eine. Den Traum dann selber auf der Bühne zu stehen, hat dann doch noch jeder von denen.

Naja, aber gerade die Dame aus dem Musical macht das bereits beruflich, und als Musiklehrer mit DER Stimme, da hat der doch bestimmt auch schon in seinen eigenen Bands gesungen.

Alec: Weiß ich nicht, das hab ich ihn nicht gefragt. Aber er wird schon irgendeine Motivation hinter seiner Teilnahme haben. Bei dem Mädel, das bereits im Musical arbeitet, bei der weiß ich, dass ihr das nicht reicht. Das ist für sie nur ein Job und mit Sicherheit auch besser als irgendein Bürojob, aber sie möchte eben gern als Sängerin eigene Songs machen, vielleicht auch mit Band.

"Wir haben einen Ruf zu verlieren"

Hältst du das für realistisch? Wie schätzt du denn die Halbwertszeit des Gewinners von 'The Voice Of Germany' ein? Gerade im Vergleich zu den Gewinnern von anderen Casting-Shows?

Sascha: Das kann man jetzt noch gar nicht beurteilen. Das hängt ja auch von den einzelnen Teilnehmern ab, wie die drauf sind und wie hart die tatsächlich kämpfen können. Als wir damals als Band angefangen haben und dann tatsächlich einen Major-Deal eingesackt haben, dachten wir auch: Yeah, jetzt haben wirs geschafft! Der Traum einer jeden Band ist wahr geworden, wir sind bei Universal gesignt (Alec lacht sich im Hintergrund beinahe schlapp). Aber letztendlich geht die Arbeit dann erst richtig los. Und so ist das hier eben auch. Wenn da jetzt einer gewinnt, dann ist er noch längst kein Star, sondern dann kann er endlich dran arbeiten, einer zu werden. Da muss er dann hart dran arbeiten und das letztendlich, ohne dass wir ihm da groß unter die Arme greifen können. Dann muss er selber anfangen, gute Songs zu schreiben oder mit den richtigen Leuten zusammen zu arbeiten. Da muss man stellenweise einen sehr langen Atem haben, bis da was passiert. Aber dafür gibt es einfach keine goldene Regel.

Alec: So ein bisschen Einfluss haben wir doch schon. Wir versuchen die Sache ja ernst zu nehmen. Das sind ja nicht nur wir, sondern auch Ray, Nena und Xavier. Wir haben da ja alle einen Ruf zu verlieren und versuchen von daher durchaus, einen Gewinner mit realem Gegenwert zu präsentieren. Dem stellen wir uns natürlich beratend zur Seite und versuchen denjenigen auch ein wenig zu protegieren, sprich der Plattenfirma ein wenig auf die Finger zu schauen und dafür zu sorgen, dass die eben nicht so untergehen, wie das bei Gewinner von anderen Shows oft der Fall ist.

Die sollen dann also nicht jeden zweiten Baumarkt eröffnen?

Alec: Richtig (lacht).

Habt ihr denn das Gefühl, dass ihr da so ein wenig den Underdog-Status in der Show inne habt? Xavier hatte den Sympathiewert von nem Tritt in die Eier, Nena fabuliert irgendwas vor sich hin und weiß wohl selber nicht, auf welchem Trip sie gerade ist, und diejenigen, die wirklich interessiert und sympathisch rüber kamen wart eben ihr und Ray.

(Beide lachen) Sascha: Danke, aber ja klar. Wir sind definitiv sowas wie die Underdogs da. Schließlich sind die alle deutlich bekannter als wir. Nena hat Weltstatus, Xavier hat auch mehrere Millionen Platten verkauft. Die beiden und Ray sind also definitiv Fachpersonal und haben ihre Stühle da schon zu Recht. Von deren Status und Verkäufen träumen wir höchstens. Dafür haben wir aber ein paar andere Qualitäten. Wir sind live sehr aktiv und kennen die Rock'n'Roll-Höhlen alle noch, wo der Schweiß von der Decke tropft, und sind von daher an dem ein oder anderen Talent, das sich auf die Leiter nach oben begeben will, vielleicht ein wenig näher dran.

Ich hab den Eindruck, dass die meisten in euch nur diese Country Coverband sehen. Dass da doch einiges mehr dahinter steckt, nehmen viele vermutlich gar nicht so recht wahr.

Alec: Ja, aber das läuft so langsam an. Wir merken schon, dass die Leute anfangen, sich mit uns zu beschäftigen. Und ich bin auch der Meinung, dass wir nicht die schlechteste Wahl sind. Egal, wer da noch in der Jury mit drin sitzt.

In einer der Auswahl-Shows hat euch eine Teilnehmerin gefragt, was ihr denn letztendlich für sie tun könnt. Wo sind da denn eure Möglichkeiten?

Sascha: Nun ja, die Leute die da antreten, die können ja alle schon sehr gut singen. Wir selber sind nicht so die Tonakrobaten oder Gesangslehrer und haben auch die Technik nicht so drauf, wie der ein oder andere, der da vor uns steht. Für uns ist eine gute Stimme aber nicht dadurch gekennzeichnet, dass sie jeden Ton trifft, sondern es muss ein Feeling und eine Attitude rüberkommen. Das kann ruhig kratzig sein und auch mal ein Ton daneben liegen. Wenn einfach alles zusammen passt, dann ist das für uns 'The Voice Of Germany'. Wir können unseren Kandidaten dann die Möglichkeit geben, mit einer richtigen Band zu arbeiten und so auch auf der Bühne zu interagieren. Diese Erfahrung haben viele der Teilnehmer noch gar nicht gemacht. Die haben meist nur zu Playbacks gesungen. Die Sänger und Sängerinnen, die in unser Team kommen, die sitzen dann mit der kompletten Band von uns im Studio in Berlin, proben mit denen und schreiben an Songs. Keine Ahnung, wie die anderen Coaches das handhaben, aber wir gehen so an die Sache ran. Es ist einfach auch wichtig, dass das persönlich funktioniert. Darauf kommt es in einer Band maßgeblich an, das ist bei uns ja nicht anders. Wir sind alles Kumpels bei The BossHoss. Wir sind mit den Kandidaten erst mal Essen und Trinken gegangen, um die wirklich kennen zu lernen. Erst dann kann man wirklich mit denen auf einer entsprechenden Basis zusammen arbeiten. Wir haben jedenfalls auch unsere Qualitäten.

Gehen wir mal davon aus, dass einer eurer Jungs und Mädels gewinnt. Wie wollt ihr den oder die dann etablieren? Als Solokünstler? Als Band?

Sascha: Hm, das kommt natürlich auf den Typen drauf an. Bei anderen Formaten ist alles schon vorher geplant. Egal wer gewinnt, der Gewinnersong steht schon fest – den haben alle Finalisten dann schon eingesungen – da stehen sogar die ganzen Alben und Covers schon. Das ist bei The Voice nicht so und wir planen auch gar nicht so weit. Man muss einfach erst mal rausfinden, welches Konzept zu welchem Künstler passt. Wenn einer sich eher in der Jazz-Ecke sieht und was mit Bläsern oder vielleicht auch mal mit nem Cello arbeiten will, dem kann man keine Rockband hinstellen. Umgekehrt funktioniert das genauso wenig. Wenn einer eher in Sachen Hip Hop was auf dem Kasten hat, dann versuchen wir dem eben ne Band in Richtung Cypress Hill zusammen. Das kommt einfach auf den Typ Musiker an.

"'I Keep On Dancing' geht doch voll auf die Nuss!"

Auf dem Cover zu "Liberty Of Action" seid ja nur ihr zwei drauf. Ist das denn bewusst an die Werbung für 'The Voice Of Germany' angelehnt, wo ihr ja auch zu zweit zu sehen seid?

Sascha: Nein. Tatsache ist ja, dass Alec und ich die Band erfunden und angefangen haben. Die Band kam erst später dazu. Auf dem ersten Plattencover sind auch nur wir beide drauf. Wir sind eben Boss und Hoss. Auf der zweiten Scheibe war ein Wappen und dann haben wir eben damit angefangen, die komplette Band mit aufs Cover zu packen.

Alec: Ich hab das auch neulich schon mal irgendwo gelesen und mich gefragt, warum sich Leute mit sowas beschäftigen? Aber nun gut. Ich mach die Cover für uns, und das Konzept hinter diesem war einfach, dass wir das ein wenig an die 70er und 80er Spaghetti-Western anlehnen wollten, kombiniert mit Tarrantino/Rodiguez und einem gewissen Comicstyle. Wenn man sich das Booklet durchblättert, da ist dann jeder wieder gleichwertig aufgeführt und im Video sind auch wieder alle mit drin. In der Doku, die wir in Texas gedreht haben und die der Special Edition beiliegt, hat auch jedes Member seine einzelne Episode, da kommt schon keiner zu kurz. Das Cover an sich war einfach eine graphische Entscheidung (lacht).

Sascha: Es gibt halt ein paar Sachen, die auf ein BossHoss-Cover drauf müssen. Beispielsweise der Cowboyhut. Wir sind eh immer vorne auf der Bühne, wir haben die Band gegründet, jetzt sind wir halt mal wieder nur zu zweit auf dem Cover.

Die Frage hat sich halt beinahe aufgedrängt, weil ihr einen von den Plakatwänden momentan ähnlich wie auf dem Cover entgegen prangt.

Alec: Ja wat willste machen, wir sehen halt immer gleich aus, weißte (lacht).

Was du nicht sagst. Aber Sascha, wenn du gerade sagst, dass bei The BossHoss bestimmte Trademarks immer mit dabei sein müssen. Wenn ich mir "Liberty Of Action" so anhöre, habe ich doch das Gefühl, dass ihr euch musikalisch breiter aufstellt als bisher. Von der reinen Coverband seid ihr ja schon länger weg, das nimmt prozentual immer mehr ab. Auch was die Country- und Rockabilly-Sachen angeht, ist da auf dem neuen Album deutlich weniger von zu hören.

Alec: Wir haben da nie ein klares Konzept im Kopf oder kreieren was im Reißbrett. Das passiert einfach so wie dann kommt.

Sascha: Wir haben auf den letzten Alben immer mal wieder nen neuen Schritt gewagt. Das ging von reinen Coversongs hin zu eigenen, dann kam ein wenig Punk mit rein und später dann sogar was mit Double-Bass. "Do Or Die" war sehr rockorientiert, und auf "Liberty Of Action" darf es eben auch mal ein wenig Pop sein. Ein paar beinharte Country-Nummern sind aber definitiv mit drauf. "Killers" von Motörhead zum Beispiel oder die Rammstein-Interpretation "My Country" (grinst). Ein paar Sachen sind schon dabei, aber du hast recht, es sind auch diverse neue Elemente für uns zu finden.

"I Keep On Dancing" und "Live It Up" sind doch sehr, sagen wir mal, mainstreaming ausgefallen. So was kann durchaus auch im Radio laufen.

Alec: Ja, das stimmt, die sind poppiger. Aber das kann man doch auch mal machen. Wir hatten da einfach Bock drauf.

Sascha: Aber "I Keep On Dancing" geht doch voll auf die Nuss! Bei "Live It Up" kann ich das verstehen, da sind eben diese Cypress Hill-mäßigen Hip Hop-Sachen drin. Das ist auf jeden Fall poppiger, so was hatten wir in der Art zuvor nicht.

Alec: Es ist ja immer recht provokant oder kontrovers, wenn man als etablierte Band ein paar andere Sachen macht oder was anders probiert. Als Fan ist man das nicht gewöhnt und will vom Wunschzettel her so auch nicht einkaufen. Da tut man sich als Fan immer wieder schwer. Aber davon will man sich als Band ja nicht beschränken lassen und muss dann auch ein bisschen Vorreiter sein. Ich finde, das neue Material passt durchaus zu uns und erweitert unsere Bandbreite einfach noch mal ein bisschen. Manche finden das super, manche stört es zunächst und lassen sich dann doch irgendwann drauf ein und manchen kann man es eben eh nie recht machen.

Sascha: Die Frage hören wir aber eigentlich bei jedem neuen Album. Wenn du das erste und das dritte Album vergleichst, da sind doch fast schon Welten dazwischen. Von daher darf man sich eigentlich nicht wundern, dass wir jedes Mal ein wenig anders klingen als auf dem Album zuvor. Mit "Low Voltage" haben wir uns fast so viele Freunde wie Feinde gemacht. Das war für uns auch was ganz Neues, was unser Spektrum extrem erweitert hat. Wir wollen ja nicht auf der Stelle treten.

Auf "Low Voltage" habt ihr euch ja die Vollbedienung in Sachen Orchester und Kram gegeben. Auf der neuen habe ich jetzt das Gefühl, dass vieles sehr reduziert wurde. War das nach "Low Voltage" ein bewusster Schritt?

Sascha: Eigentlich nicht, das war einfach die Art und Weise, wie wir nach der Scheibe komponiert haben.

Den Titel "Liberty Of Action" kann man ja durchaus so interpretieren, dass ihr euch einfach alle Freiheiten in Sachen Songwriting lassen wollt, was ihr ja durchaus auch tut. Im Pressetext zu eurem Album hieß es aber irgendwo, dass ihr das Album in Texas aufgenommen habt, und wenn man sich da den Wahlkampf für die Präsidentschaft 2012 anschaut und wie die Republikaner und die Tea Party gegen staatliche Reglementierungen mobil macht, kann man das auch anders interpretieren. Als politische Band hab ich euch aber nie gesehen.

Sascha: Also was die Aufnahmen des Albums angeht, die haben natürlich nicht in Texas stattgefunden, sondern in Berlin in unserem Studio. Wir waren zwar in Texas, haben da ein paar Shows gespielt und auch das Video zur Single aufgenommen, aber da war das Album natürlich schon so gut wie im Kasten. Wir haben ja 2007 glaub ich, bereits eine echt coole Tour durch Kanada gespielt. Einmal von der Ost- zur Westküste, aber in den USA waren wir bis dahin noch nicht als Band aktiv. Das war schon auch sehr cool, allerdings natürlich alles im deutlich kleineren Rahmen, als das hier in Deutschland stattfindet. Aber von wegen politischer Aktionen dort, damit hat der Titel natürlich nichts zu tun. Wir werden den Teufel tun und uns für irgendeine amerikanische Partei einsetzen oder uns in dieser Richtung motivieren, schon gar nicht für die Republikaner. Der Titel soll schon das aussagen, was du bereits erwähnt hast.

Dass ihr in Texas das Video gedreht habt und dort allgemein viel Spaß hattet, geht ja auch aus der DVD hervor, die der Limited Edition beiliegt. Allerdings würde mich da noch eins interessieren. Ihr habt euch da ja auch ein Rodeo angeschaut. Wie blöd kommt man sich denn vor, wenn da auf einmal alle aufstehen und die Nationalhymne läuft?

Sascha: Da kommst du dir im ersten Moment echt saublöd vor. Da steht so ein Fuzzi oben auf seinem Turm, lässt alle den Hut abnehmen, dann hält er eine Rede für die Truppen in Afghanistan und dann wird erst einmal ein Gebet gesprochen. Das ist echt krass. DANN kommt erst die Nationalhymne und während die vom Band läuft, kommen zwei Typen in die Arena geritten, der eine mit der Nationalflagge, der andere mit der Südstaatenflagge. Die reiten dann im Kreis herum, jeder ist verdammt Stolz und schaut ergriffen auf das Rodeofeld. Du kommst dir jedenfalls vor wie im falschen Film.

Habt ihr mir denn noch einen Buch- oder Filmtipp?

(Langes Schweigen)

Sascha: Als Film vielleicht "Rubbeldiekatz" von Detlef Bruck (grinst). Da hab ich die Premiere neulich gesehen.

Alec: Du Homo (lacht). Ich war von der Keith Richards-Biographie sehr angetan. Ich fand das sehr spannend, wie der das geschafft hat, die letzten 40 Jahre am Leben zu bleiben. Das ist sehr spannend, interessant und vor allem auch oft sehr witzig.

Ach ja, eins noch. Was ist euer Lieblingsalbum von Slayer? Habt ihr da eins?

Alec: Slayer? Klar und zwar "Hell Awaits"! Das war das erste Album, das ich mir auf Vinyl gekauft hab. Die find ich immer noch die geilste, weil die am unkonventionellsten ist.

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1 Kommentar

  • Vor 9 Jahren

    habe vieles neues erfahren hierdurch, finde es auch cool wie locker alec und sascha die fragen beantworten, stimme eigentlich allem zu. ich liebe es sowieso wenn sie immer mal ein bisschen was anderes machen, ist halt dann viel abwechslung mit dabei, das liebe ich ist voll mein ding, ICH WERDE IHNEN SOWIESO IMMER TREU BLEIBEN! ! ! !