Porträt

laut.de-Biographie

Lo Moon

Promophasen sind im digitalen Zeitalter wichtiger denn je. Neue Platten werden Monate im Voraus so offensiv und penetrant wie möglich beworben, um unter allen Umständen Reichweite zu generieren und mehr potenzielle Käufer anzulocken. Dieses Gebaren erzeugt jedoch auch eine Gegenbewegung. Einzelne Künstler, die sich meist unter antikommerziellen Gesichtspunkten gegen das Establishment wenden, werfen ihre Musik schon mal unangekündigt auf den Markt.

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Eine Hybris aus beiden Konzepten praktizieren Lo Moon, das Trio um Frontmann Matt Lowell, Gitarrist Sam Stewart (Sohn von Dave Stewart) und Bassistin Crisanta Baker. Im September 2016 veröffentlicht die in Los Angeles ansässige Band die Single "Loveless", die für lange Zeit das einzige musikalische Erzeugnis bleibt, das der verwirrte Indie-Fan zu hören bekommt. Zu sehen gibt es auch nicht besonders viel: Die Identität der Bandmitglieder bleibt ungewiss. Im Interview mit theculturetrip.com verrät Lowell allerdings, dass die Verschleierung keineswegs beabsichtigt ist: "Das Lustige ist, dass wir das nicht zu einem Mysterium machen wollten. Es sollte einfach nur um die Musik gehen."

Nicht nur die Einstellung zum Konsumgegenstand Musik erinnert bei Lo Moon frappierend an Rhye, auch die reduzierten Melodien und Lowells meist helle Singstimme zeigen eine Nähe auf. Klar, dass The XX an dieser Stelle als musikalischer Fixpunkt des Genres nicht fehlen dürfen. Andererseits legen die immer wieder eingestreuten szenischen und bombastischen Arrangements Vergleiche mit Coldplay oder Sigur Rós nahe.

Im Vorfeld zu ihrem selbstbetitelten Debütalbum bleiben Lo Moon dem sparsamen Umgang mit ihrem Output treu und veröffentlichen über ein Jahr hinweg nur eine Handvoll neuer Songs. Lowell verteidigt diese Praxis und begründet sie mit Kritik am Zeitgeist: "Nur weil du mehr Songs hast, heißt das nicht, dass du sie auf Soundcloud stellen musst (...) Wir werden mehr veröffentlichen, wenn sich die Zeit dafür richtig anfühlt. Ich denke, das ist die Internetkultur, jeder will alles sofort. Wir wollen da zurückhaltender sein. Es fühlt sich für uns nicht richtig an, zu sagen 'Hier ist ein neuer Song, hier ist ein neuer Song, hier ist ein neuer Song...'"

Als das Debüt im Februar 2018 erscheint, gut eineinhalb Jahre nach "Loveless", verbucht die Band schon Auftritte in den renommierten Late Night Shows der US-Talker James Corden und Jimmy Kimmel für sich. Auf der Habenseite steht außerdem ein Vertrag bei Columbia Records. Die defensive PR-Taktik hat sich vollends ausgezahlt, oder positiv ausgedrückt: Lo Moon überzeugen mit ihrer Musik, nicht mit lancierten Marketingmaßnahmen.

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Den nächsten Longplayer nimmt die Band auf, während sich die Pandemie über die Welt legt. Tour-Drummer Sterling Laws ist nun zum vollwertigen Bandmitglied aufgestiegen, der Deal mit Columbia wird nicht fortgesetzt. "A Modern Life" erscheint 2022 und klingt vergleichsweise reduzierter als der Vorgänger, baut aber nach wie vor auf den bewährten Mix aus Dream-Pop und smartem Soft-Rock. Im Vorprogramm der War On Drugs-Tour in Europa könnten die Kalifornier daher einige neue Fans aufsammeln.

Hierzulande machen sich Lo Moon als Metric-Support einige Freunde. 2024 holen sie dann zum großen Wurf auf: "I Wish You Way More Than Luck" vereint alle Stärken der Band und präsentiert sich sowohl hitlastig als auch abwechslungsreich.

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Lo Moon - Lo Moon: Album-Cover
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2018 Lo Moon

Kritik von Maximilian Fritz

Stimmiges Debüt zwischen The XX und London Grammar. (0 Kommentare)

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