Porträt

laut.de-Biographie

High South

Wenn High South im Song "All We Need" 2020 locker aufspielen, klingt von Ferne das Echo der 70er-Gruppe America an, einer Band, die mitnichten aus Amerika kam. So wenig wie High South von der Westküste stammen, obwohl sie in den 2020er Jahren guten alten Westcoast Rock fabrizieren. Vergleiche mit Crosby, Stills & Nash oder The Eagles bringt ihnen ihr Stil ein. Das Trio füllt eine Marktlücke.

Was America und CSN betrifft, baut die Combo sogar zwei Klassiker beider Bands zu einem zusammen: "Ventura Highway" (America) und "Suite: Judy Blue Eyes" (Crosby, Stills & Nash). Dass es die Traditionalisten High South schon lange vor ihrer Europatournee 2020 gibt, würden sie gerne verschweigen, löschen im Internet alle Spuren zu den Anfängen aus. Von den Informationen, die der Platten-Major Universal 2013 über sie schreibt, möchten die netten Jungs im Interview 2020 nicht mehr allzu viel wissen.

Anfang der 2010er Jahre beginnt die Gruppe in der Konstellation Jamey Garner, ehemals Trans-Siberian Orchestra, Marc Copely, Kevin Campos und Dillon Dixon als Quartett. Sie nehmen zwei Alben auf, "Now" und "High South", das zweite als Trio.

Jamey Garner ist der Frontmann. "Ich komme aus Chester, Illinois, im mittleren Westen der USA. Da gibt es eine wirkliche Dorfmentalität. Jeder kennt jeden. Aber wie man sich vorstellen kann, bietet dieses süße kleine Städtchen nicht allzu viel für jemanden, der ins Musikbusiness strebt. So verschlug es mich nach New York City, wo ich meine spätere Frau kennen lernte. Sie ermunterte mich, während ich da in meinem Zimmer saß und Gedichte schrieb. Sie schickte mich in eine Fernsehshow, 'Nashville Star', und meinte, ich müsste mich da bewerben, ansonsten könnte ich das Ganze gleich sein lassen."

So findet sich Jameys erster Song "Two More Bottles Of Wine" auf dem Sampler "Nashville Star – The Finalists" 2003. Jamey spielt Mundharmonika, und wie er sagt, "ich versuche Gitarre zu spielen. Mein Herz schlug immer für Musik, die Roots-based ist. So musste ich natürlich auch nach Nashville. Dort traf ich 2003 auf diesen Kerl, Phoenix Mendoza, in den meine Frau und ich uns sofort verliebten. Wir wollten ihn bei High South dann von Anfang an dabei haben. Das Management versuchte es, er lehnte ab. Sie riefen mich an, ich versuchte es – aber er war einfach nicht interessiert. Als wir dann High South neu aufstellten, meinte ich: 'Kommt, einmal probieren wir's noch'. Wir haben ihn aus Dallas eingeflogen und unser Bestes gegeben, ihn auszutricksen und in unsere Band rein zu quatschen. Das hat funktioniert!"

Phoenix Mendoza, geboren am 10.03.1982 überbrückt auch den großen Altersabstand zwischen den beiden verbleibenden Mitgliedern. Zwischen Jamey und Kevin liegen 16 Jahre, so dass man fast von einer Mehr-Generationen-Band sprechen kann. Trifft man alle in einem Raum, wirken sie aber doch recht homogen und insgesamt jünger, machen viele Witze, genießen die Freiheit on the road und sind einfach eine Gruppe Jungs, die auch mal Flausen im Kopf haben. "Die Stadt in Arizona, aus der ich komme, ist größer als Jameys Dorf", meint Phoenix, "wir haben zwei McDonald's. Aber nur eine High School. Dort hab ich auch angefangen mit der Musik.

In der High School sang ich im Chor und lernte Trompete. Dann merkte ich aber, dass der einzige Trompeter, der je ein Mädchen abkriegen würde, Miles Davis war – und ich war nicht auf dem Weg, der nächste Miles Davis zu werden. Deswegen sattelte ich auf Gitarre um. Mit 17 gründete ich mit meinen Brüdern die erste Band, wir tourten regional.

Mit 21 zog ich nach Nashville, und da gab es bestimmte Tage unter der Woche, an denen verschiedene Bands sich in bestimmten Locations treffen und zusammen improvisieren. Aus dieser Szene gingen viele erfolgreiche Leute hervor. Dort hab ich Jamey kennen gelernt, wir haben uns immer wieder getroffen, hingen in denselben Cliquen ab und begegneten uns bei Grillfesten, designten uns gegenseitig unsere Tattoos."

Jamey und Phoenix schreiben bei einem Trip in den kalifornischen Nationalpark Joshua Tree ihre ersten gemeinsamen Songs. Später dienen Tirol und die Schweiz als Songwriter-Kulisse für etliche der Lieder von High South, die doch eigentlich nach der US-Westküste klingen. Ursprünglich war es ein Österreicher, dem die Band von einem Universal-Verleger vermittelt wird.

Der will Songs produzieren, für die er zwar eine klare Vorstellung hat, aber keine Band, die sie umsetzt. So kommt es, dass Jamey Garner und seine Mitstreiter eine Reise ins 4.400-Seelen-Nest Mils im Tiroler Oberinntal antreten. Dort machen sie ihre ersten Aufnahmen in mehrstimmiger Vokal-Harmonie. "Letztlich waren wir aber doch erstaunt von der Magie des Zusammenklangs", erinnert sich Garner.

2020 erscheint mit "Peace, Love & Harmony" das dritte Album voller solcher 3-Part-Vokal-Arrangements und altmodischer Texte. High South interessieren sich auch dafür, mit den Söhnen ihrer Helden, der Allman Betts Band, jene alte Zeit, die frühen 70er, wieder zu beleben. Das wäre das 'Next Level' in ihrer Karriere.

Immerhin hat Jamey schon die Hände der Eagles geschüttelt: die von Glenn Frey noch zu Lebzeiten. Auch die von Joe Walsh und Timothy B. Schmit. Und: Don Felder teilte mit High South das Studio: "Er war ziemlich cool", sind Jamey und Kevin sich einig. "Als er mit uns so etwa fünf Stunden verbrachte, war er sehr zurückhaltend, saß mit Abstand zum Mischpult auf einer Couch und hörte einfach nur zu. Er war sehr ruhig. Ich habe nicht mal mit ihm gesprochen", erinnert sich Jamey, "denn ich wollte ihn nicht stören oder so. Er schien unsere Musik zu genießen, war neugierig, in welche Richtung wir gingen."

"Dass er nicht rausgegangen, sondern bei uns im Studio geblieben ist, fassten wir als Kompliment auf", lacht Kevin Campos. Mit ihrer Musik verarbeiten High South zwar auch mal negative Momente, wenn sie sich geärgert haben. Keinesfalls möchten sie aber unangenehme Emotionen los werden oder aufs Publikum übertragen.

Das Ziel ist es, dass Leute sich besser fühlen, erläutert Lead-Gitarrist Phoenix Mendoza: Unsere Akkorde sind 'positiv', ich will nicht 'eingängig' sagen, weil ich das Wort hasse. Aber wir möchten den Leuten zeigen, dass alle miteinander genug gemeinsam haben und Liebe auf dem Planeten teilen können. Es ist genug für jeden da."

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