laut.de-Kritik

Abwechslungsreicher, aber weniger intensiv als das Debüt.

Review von

War sein Solodebüt 2012 noch eine recht einfach, aber effektiv gestrickte Singer/Songwriter-Angelegenheit, fährt Simone Felice auf seinem vorliegenden Zweitling im Opener groß auf. Ohne Umwege setzten E-Gitarre, Schlagzeug und Bass gleichzeitig ein, es folgen Felices erstaunlich klare Stimme, ein Chor im Refrain, Klaviergeklimper, Bläser. Fast könnte man meinen, zu einer Platte von Tom Petty & The Heartbreakers gegriffen zu haben.

Ein fröhliches Lied, wie man es von ihm sonst nicht kennt, "eine Art Verabschiedung des Kindes, das ich mal war, eine Übung, seine vergangenen Sünden oder sich selbst auch heute nicht allzu ernst zu nehmen" erklärt der Musiker und Autor dazu. "If You Go To LA" fällt schon viel melancholischer aus, ist aber auch recht dicht umgesetzt. Zur Akustikgitarre zu Beginn gesellen sich wieder allerlei Instrumente, zum Schluss gar Triangel und Streicher.

Entstanden ist das Album wieder in den Catskills im Staat New York, wo Felice auf die Welt kam und auch heute noch lebt. Mit von der Partie waren neben seinen beiden Geschwistern Ian und James (die übrig gebliebenen Felice Brothers) auch Session-Drummer Zach Alford (der in den 90er Jahren mit David Bowie und Bruce Springsteen aufgenommen hat) sowie die New Yorker Sängerin Leah Siegel, die im Hintergrund immer wieder für soulige Begleitung sorgt.

Etwa in "Running Through My Head", das mit einer Rondò Veneziano-würdigen Einlage jedoch um einiges zu schnulzig ausfällt. Mit von der Partie auch Wesley Schultz und Jeremy Fraites von den Lumineers, die Produktion übernahm der befreundet Musiker David Baron.

Das Ergebnis ist ein abwechslungsreiches Album, das stellenweise experimentell ausfällt, wie zum Schluss von "Our Lady Of The Gun". Wie schon auf dem Debüt sind es jedoch die eher einfach umgesetzten Stücke, die Felice am besten gelingen, etwa die Piano-Balladen "Bye Bye Palenville" und "Bastille Day" oder das melancholische "The Best That Money Can Buy", mit Akustikgitarre, Cello und Glockenspiel das beste Stück der Platte.

"Gettysburg" fällt mit Händeklatschen und "Sha na na na na"-Chor fröhlich aus, "Heartland" klingt eher wie ein Luckenfüller, "Gallows" sorgt entgegen des Titels ("Galgen") für einen musikalisch einlullenden, zarten Abschluss. Die Texte sind wie gewohnt auf der nachdenklichen Seite angesiedelt. "Ist es nicht bemerkenswert, dass wir in Herzensangelegenheiten zu Beginn so sicher, so fanatisch sind, nur um uns zum Schluss als Fremde gegenüber zu stehen? Wir entfremdem uns von uns selbst und erkennen uns nicht mal mehr im Spiegel", erklärt Felice den Titel des Albums auf seiner Webseite.

"Strangers" ist eine Weiterentwicklung des Debüts. Felice scheint sich mit dem Gedanken angefreundet zu haben, musikalisch auf eigenen Füßen zu stehen, jedenfalls klingt er um einiges selbstbewusster. Die intensiven Momente wie etwa "Courtney Love" fehlen hier jedoch.

Trackliste

  1. 1. Molly - O!
  2. 2. If You Go To LA
  3. 3. Running Through My Head
  4. 4. Our Lady Of The Gun
  5. 5. Bye Bye Palenville
  6. 6. Gettysburg
  7. 7. The Best That Money Can Buy
  8. 8. Heartland
  9. 9. Bastille Day
  10. 10. The Gallows

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