Porträt

laut.de-Biographie

Saad

Als Saad El-Haddad am 25. November 1985 im Libanon das Licht der Welt erblickt, tobt ein erbitterter Bürgerkrieg im Mittelmeerstaat. Seit mehr als zehn Jahren ringt der Libanon zu dieser Zeit mit politischer Instabilität. Der Kampf zwischen der palästinensischen Befreiungsarmee PLO und militanten Teilen der christlichen Maroniten erschüttert den Staat im Nahen Osten. Soweit die ersten Fakten der Biografie eines Mannes, der knapp zwei Jahrzehnte später in der deutschen Hip Hop-Szene die eine oder andere lyrische Bombe wirft: Baba Saad.

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Mit zehn Jahren flieht Saad mit seiner Familie aus dem Libanon nach Deutschland. Dort erwartet ihn das schwierige Leben eines Asylbewerbers. Kultur und Sprache der neuen Heimat geben ihm zunächst Rätsel auf. Der Kampf geht weiter, um Staatsbürgerschaft, einen Platz in der Schule und später um eine Ausbildungsstelle.

Im Alter von 16 Jahren entdeckt Saad den Hip Hop. Die Musik bietet zwar erst einmal keine aussichtsreiche Zukunftsperspektive, wohl aber ein Ventil für aufgestauten Frust und Enttäuschungen.

Dass daraus durchaus ein angenehmer Brotverdienst entstehen kann, zeigt Saad die Geschichte eines anderen, der sich mit seinem harten, kompromisslosen Berliner Straßenrap einen Namen in der Szene macht: Bushido. Dieser ist jedoch von den musikalischen Ambitionen des kleinen Cousins wenig begeistert. Er drängt ihn dazu, eine Lehre zu absolvieren, bis ihm einer der Songs zu Ohren kommt, den Saad im Bremer Studio seines Kumpels JokA aufnimmt.

Bushido erkennt das Potenzial und lädt Saad kurzerhand zu sich nach Berlin ein, wo er ihn bei den Aufnahmen des Albums "Electro Ghetto" unterstützt. Von einer Sekunde auf die andere landet Saad im Zentrum der Deutschrap-Szene und zeigt auf den Tracks "Ersguterjunge" und "Wenn Wir Kommen", dass er dort nicht unbedingt fehl am Platze ist.

"Electro Ghetto" steigt auf Platz fünf der Charts ein, und Bushido hat nach seinem Weggang von Aggro Berlin und dem damit zusammenhängenden Bruch mit Homie Fler einen neuen Partner für seine Live-Shows gefunden. Saad ist fortan offiziell als Back Up-MC bei Bushidos emsigen Tour-Bemühungen angestellt.

Nicht nur da, auch auf Platte verleibt sich Bushido den gerade 19-jährigen Saad ein. Für den zweiten Teil der "Carlo Cokxxx Nutten"-Reihe übernimmt Saad den Frank White-Part von Fler und darf sich über eine Top-drei-Positionierung in den Charts freuen. Klar, dass Bushido Saad als erstes Signing seines Ersguterjunge-Labels vorstellt.

Auf sein Debütalbum muss Saad jedoch noch ein Jahr warten. Nach Bushidos kurzem Zwischenspiel hinter schwedischen Gardinen in Österreich geht es auf ausgedehnte Deutschland-Tour für das neue Bushido-Album "Staatsfeind Nr.1", bei dem Saad auf vier Tracks vertreten ist. Außerdem stellt er nach Bushido die Nummer zwei auf der ersten Ersguterjunge-Labelcompilation "Nemesis". Im Laufe der Zeit steht er mehr als 150 Mal neben Bushido auf der Bühne und leistet einen kleinen Anteil zu dessen Gewinn des "Best Live Act"-Awards bei der Echo-Verleihung 2006.

Im Juli des gleichen Jahres bekommt Saad den Lohn für seine Mühen und veröffentlicht sein Debüt "Das Leben Ist Saad", das weniger mit platten Battletracks aufwartet, sondern eher ein düsteres, teils nachdenkliches Bild des jungen Rappers zeichnet. Der Erfolg gibt seiner Entscheidung, die Musik einer Ausbildung vorzuziehen Recht: "Das Leben Ist Saad" steigt auf Platz 15 der deutschen Media Control-Charts ein.

Zusätzlich taucht Saad bei Gastauftritten auf Azads "Game Over" und Eko Freshs "Hart(z) IV" auf. Dank der Unterstützung Bushidos hat es Saad vom libanesischen Flüchtlingskind zum bekannten Vertreter der Deutschrapszene geschafft.

Baba Saad - Yayo Tape II
Baba Saad Yayo Tape II
Es brodelt im Ghetto. Nostalgielevel: hoch.
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Für Herbst 2007 holt er zum nächsten Schlag aus. Saad kündigt sein Nachfolgealbum "Der Pate" an. Wegen rechtlicher Streitigkeiten um den Titel wird die Veröffentlichung jedoch wieder und wieder nach hinten verschoben. Erst Anfang 2008 steht fest: Der Longplayer darf nicht "Der Pate" heißen. Er erscheint im März unter dem Titel "Saadcore".

Neben den Labelbrüdern Bushido und D-Bo ist auch Saads alter Weggefährte Joka wieder vertreten. Daneben sind Kay One und Ado mit an Bord. Die für Ersguterjunge-Verhältnisse wie üblich düster-melancholischen Beats stammen unter anderem von Screwaholic, Chakuza & DJ Stickle, Decay und Crada. Ein Instrumental steuert sogar Bushido höchstselbst bei, der Saad bei der Vorab-Single "Regen" zur Seite steht.

"Saadcore" chartet auf Platz neun der deutschen Hitlisten. "Ich habe das geschafft, was nur wenige deutsche Rapper in ihrer Karriere erreichen", freut sich Saad daraufhin. "Meine CD auf Platz neun der Charts zu sehen, ist einfach unglaublich. Ich danke meinen Fans und allen, die mich unterstützt haben von ganzem Herzen."

Die Unterstützung seitens Bushido hingegen nimmt einen weniger günstigen Verlauf. Der viel strapazierten "künstlerischen Differenzen" wegen gibt Saad bei einer Show von Haftbefehl im März 2011 seinen Abschied von Ersguterjunge bekannt. Wenig später hebt er sein eigenes Label Halunkenbande aus der Taufe.

Saads Album "Halunke" markiert, ebenfalls noch 2011, dessen erste Veröffentlichung. Im Jahr darauf folgt "Abgelehnt", das eigentlich auf Ersguterjunge hätte erscheinen sollen.

Saad erstes Signing - Dú Maroc und SadiQ - zeugt von keinem guten Händchen: Nach wenigen Monaten und einer gemeinsamen Platte trennen sich die Wege schon wieder, wegen - Überraschung! - "künstlerischer Differenzen". Deshalb, vor allem aber aus persönlichen Gründen, zieht sich Saad noch im gleichen Jahr zurück und verbringt einige Zeit im Libanon.

Erst Monate später nimmt er Solo-Karriere und Labelarbeit wieder auf, veröffentlicht sein Album "S Doppel A D" und heißt unter anderem EstA, Punch Arogunz und 4tune in den Reihen seiner Halunkenbande willkommen.

Ende Mai 2014 dann die Überraschung: Baba Saad erklärt, er wolle sich aus dem Rampenlicht zurückziehen, nur noch als Labelboss tätig bleiben. Ein einziges Soloalbum habe er noch auf seiner To-Do-Liste: "Das Leben Ist Saadcore" erscheint im Juli und beendet das Deutschrap-Geschichts-Kapitel Baba Saad - bis zum Rücktritt vom Rücktritt.

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