laut.de-Kritik

Selbstverherrlichung im großen Stil.

Review von

Das erste große Lob für Ekos zweites echtes Soloalbum gebührt der CD-Hülle. Zum ersten Mal zeigt das Booklet auch nach dem fünften Herausnehmen keinerlei Abnutzungserscheinungen. So was hätte ich nicht für möglich gehalten.

Ebenso wie wohl die wenigsten dem Mönchengladbacher noch einen großen Wurf zugetraut hätten. Hochgradig talentiert, Wunderkind, der German Dream - seit seiner Zeit bei Royalbunker ruhten viele Hoffnungen auf Ekrem Bora, die meisten hat er enttäuscht. Trotz immer wiederkehrender Lichtblicke in Form von Collabos oder Disstracks zeigte die Formkurve seit der Trennung von Optik Rekords stetig nach unten.

Doch an Selbstbewusstsein hat der Rapper trotz teils vernichtender Kritiken scheinbar nichts eingebüßt: "Das ist kein Comeback, das ist der Combat", kündigt er vollmundig an. Und wessen Sperma mit einem Proteinshake gleichzusetzen ist, der bleibt den Beweis nicht lange schuldig. Selbstverherrlichung im großen Stil, immer mit einem zwinkernden Auge. Und einem zweiten, das so böse guckt, wie es sonst nur ein richtig diabolischer Al Pacino hinbekommt. Don bleibt eben Don.

Dabei spielt es keine Rolle, dass bei Thematik, Reimschemata und Humor der Einfluss des ehemaligen Mentors Kool Savas allgegenwärtig scheint. Eko hat längst seinen eigenen Weg eingeschlagen und nutzt sein Erbe zu seiner Entwicklung, statt es zu verleugnen. Mit einer halbwegs vertretbaren politischen Message gewinnt er viel von der viel zitierten Street-Credibility zurück. Thug Life Atmosphäre in Kölle - was in der neuen Welt die farbige Bevölkerung, dazu wird im Zentrum des alten Europas der durchschnittliche Hartz IV-Empfänger stilisiert. So perfekt wie Eko hat in Deutschland noch niemand Tupacs Erbe ausgeschlachtet.

Der Mann versteht es, Atmosphäre zu schaffen, und er verstärkt sie mit Hilfe einer Armee hungriger und unzufriedener Rapper. Vierzehn Featuregäste, darunter Namen wie SD, Killa Hakan, Bushido und Saad, sind eine stattliche Zahl, wenn auch die Frage nach echtem Talent oftmals unbeantwortet bleibt. Das Zusammenspiel mit Sonny Black funktioniert mittlerweile eh im Schlaf, daran lassen beide bei der ersten Single "Gheddo" nicht die geringsten Zweifel aufkommen.

Die sind eher angebracht, wenn es um Ekos Wahrnehmung geht. Da kann sich Brauenschweig noch so schön auf Frauenkleid reimen, das ändert nichts an Kölns Ruf als Homosexuellenhochburg. Mit einer übrigens, und das kommt ihm zugute, vergleichbar hohen Rate von Hartz IV-Empfängern. Wer sich jedoch an solchen Kleinigkeiten aufhängt, der kann sich gleich selbst Frauenkleider anziehen. Die Stenzgang kontrolliert große Teile der Rheinmetropole, für Mädchen ist die Karriere im horizontalen Gewerbe vorbestimmt, Jungens werden Dealer - wer sich auf dieses gedankliche Experiment einlässt, der wird von der Atmosphäre auch mitgerissen.

Auch die Beats tragen ihren Anteil hierzu bei. Neben Kingsize, der sich mittlerweile zu einem sehr ernst zu nehmenden, vielseitigen Produzenten entwickelt hat, stammen sie von Bozzmusiker Sti, der österreichischen Musikschmiede Beatlefield und DJ Rocky. Klar wirken die vielen orientalischen Samples teils reichlich plakativ, aber wen interessiert das, so lange sie zum Kopfnicken animieren? Akustische Komplettausfälle sind nicht zu verzeichnen, zumindest nicht auf musikalischer Seite.

Lyrisch dagegen liegt bei Eko selbst, aber besonders auch bei manchen Featuregästen, Einiges im Argen. Obwohl "Hartz 4" wohl kaum Klassikerpotenzial hat, bietet Eko ordentliche, solide Kurzweile und den einen oder anderen Schmunzler.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Ruhe Vor Dem Sturm (ft. Antigaranti)
  3. 3. Der Don 2
  4. 4. Hartz IV
  5. 5. Gheddo (ft. Bushido)
  6. 6. Kings Of Cologne (ft. SD)
  7. 7. Darauf Kannst Du Gift Nehmen
  8. 8. Was Kann Ich Dafür
  9. 9. Bazen (ft. Killa Hakan, Ayas Kapli)
  10. 10. Ek Is Back (ft. G-Style)
  11. 11. Stenz Gang (ft. Hakan Abi, Kingsize, Summer Cem)
  12. 12. Fackeln Im Sturm
  13. 13. Wir Sind Soldier, Homie (ft. Kay-One)
  14. 14. Westside (ft. La-Honda)
  15. 15. Noch Einmal (ft. Billy)
  16. 16. Skit
  17. 17. Ihr Werdet Uns Nicht Los (ft. Saad)
  18. 18. Der Rest Ist Geschichte
  19. 19. Das Ist Mein Viertel (ft. Capkekz)
  20. 20. Bitanem (meine Türkische Freundin)
  21. 21. Türkenpimmel
  22. 22. Outro

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