laut.de-Kritik

Dieses sanftmütige Album ersetzt den Kamin in kalten Stunden.

Review von

Draußen ist es kalt und regnerisch, du bist niedergeschlagen und sehnst dich nach etwas Wärme? Bitteschön: Für dich kommt das dritte Werk, das das Arbeitstier Ryan Adams im vergangenen Jahr aufnahm. Mit "29" beschert Ryan uns wiederum Country-lastige, aber auch sehr, sehr ruhige, fast schon besinnliche Musik.

Nach zwei Alben mit den Cardinals geht Adams seinen Weg auf "29" wieder alleine (etwas Hilfe bekommt er von Ethan Johns, der schon auf "Heartbreaker" und "Gold" dabei war). Feinfühlig und sanft führen die Stücke den Hörer in einen See voller Tränen, in dem man sich stundenlang verlieren möchte. Klingt kitschig, ist es aber nicht. Ryan Adams und seine Musik sind viel zu bodenständig, um auf solche Klischees reinzufallen.

Seine Stimme klingt immer noch gebrochen, wenn sie in manchen Passagen droht, sich zu überschlagen (exemplarisch in "Carolina Rain"). Immer wieder jedoch fängt der Singer/Songwriter-Meister sie auf und mildert sie mit parallel erklingenden Gitarrenläufen ab. Denn er kann mit seiner Stimme umgehen, sie zähmen und komplett beruhigen.

Am eindrucksvollsten beweist er diese Fähigkeit auf dem sanften "Strawberry Wine". Auch "Starlit Diner" und "Elizabeth, You Were Born To Play That Part" besänftigen mit der Abbildung der sanften Gesangspur auf dem zurückhaltend gespielten Klavier. Aufgewühlter klingt Adams auf "The Sadness". Mit südländisch angehauchten Rhythmen singt er sich in Rage. "Nightbirds" beeindruckt mit seinen Dopplungen, dem Hall und einer Stimmung, als stünde man mitten in einem Gewitter. Er geht aus sich heraus, richtig laut wird er allerdings nie.

Ryan Adams schafft ein rundes, sanftmütiges Album. "29" ersetzt den Kamin in kalten Stunden und entfacht die Wut, die unter der Traurigkeit glüht: "The sadness is mine."

Trackliste

  1. 1. Twenty Nine
  2. 2. Strawberry Wine
  3. 3. Night Birds
  4. 4. Blue Sky Blues
  5. 5. Carolina Rain
  6. 6. Starlite Diner
  7. 7. Sadness
  8. 8. Elizabeth, You Were Born To Play That Part
  9. 9. Voices

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25 Kommentare

  • Vor 18 Jahren

    @dietante (« Bin auch ziemlich begeistert von dem, was ich bis jetzt gehört hab. "Twenty Nine" und "Blue Sky Blues" klingen jetzt schon total groß. Ich finds schön, dass er mal wieder ohne Band daher kommt, persönlich fand ich schon "Cold Roses" ziemlich countrylastig (aber immernoch sehr gut) und "Jacksonville" dann sogar so countrylastig, dass ich den Kauf erstmal hab sein lassen. »):

    Hört sich so an, als würde allein der Begriff "Country" unangenehme Assoziationen wecken. Zu Unrecht! Da hat jemand eine - wie ich finde - ganz vorzügliche Wikipedia-Seite zum Thema Alternative Country (http://de.wikipedia.org/wiki/alternative_c…) gemacht. Da tauchen auch einige weitere sehr hörenswerte Künstler und Bands in Richtung Ryan Adams auf. Und ich würde unbedingt noch hinzfügen: Gillian Welch und Chris Cacavas.

  • Vor 18 Jahren

    Hier lang (http://de.wikipedia.org/wiki/kategorie:alt…)

    Mit traditionellem Country, Hank Williams etc., kann ich eigentlich viel anfangen, gefällt schon ... aber der unterscheidet sich ja auch deutlich von diesem (übrigens wirklich verachtenswerten) "Mainstream-Country", der in Amerika sehr populär ist. Was mich am Artikel bisschen irritiert ist diese Erwähnung der "Aggressivität des Punks" ... wo ist denn die bei Freakwater & Co zu finden? :confused:

  • Vor 18 Jahren

    hab mir also die "Love is hell" gekauft und bin sehr angetan, überraschendes wonderwall(gefällt mir um längen besser als das original), musik zum genießen und zum ruhigwerden ...dank euch hier für den tipp!!