Der Medienkonzern Bertelsmann und das US-Unternehmen Napster Inc. gaben heute die Gründung einer "strategischen Allianz" bekannt. Das bisherige Geschäftsmodell soll verändert werden. Die Plattenfirma BMG zieht sich aus der Klage der Musikindustrie gegen Napster zurück.

New York (rai) - Wenn man "das Böse" nicht besiegen kann, muss man es halt kaufen - ein Grundgesetz der schönen neuen (alten) Ökonomie. Die Bertelsmann eCommerce Group, ein Tochterunternehmen des Medienkonzerns mit Hauptsitz in Gütersloh und Napster Inc., Betreiber der gleichnamigen Software zum Austausch von Musikdateien über das Internet, gaben heute die Gründung einer "strategischen Allianz" bekannt. Bertelsmann stellt Napster einen Kredit zur Verfügung und erwirbt die Option auf einen Anteil an dem 1999 von dem damals 18-jährigen Studenten Shawn Fanning gegründeten Unternehmen.

Weitere Details des Deals gaben die Beteiligten nicht bekannt, in der Branche wird jedoch vermutet, dass Bertelsmann für einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag die Anteils-Mehrheit an Napster übernimmt. Jetzt soll ein neues Geschäftsmodell für den Filesharing-Service erarbeitet werden, das Tantiemenzahlungen an die Rechteinhaber wie Künstler und Plattenlabels künftig gewährleistet. In anderen Worten: Mit dem kostenlosen Tausch von MP3-Dateien mittels Napster wird es ziemlich bald vorbei sein.

Napster war zuletzt durch eine Klage der Musikindustrie unter Druck geraten. Die Plattenfirmen sahen ihre Urheberrechte verletzt, da über das Programm vorwiegend Musikdateien ihrer Künstler getauscht würden. Die rechtliche Situation ist jedoch schwierig, weil das private Tauschen von Musik nicht verboten ist und Napster Inc. an den Transaktionen auch kein Geld verdiente.

Mit dem Übernahme-Coup sichert sich Bertelsmann nun eine zentrale Position im elektronischen Handel mit Musikdateien. Napster hat derzeit mehr als 37 Millionen registrierte Nutzer. Die Plattenfirma BMG, auch eine Bertelsmann-Tochter, zog sich heute aus der gemeinsamen Klage der Musikindustrie gegen Napster zurück. Eine logische Konsequenz, schließlich sitzt man ja jetzt selbst am Hebel. Thomas Middelhoff, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann AG, lud dann auch süffisant alle anderen "Musikfirmen, Plattenlabel und Künstler der Welt ausdrücklich ein, an der Entwicklung eines neuartigen, Abonnement-basierten Filesharing-Modells mitzuwirken." Zu seinen Bedingungen, versteht sich.

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