Was die Berliner Rapcombo mit einem Trailer zuvor bereits angekündigt hatte, ist jetzt auf kiz-neuruppin.de selbst erfahrbar: Der erste interaktive Musikclip hat Leichen im Keller.

Bremen (mma) - Man mag ihre Provokationen stumpf finden, sich über die bewusst frauenfeindlichen wie gewaltverherrlichenden Prollo-Texte echauffieren - in Sachen Selbstvermarktung macht K.I.Z. derzeit niemand etwas vor. Auf die medienwirksame Aktion "Reclaim Your U-Bahn" im August 2007, bei der die Rapcombo einen Spontan-Gig in der Berliner U-Bahn initiierte (laut.de berichtete), folgt jetzt der weltweit erste, wirklich weitgehend interaktive Videoclip.

Kiz-neuruppin.de lautet die Adresse zum brandneuen Video zum Track "Neuruppin", in dem sich die Kannibalen In Zivil als Serienmörder im Beichtstuhl gerieren. Makabre Lyric-Kostprobe: "Herz ist Trumpf, ich hab keins, zeig mir deins, es schmeckt gut, ich beiße hinein und spüre den Adrenalinschub". In Kooperation mit der jungen Bremer Firma Kubikfoto³ setzen die Berliner derartige Textstellen nun recht originalgetreu um.

Im Ü18-Clip darf der Hörer per Mausclick durch diverse Fototapeten navigieren. Man betritt ein abgeschiedenes Bruchhaus, wechselt in klassischer Adventure-Game-Manier durch die Räumlichkeiten in Parterre, Keller und Obergeschoss. Dort warten Grausigkeiten wie madenessende Frauen in Käfighaltung und zerstückelte Leichen auf den User.

Besonderen Reiz gewinnt der Clip durch die im Anwesen verteilten K.I.Z.-Member (inklusive der gefeatureten Kuba & Cannibal Rob), die passend zu den jeweiligen Rapparts zum Leben erwachen und mit irrem Blick ihre Lines vortragen. Sogar ein skurriles Verkaufsständchen für Fanartikel haben die Macher von Kubikfoto³ integriert.

Ist das klassische Musikvideo tot?

Langzeitmotivation ist garantiert, denn bis alle Mitglieder aufgespürt und sämtliche Interaktionsmöglichkeiten ausprobiert sind, ist der Clip mehrmals durchgelaufen. "Über die digitalen Medien sind die Ansprüche an Interaktivität gestiegen", ist von Kubikfoto³ zu hören. "One-Way-Formate wie das Musikvideo verlieren an Attraktivität. Es ist an der Zeit, sich zu bewegen. Ob die Musikindustrie mitmacht oder nicht, die Menschen wollen sich einbringen."

Peter Kruse, Psychologie-Professor und Firmen-Mitbegründer, beleuchtet den theoretischen Hintergrund zu "Neuruppin": Einerseits forderten die Konsumenten heutzutage stets Bilder, um einem Medium ihre Aufmerksamkeit zu schenken. Andererseits begrenzten die Bilder die eigene Phantasie. Der Königsweg zur Lösung des Widerspruchs sei demnach die Interaktivität.

Bleibt abzuwarten, in wieweit andere Acts dem gelungenen K.I.Z.-Beispiel folgen werden. Wer die "interactivating photography" selbst ausprobiert, sollte übrigens der Pinwand mit dem Zeitungsartikel besondere Aufmerksamkeit schenken. So viel sei verraten: Dort ist auch Kollege Bushido Thema ...

Fotos

K.I.Z.

K.I.Z.,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) K.I.Z.,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) K.I.Z.,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) K.I.Z.,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) K.I.Z.,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) K.I.Z.,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) K.I.Z.,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) K.I.Z.,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) K.I.Z.,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) K.I.Z.,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) K.I.Z.,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) K.I.Z.,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) K.I.Z.,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) K.I.Z.,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) K.I.Z.,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) K.I.Z.,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) K.I.Z.,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) K.I.Z.,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm)

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laut.de-Porträt K.I.Z.

Wenn vier Rapper gelangweilt aussehende Fans in schweißtriefende Stagediver verwandeln, können sie mit Fug und Recht das Prädikat Rampensäue beanspruchen.

7 Kommentare

  • Vor 15 Jahren

    ganz großes video zu einem passablen song
    schade da warn noch viel viel bessere songs aufn album
    aber zur thematik ist das video natürlich perfect

    5/5

  • Vor 15 Jahren

    So ein interaktives Video hab' ich schonmal von einer anderen Band gesehn, ich weiß aber nich mehr, welche...

  • Vor 15 Jahren

    @intro (« So ein interaktives Video hab' ich schonmal von einer anderen Band gesehn, ich weiß aber nich mehr, welche... »):

    Dito, war quasi son kleines Flashgame mit der Musik im Hintergrund, aber in "Echtzeit". Der Song nannte sich glaubich "Princess" von irgendeiner nichso bekannten Band...war schon sehr gut die Sache.

    Das Neuruppin Video finde ich ist sehr gut gemacht, hat Spass gemacht die Möglichkeiten zu entdecken, allerdings sieht man sich relativ schnell satt, denn bis darauf das die Protagonisten sich zu ihren eigenden Parts im Song bewegen gibt es nicht wirklich viel an Interaktion... aber ist halt doch was relativ neues und von daher ein ausbaufähiges Konzept.