Tarkan veröffentlicht seine neue Single und die sozialen Medien in der Türkei explodieren. Ist "Geççek" ein Angriff auf den Präsidenten?

Konstanz (jah) - Über 18 Millionen Aufrufe in drei Tagen, aktuell Platz eins in den deutschen YouTube-Trends noch vor Kontra Ks neuer Single: Tarkan ist zurück. Vergangenen Donnerstag hat der deutsch-türkische Popmusiker das Musikvideo zu seiner neuen Single "Geççek" veröffentlicht und damit vor allem in der Türkei für ordentlich Wirbel gesorgt. Zum einen, weil Tarkan dort ein absoluter Pop-Superstar ist und Fans seit dem letzten Album "10" 2017 sehnsüchtig auf neue Musik gewartet haben. Hauptsächlich aber, weil viele in der neuen Single eine politische Message und eine Spitze gegen das Erdoğan-Regime sehen.

"Geççek" heißt umgangssprachlich "Es wird vorbeigehen". Das ist auch die Botschaft des Songs. Grob übersetzt singt Tarkan darin beispielsweise: "Es wird vorbeigehen, natürlich wird auch das vorbeigehen. Schau, deine Hoffnung wird ihren großen Tag haben. Och och, dann werden wir vor Freude tanzen. Die blumigen Tage sind so nah, glaub mir." Auf den ersten Blick Zeilen über die ermüdende Corona-Pandemie und das ersehnte Ende eben jener. In den sozialen Medien brach kurz nach dem Release jedoch eine Debatte darüber aus, ob der Song politisch motiviert ist.

Viele Anhänger der Regierungspartei AKP werfen ihm vor, der Text sei von der Opposition in Auftrag gegeben worden, einen Abgesang auf Präsident Erdoğan anzustimmen und raten Tarkan, sich als Künstler aus der Politik herauszuhalten. Einige Oppositionsanhänger hingegen scheinen den Song für sich bereits als inoffizielle Hymne für die Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr anzusehen. Die Vorsitzende der nationalistischen İyi-Partei retweetete den Song verbunden mit den Worten "Die meisten von ihnen sind weg."

Was Tarkan, der in Deutschland geboren wurde und aufgewachsen ist, mit dem Song tatsächlich meint, bleibt unklar. Im Trailer-Video hatte er zwar viel über die Pandemie gesprochen, sich seitdem aber immer nur vage geäußert und somit Spielraum für Interpretationen gelassen. Ob beabsichtigt oder nicht: Aufgrund des politischen Zündstoffes hat Tarkans musikalisch eher schwaches Comeback ihm ordentlich Publicity beschert.

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Tarkan

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laut.de-Porträt Tarkan

Tarkan ist 1972 in Deutschland geboren, mit 15 Jahren in die Türkei gezogen und hat dort klassische Musik studiert. Wieder in Deutschland, trifft er …

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