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Babsi Bars

Tatsächlich fürn Arsch find' ich dagegen Rapper*innen, die ihre Texte nicht selbst schreiben. Klar ist Ghostwriting gang und gäbe, nicht nur im (Deutsch-)Rap. Ich verstehs aber trotzdem nicht: Entweder bist du Künstler*in und hast etwas zu sagen und das Bedürfnis, dich mitzuteilen - dann kann dir das doch niemand abnehmen? Oder halt nicht, dann halt' doch die Klappe. Kann in dem Fall doch nicht allzu schwer fallen. Oder es ist halt einfach nur ein Job für dich, dann tu' aber bitte nicht so, als sei es Kunst.

Auf Shirin David (oder Katja Krasavice) herumzuhacken, weil sie ihre Texte nicht selbst schreiben, halte ich also für vollkommen angemessen - sofern dann auch wirklich auf jedem herumgehackt wird, der seine Texte nicht selbst schreibt. Aktuell entbrennt diese alte (Realness-)Debatte nun frisch an Shirin Davids "Babsi Bars":

Ja, ohne das ganze Bohei darum, wers denn nun geschrieben hat, wäre das wirklich keiner Rede wert. Shirin David hat also mittelbegnadet Zeilen vorgetragen, die ihr irgendjemand anderes geschrieben hat, und rechtfertigt sich damit, dass sie mit der Angelegenheit wenigstens offen umgehe: "Wer war die Erste in Deutschland, die öffentlich gemacht hat, dass sie Ghostwriter nutzt und wer ihre Texte schreibt? Oh mein Gott, das war ja Shirin David!" Das ist jetzt auch schon 'ne Leistung, aha.

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11 Kommentare mit 68 Antworten

  • Vor 3 Jahren

    So sieht's aus, Dani!
    Deshalb kann ich auch Drake nicht für voll nehmen, so gut manche Tracks auch sind. Ausnahme wäre vllt noch Dr Dre, wegen Producer-/Gangsta Rap-Legacy, außerdem hatte er Eminem als Writer für 2001.

    • Vor 3 Jahren

      Okay, für Pete & Bas schreibt sicher auch irgendwer, aber die alten Herren flowen einfach so unfassbar krank - kann ich noch mit leben :D

    • Vor 3 Jahren

      Wird dann aber bei einem Dre im Vergleich zu Drizzy schon argumentativ wieder sehr dünn, das ist dir bewusst, oder? ;)

    • Vor 3 Jahren

      Ja, schwierig, aber Dre war ja vorwiegend Producer (auch mit sehr viel Hilfe von anderen). Hatte Ice Cube nicht alles für NWA geschrieben?

      Da fällt mir ein, Foxy Brown und Lil' Kim hatten auch nie/selten eigene Lyrics, glaub ich...puh, bin zwiegespalten :/

    • Vor 3 Jahren

      Also nur um das klarzustellen: Ich finde es auch gut, wenn Leute ihre Texte selbst schreiben, aber Drake nicht für voll nehmen wegen Ghostwriting und gleichzeitig Dre feiern ist schon gefährlich. :D

    • Vor 3 Jahren

      war der Beef zwischen Lil Kim und Foxy Brown nicht entbrannt weil Kim behauptete sie würde selber texten und Foxy ned?

      ''This chick running around with this stink ass gap
      And them fake ass raps having panic attacks
      You ain't a star''

      https://www.songtexte.com/songtext/lil-kim…

    • Vor 3 Jahren

      Die waren aber auch beide ultrapeinlich, Foxy war zumindest zu Beginn lecker anzugucken, was als Teenie mit Masturbationshintergund ja nicht unwichtig ist...

    • Vor 3 Jahren

      Der Punkt geht an Craze. Der Ghostwritervorwurf wird ähnlich wie der Sexismusvorwurf meist bei Artists gezogen, die man eh nicht feiert.

  • Vor 3 Jahren

    Natürlich war sie die Erste, deshalb weiß ja auch niemand, dass Eizi "Türlich, Türlich" geschrieben hat oder Sentino "Spiegel" für die krassesten Deutschrapperinnen aller Zeiten... oder Sam für Ferris.

    Es gibt Genres, wo der Sänger nicht der Autor sein muss, siehe Depeche Mode etc, wo das hervorragend funktioniert. Im Rapkontext ist es halt ein komplettes Armutszeugnis. Nur was hat die Olle mit Rap zu tun? Eben...

  • Vor 3 Jahren

    Wie dumm ist das denn? Der Rapper ist für die Delivery da. Ist doch egal ob der schreiben kann. Verlangt doch auch keiner das eine Schauspieler die Texte der Rolle schreibt die er verkörpert.

    • Vor 3 Jahren

      Wie dumm ist das denn?

    • Vor 3 Jahren

      "Einzige Mucke, wo man das was man sagt noch verkörpern muss"

      RapperInnen sollten zumindest maßgeblich am Schreibprozess beteiligt sein, bzw. diesen anführen. Wenn dann andere helfen, alles gut.

    • Vor 3 Jahren

      Nein. Einfach nur nein.

    • Vor 3 Jahren

      Sorry, Güldi, ist nur meine Meinung ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit.

    • Vor 3 Jahren

      Yo, lauti, komplettes Missverständnis. Mein Kommentar bezog sich auf den Ausgangspost. Ich bin da ganz bei dir, bzw. bin diesbezüglich sehr Oldschool-Hängengeblieben. Jemand, der*die seine Texte nicht selber schreibt, ist für mich kein MC. Ist dann halt Performer*in oder was auch immer, aber kein MC. Ich nenn ja auch jemanden nicht Buchautor, nur weil er nen fremden Text vorlesen kann.

    • Vor 3 Jahren

      Der Vergleich mit Büchern hinkt aber scon, ne? Ein Buch steht unabhängig für sich, die Rezipienten lesen es. Ein Rap-Text aber nicht, der ist Teil eines größeren Werkes, in dem sonst noch mindestens der Vortag dessen, meistens ebenfalls irgendeine Form der musikalischen Untermalung und manchmal noch ein Film enthalten sind. Wenn sich dann fünf Menschen zusammen tun, einer schreibt die Texte, einer produziert die Musik, einer macht Cuts und Scratches, einer plant die Videos und nimmt Sie auf und einer rappt die Texte ein und performt auf der Bühne, sehe ich keinen Grund das nicht zu feiern, wenn es fresh ist, und auch keinen Grund, den Menschen, der rappt, dispektierlich gegenüber zu begegnen.

      Das so Zweckgemeinschaften zum Geldverdienen mit "Kunst" eher nicht so cool sind, sollte klar sein, hat aber nichts mit (Ghost-)Writing zu tun. Und MC ist ja eigentlich noch was ganz anderes, ne?

    • Vor 3 Jahren

      @CAPS: Ja, ich kenne die Haltung und kann sie auch nachvollziehen. Und klar kann man das fresh finden, feiern und entertaining finden, nur mit meinem HipHop-Verständnis hat das halt nix zu tun. Das ist, glaube ich, wirklich der einzige Punkt, in dem ich so ein komplett verknöcherter trueschool-Spacken bin. Das geht für mich einfach nicht...

    • Vor 3 Jahren

      Yo Güldi, Dank für Aufklärung. Trueschool regiert.

  • Vor 3 Jahren

    Sorry, aber was für ein Schwachsinn. Natürlich ist es legitim, wenn ein Künstler Texte für sich schreiben lässt, egal ob Rapperin oder nicht.
    In dem Falle ist der Rapper eben nur für den Vortrag zuständig. Wo ist da das Problem?
    Eine Rapperin ist in erster Linie eine Kunstfigur.
    Shirin David würde ich allerdings raten doch etwas mehr Geld in den Ghostwriter zu investieren, dann kommt vielleicht auch etwas vernünftiges rum.

  • Vor 3 Jahren

    Sorry aber was für ein Schwachsinn. Natürlich ist es NICHT legitim, wenn ein KÜNSTLER für sich schreiben lässt. Die Aufgabe von Kunst ist es doch sein inneres nach außen zu tragen und andere Menschen so einen Einblick in seine eigene Denke zu geben und damit (gegebenenfalls) Gesellschaftliche Probleme aufzuzeigen. Das ganze passiert ja dann auch der Kunst zu liebe. Das Problem besteht aber darin das 99% der "Künstler" kein Interesse daran haben ihre Gedanken und Gefühle nach außen zu tragen sondern stattdessen daran interessiert mit wenig Aufwand eine massentaugliche Musikproduktion auf den Markt zu bringen mit der sich Geld verdienen lässt. Solche Leute Produzieren aber nicht für sich sondern für andere um genau zu sein für die Bedürfnisse des Musikmarktes. Das macht die Klischee behafteten Loredanas und Pathos überzogenen Mark Fosters dieser Welt aber noch lange nicht zu Künstlern, sondern höchstens zu gut ausgebildete Popmusikhandwerker, und das was Shirin David hier abgeliefert hat ist auch nur Handwerk und dann auch noch vom untersten Niveau.

    Für andere Musik machen ist keine Kunst. Für sich Musik machen und andere damit erreichen dagegen schon.

    • Vor 3 Jahren

      Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.

    • Vor 3 Jahren

      Nicht ganz so absolutistisch, aber im Ansatz durchaus zu unterschreiben. Differenzieren sollte man wirklich noch zwischen einer einmaligen Kollabo aufgrund von gegenseitiger Wertschätzung und/oder dem gleichen musikalischen Umfeld und deinen Auftragsarbeiten am Fließband.

    • Vor 3 Jahren

      Finde auch, die Idee ist eine schöne, daß jemand seine eigenen Texte vorträgt. Gibt in der Musikgeschichte aber auch unzählige Beispiele von Songwritern, die nicht gern performten und das dann Musikern überließen, "deren" Songs es dann wurden.

      Bei Rap versteh ichs nur etwas weniger. Immerhin würde man vermutlich so schnell keinem Rap-Texter eine Auszeichnung für gute Lyrik geben. Die Texte an sich sind fast nie gut, sondern brauchen idR. die Performance. Schatze, wenns vorkommt, wirds eine sehr enge Kollabo sein.

    • Vor 3 Jahren

      "Immerhin würde man vermutlich so schnell keinem Rap-Texter eine Auszeichnung für gute Lyrik geben."

      *hust hust*

      https://www.pulitzer.org/winners/kendrick-…

      Auch sonst natürlich ziemlicher Schwachsinn solange man nicht nur auf den Mainstream schielt.

    • Vor 3 Jahren

      Davon mal abgesehen ist die Ausgangsthese mMn ziemlich löchrig. Wenn jetzt Hanspeteralfred einen Song schreibt und ein Elton John oder eine Nina Simone sich das anguckt/anhört und sich sagt "Alter, ich fühl den Scheiß so richtig!" dann kann das, was dabei rauskommt ja immernoch genuine, von Herzen kommende nach außen gekehrte Emotion sein. Der Text/Song war dann halt einfach der Katalysator dafür.

      Davon mal abgesehen ist die Definition ja gerade für den Hiphop, den wir hier teilweise besprechen ja eh nur so mittelmäßig, dass es da sowieo oft eher um die Eigenpräsentation und das Kuktivieren eines Images geht.

    • Vor 3 Jahren

      Ein Musikpreis ist ein Lyrikpreis? Spielt eh nicht so die Rolle.

      Ansonsten haste ja so ziemlich das geschrieben, was ich auch sage. Stimme also zu.

  • Vor 3 Jahren

    Hätte echt nicht gedacht das es 2020 noch Relevanz hat, das Rapper ihre Texte nicht selber schreiben. Ist doch irgendwie naheliegend wenn man sich diese drogenkranken, seelisch verkrüppelten und sonst wie fehlgeleiteten Menschen anguckt, dass die nichts alleine schaffen. Da bedarf es Teils zehn co-Autoren (egal ob im englischen oder deutschen Sprachraum), obwohl der halbe Text nur aus Sprite, Lean, ni$$a und Versace besteht.