Casper signt bei FOUR, Joe Rilla gibt den Haudegen und Xatar muss nicht erst groß auf Gangster machen.

München (max) - Auf einer nervtötenden Autofahrt gestern Abend entstand vor meinem inneren Ohr ein fiktives Zwiegespräch, angesiedelt in einer gar nicht so weiten Zukunft:

"Caspers neues Album ist endlich raus!"

"Na und? Interessiert doch keinen mehr, der Typ."

"Was? Wieso denn nicht?"

"Weil der jetzt Major-Label-Ärsche küsst."

"Als ob das einen Unterschied machen würde. Es geht doch wohl um die Musik."

"Nein, es geht ums Künstlersein. Und zumindest als Rapper ist man als solcher nur solange glaubhaft, solange man maximal bei einem Indie-Label ist. Alles andere ist Ausverkauf und der musikalische Gang auf den Mainstream-Strich. Popwerdung."

"Quatsch. Ist doch schön, wenn seine Musik jetzt womöglich mehr gepusht wird. Und außerdem war Casper ja doch wohl eh nie der typische Untergrundszene-Heini. Dass der mit seinem Potential und Stil nicht ewig bei Selfmade Records bleiben kann und wird, war ja wohl abzusehen."

"Sag ich ja. Wenn ein A&R in der heutigen Zeit irgendwo noch möglichen Profit riecht, dann setzt der alle Hebel in Gang, um den Musiker abzuholen und auszuschlachten. Und von Caspers Emo-Schiene erhofft man sich da jetzt offensichtlich einiges."

"Aber er ist doch bei FOUR Music, dem Fanta-4-Label. Die sind doch nicht so."

"Four Music gehört zu 50 Prozent Sony BMG."

"Ich find das Album trotzdem gut."

"Guck' lieber auf die Straße."

(Schweigen.)

Die alte Diskussion also, sobald ein Rapper - ein so polarisierender wie Casper obendrein - ein Treppchen auf der Karriereleiter nimmt. Spannend immer wieder, dass ein Aufstieg in einer bürgerlichen Karriere ausschließlich positiv konnotiert ist, wohingegen jeder 'Erfolg' im Deutschrap die Fanbase mindestens diskutieren lässt, meist aber spaltet.

So auch vor drei Tagen geschehen, als besagter Casper "die Bombe" platzen ließ und bekannt gab, nun im FOUR-Lager beheimatet zu sein. Hoffen wir mal, dass das Bild zur offiziellen Pressemitteilung nicht stellvertretend für die zukünftige Präsentation des Künstlers steht.

Haudegen

Ganz ohne großes Tamtam legte Ostblokk-Granate Joe Rilla vor nun schon einiger Zeit eine saftige 180-Grad-Wende hin. Nachdem er in Sachen Rap "etwas müde" geworden war, widmet er sich seit etwa 2008 verstärkt der vermeintlichen Kehrseite des Hip Hop, namentlich der Rockmusik. Gemeinsam mit seinem Kollegen Tyron Berlin gründete er in der selbst erdachten Schublade 'Gossenmetal' die Kapelle "Haudegen".

Da Deutschrock und mein Interesse nur eine sehr kleine Schnittmenge aufweisen, hatte ich das Projekt nie wirklich auf dem Schirm und war doch angenehm überrascht, als ich unlängst im jüngsten Video zu "Wir Gegen Den Rest" sah, wie gut und stimmig sich Herr Rilla in seiner neuen Rolle macht. Achtung allerdings bei akuter Stromklampfen-Allergie! Wir befinden uns hier irgendwo zwischen Pro-Pain, Rammstein und Unheilig – nix mehr Hippi Hoppi:

Der Präsident rappt

Sich dem Rap zugewandt hat sich auch der amtierende Präsident des ostafrikanischen Staates Uganda, Yoweri Museveni. Wie rap.de berichtete, hat dieser sich von einem traditionellen ugandischen Gedicht inspirieren lassen und es in einem zeitgenössischen Kontext wiedergegeben.

"We need to keep our traditions intact, put our poems in your songs so that they are not forgotten. We need those poems." Alt und jung verbinden: Das dürfte nicht zuletzt in Anbetracht der 2011 anstehenden Wahlen in seinem Land ein kluger Schachzug sein. Der Beat geht einigermaßen klar, der Flow des Machthabers allerdings ist weniger mächtig:

Prezident rapt besser

Vielleicht sollte sich der Mann demnächst für Nachhilfe-Unterricht in Wuppertal anmelden. Präsident und Rap geht nämlich auch in gut zusammen - in sehr gut sogar. Um hier mal das Stichwort für den neuesten Streich von Prezident samt Antagonist zu geben:

"So gegen Ende November", wie er auf seiner Website whiskeyrap.de herrlich lapidar informiert, erscheint dann auch das Album "Neueste Erkenntnisse Vom Absteigenden Ast". Wie zu vermuten wieder ohne Label, ohne Manager, ohne A&R. Einfach so. Zum Runterladen. Für lau.

Richtig Gangster!
Wenn sich in Zukunft überhaupt noch jemand 'Gangster' nennen darf in Rapdeutschland, dann ja wohl unser Mann Xatar. Zu diesem Schluss kommt zumindest Spiegel Online in einem ausführlichen Bericht über den Stand der Verhandlungen gegen den Bonner, der aktuell vor Gericht seine Unschuld in dem Goldraub-Fall beweisen muss.

Track der Woche

Neu, roh und fresh wie immer – Huss & Hodn, bzw. Die Beleidiger mit ihrem Exklusivtrack "Schlangen Sind Gesprächig":

Ich, Maximum Brandl und sie, Yo Mama Fromm, sammeln und kredenzen wöchentlich Diverses aus dem Kopfnicker-Universum. Anträge, Blumen oder Punchlines an dani@laut.de oder max@laut.de.

Weiterlesen

laut.de-Porträt Casper

"Sieh die vergessenen Kids, eine betrogene Jugend, Interesse für nichts / Wieder Sechs in Physik / scheiß drauf, lässiger Blick, Messer gezückt / …

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Radio kann eine feine Sache sein. Schon so manchen hat die kluge Auswahl kundiger Radio-DJs auf den richtigen Pfad geführt. Joe Rilla, Berliner Rap-Schwergewicht, …

laut.de-Porträt Xatar

"Heute regnet es Kugeln in der Nacht, es wird nie wieder gelacht, ihr habt Xatar sauer gemacht. Ich pack' links mein Schlagring, rechts meine Axt. Ich …

23 Kommentare

  • Vor 13 Jahren

    caspers wechsel zu four music soll ein "ein Treppchen auf der Karriereleiter§ sein??? nicht aufgepasst was aus aggro oder massiv wurde? wers bei selfmade nicht schafft wird auch beim major nix. der typ hat ne arbeitseinstellung wie g-hot, deswegen is das ganze zum scheitern verurteilt

    free xatar

  • Vor 13 Jahren

    @Prezident...

    Wenn man "The Wire" zitiert, dann doch bitte im Original. Ansonsten schönes Video, guter Track!

  • Vor 13 Jahren

    @Sodhahn (« caspers wechsel zu four music soll ein "ein Treppchen auf der Karriereleiter§ sein??? nicht aufgepasst was aus aggro oder massiv wurde? wers bei selfmade nicht schafft wird auch beim major nix. der typ hat ne arbeitseinstellung wie g-hot, deswegen is das ganze zum scheitern verurteilt

    free xatar »):
    Free Xatar und Casper ne Arbeitseinstellung wie G-Hot? Ohne Worte.
    Schlangen sind gesprächig ist derbst, schon auf Dauerrotation!

  • Vor 13 Jahren

    toll, der böhse onkel rilla. jetzt weiß ich warum der mir immer schon unsympathisch war mit seiner hool-attitüde.

  • Vor 13 Jahren

    @Sodhahn (« @Antik II: nö, wobei schon verschwörungstheorien existieren, dass das ganze lediglich eine großangelegte promoaktion sei. »):

    Ich will garnicht wissen, auf was für obskuren Plattformen diese Theorien herumgeistern. Du solltest Deine Onlineverhalten überprüfen Du Walfänger!

  • Vor 13 Jahren

    prezident ist nur ein kleiner myspace mc dem ein paar altkluge studenten in den arsch kriechen, weiter nichts. casper war von anfang an jemand der nichts erreichen kann mit dieser würgestimme

    bei xatar gibt es wenigstens noch den entertainmentbonus, den die anderen eumel in 100 jahren nicht erreichen werden