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"Schneeflocken im Kopf"

Dass das Phänomen Cloudrap inzwischen die Feuilletons beschäftigt, ist nicht neu. Gerade diese Woche quälte sich aber wieder die Frankfurter Allgemeine mit der Aufgabe herum, Yung Hurn irgendwie einzuordnen: "Nimmt da ein selbsttätowierter Milchbub aus Österreich einfach einen Haufen Drogen, tippt irgendeinen Schwachsinn ins Handy (...), und absolut alle, vom Identitären Martin Sellner bis zum Großschauspieler Lars Eidinger, feiern es, wegen Verweigerungshaltung, der neue Punk, Kunst?", fragt sich Autor Florentin Schumacher.

"Oder stimmt, was jene Yung Hurn-Fans behaupten, die keine komplexe Rechtfertigung heranziehen, nämlich dass ihr Süssiboi schlicht früher als alle anderen auf der Deutschrap-Erde verstanden hat, dass Texte keinen Inhalt brauchen, solange sie Klang haben, und es einfach sehr gut klingt, wenn jemand mit Wiener Schmäh 'Lalala, lalala, lalalalalalalalalalalaaa' nuschelt (weil mit Wiener Schmäh alles sehr gut klingt), was sicher kein Schwachsinn ist, sondern Dadaismus, also Kunst?"

Eine endgültige Entscheidung wagt Schumacher nicht zu treffen, führt allerdings allerlei Punkte an, die für Yung Hurn sprechen: "Er macht so viel richtig, dass es fast nervt", schreibt er. "Während andere singende Rapper wie Nimo, Ufo361 und Bausa, mit denen Yung Hurn schon zusammengearbeitet hat, in den letzten Monaten schamlos mit dem Schlagerhaufen gespielt haben, trennt Yung Hurn von ihnen, dem ganz großen Erfolg und dem Haufen immer noch das hauchdünne Plastik eines Kotbeutels, auf dem, in Frakturschrift, 'Stil' gedruckt steht." Wunderschöne Formulierung, ich bin ein bisschen neidisch.

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