Am vergangenen Dienstag begann der Prozess gegen Noir Désir-Frontman Bertrand Cantat. Die Staatsanwaltschaft fordert neun Jahre Haft.

Vilnius (pig) - Nur wenige Tage nach Beginn erreicht der Prozess gegen Sänger Bertrand Cantat wegen Totschlags bereits eine entscheidende Phase. Dem Frontman von Noir Désir wird vorgeworfen, im Juli vergangenen Jahres seine Freundin, die Schauspielerin Marie Trintignant, so heftig geschlagen zu haben, dass sie einige Tage darauf ihren Verletzungen erlag.

Cantat gab zu, die Schauspielerin viermal geohrfeigt zu haben. Die Staatsanwaltschaft hingegen spricht von 19 Wunden am Körper der Toten. Auch die Aussagen über den Charakter des Rocksängers sind widersprüchlich: Während Cantats langjährige Ehefrau Krisztina Rady ihren Mann in zwei Worten mit "ehrlich und sanft" beschrieb und betonte, er habe in der gemeinsamen Ehe niemals Machogebahren an den Tag gelegt oder sie geschlagen, kommen von anderer Seite starke Vorwürfe. Der Witwer Trintignants, Regisseur Samuel Benchetrits, gab an, Rady habe sich ihm gegenüber oftmals über die Gewalttätigkeit ihres Mannes beklagt. Des weiteren habe er sie mit einem Messer bedroht.

In der Tatnacht des 27. Juli 2003 soll Cantat verzweifelt bei Benchetrit angerufen und von der Schlägerei berichtet haben. Auf die Frage, wie es Trintignant gehe, soll Cantat nur geantwortet haben: "Sie atmet". Cantat sei einfach nicht damit klargekommen, als Musiker aus der Filmfamilie Trintignat ausgeschlossen zu sein, zitiert die Kölnische Rundschau den ehemaligen Gatten von Marie Trintignant.

In Litauen gibt es eine spezielle Regelung für Verbrechen unter sich nahestehenden Personen. Wenn es Cantat gelingt, zu beweisen oder wenigstens glaubhaft zu machen, dass er die Trintignant in einem emotionalen Exzess geschlagen hat, verringert sich das Höchststrafmaß auf sechs Jahre. Die Anklage fordert hingegen neun Jahre Haft für den prügelnden Musiker, der seine Tat unter Tränen immer wieder als Unfall darstellt.

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